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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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Telefonbuch oder einem Straßenverzeichnis herausgeschrieben haben mußte - so nahm man jedenfalls an.
    In all dem war nur ein kleiner Trost. Man hielt mich nicht für einen gewalttätigen Verrückten. Deshalb wurde ich nicht in Sicherungsverwahrung genommen und hockte in keinem vom Wind umtosten Bau inmitten einer gespenstischen Moorlandschaft. Dafür kam ich in ein freizügiges Gefängnis für die leichten Fälle, wo die Insassen Körbe flechten und Weißkohl für den Gouverneur anbauen und sich anderen intelligenten Therapieformen unterziehen konnten.

    Das Ganze liegt jetzt schon sechs Monate zurück, und wie befürchtet, hat es in meinem Fall kein Wiederaufnahmeverfahren gegeben. Die Gefängnisverpflegung ist gräßlich, nachdem man Kallopies mit Sklesh gekostet hat. Gekochter Kohl, Stampfkartoffeln, sehniges Fleisch: das reicht aus, um jeden Gourmet mit einem letzten Rest an Selbstachtung in den Wahnsinn zu treiben.
    Aber ich mache gute Fortschritte.
    Da man meine Gruppe nicht für allzu gefährlich hält, überlassen die männlichen Pfleger uns in der Werkstatt manchmal unbeaufsichtigt unserem Schicksal. Und ich ergreife die Gelegenheit und erzähle meinen Mitinsassen von den Traumspeisen der Zukunft. Und ich vergesse natürlich auch nicht die darauf folgende Orgie.
    Und dann such’ ich mir zwölf Anhänger zusammen und tanze mit ihnen im Kreis und singe dazu:

»Von Kopf bis Fuß
    wünsch ich mir Ampathuse!«

    oder:

Ob Fleisch, ob Fisch - Humbish!«

    Natürlich gibt es hier keine Mitzi. Frauen werden von uns ferngehalten. Aber bedenken Sie auch: drei in meiner Gruppe sind unter zwanzig Jahre alt. Morris, Martin und Paul. Morris sitzt ein, weil er sich vor kleinen Mädchen entblößt hat, Martin ist ein Spanner, und Paul stahl Damenunterwäsche von der Wäscheleine. Auf ihre Art sind sie geradezu Vulkane der Sexualität und dennoch dazu bestimmt, für immer jungfräulich zu bleiben.
    Und all unsere Träume sind nun wieder voller Unruhe, nachdem ich meine Getreuen dazu überredet habe, ihre allabendlichen Dosen Schlaf- und Beruhigungsmittel auszuspucken, sobald die Pfleger ihnen den Rücken zuwenden.
    Unruhig, aber noch nicht von Werbung für Kallopies oder Koozels gestört. Aber wenn ich meinen Propagandafeldzug fortsetze und wenn die Gefängnisküche auch weiterhin derart matschigen Weißkohl auftischt, ist es unvermeidlich!
    Bedenken Sie: Frustrationsgrad zehn. Verlangensgrad zehn. Phantasiegrad zehn.

    Heute nachmittag haben wir es fast geschafft.
    Dreizehn von uns tanzten in der Werkstatt zwischen liegengelassenen Körben. Morris schwitzte nicht nur vor Anstrengung. Paul geiferte geradezu. Und Martin starrte glotzäugig in die Welt.
    Und ein kleiner Kreis an der Decke leuchtete. Es war kein Reflex des Sonnenlichts. Es war das Leuchten .
    »Haltet es fest!« schrie ich. »Knack ’ne Büchse Kallopies! Knack ’ne Büchse! Knack ’ne Büchse! Ob Fleisch, ob Fisch - Humbish! «
    In diesem Moment entdeckte mein Ausguck am Schlüsselloch, Sparky Jones, ein Alkoholiker, den Krankenpfleger Turner, wie er durch den Korridor in unsere Richtung geeilt kam. Leider mußten wir daher unsere Bemühungen unterbrechen und unsere Formation auflösen. Augenblicklich verblaßte das Leuchten.
    Doch morgen schaffen wir es. Oder in der nächsten Woche. Nun, da die Interessengemeinschaft Traumstörung sich wieder konstituiert hat.
    Speisen der Zukunft, wie ich nach euch lechze!

    © 1985 by TSR, Inc.
    (erstmals erschienen in ›Amazing Stories‹, März 1985)
    Übersetzt von Michael Kubiak

Meerfahrt nach Byzanz

    Er erhob sich bei Tagesanbruch und trat auf die Veranda hinaus, um einen ersten Eindruck von Alexandrien zu gewinnen, der einen Stadt, die er noch nicht gesehen hatte. In diesem Jahr waren die fünf Städte Ch’ang-An, Asgard, New Chicago, Timbuktu und Alexandrien; die übliche Mischung von Zeitaltern, Kulturen und Realitäten. In der Nacht zuvor waren Gioia und er nach dem langen Flug von Asgard im hohen Norden erst spät angekommen und direkt zu Bett gegangen. In diesem freundlichen, aprikosenfarbenen Morgenlicht erschienen die gewaltigen Zinnen und die Schlachten von Asgard jetzt nur noch wie ein vergangener Traum.
    Es gab Gerüchte, daß Asgards Zeit sowieso vorüber war. Er hatte gehört, daß es in kurzer Zeit abgerissen werden und dafür an anderer Stelle durch Mohenjo-daro ersetzt werden sollte. Obwohl es nie mehr als fünf Städte gab, wechselten sie ständig. Er konnte sich an eine Zeit erinnern, als

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