anderbookz Short Story Compilation II
Zombies heraufbeschworen wurden, um das Bild abzurunden. Sie brauchten sein Mitleid nicht. Und er mußte sich auch nicht selbst bemitleiden. Er wußte, daß er dankbar für die Gelegenheit sein sollte, dies erleben zu können. Eines Tages, wenn sein Traum zu Ende war und seine Gastgeber ihn in die Welt der Untergrundbahnen und Computer, der Einkommensteuer und der Rundfunknetze zurückbrachten, würde er an Mohenjo-daro denken, so wie er es einst gesehen hatte, erhabene Mauern aus eng gefügten Ziegelsteinen unter einem lastenden Himmel, und er würde sich nur an seine Schönheit erinnern.
Er schaute zurück, suchte nach Belilala und konnte sie einen Moment lang nicht finden. Dann erblickte er sie, wie sie vorsichtig eine enge Treppe hinunterstieg, die sich an der Innenseite der Befestigungsmauer abwärts wand.
»Belilala«, rief er.
Sie blieb stehen und sah in seine Richtung, beschattete dabei ihre Augen mit der Hand. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Wohin gehst du?«
»Zu den Bädern«, gab sie zur Antwort. »Willst du mitkommen?«
Er nickte. »Ja. Warte bitte auf mich, ich bin gleich unten.« Er rannte auf der Mauerkrone entlang zu ihr.
Die Bäder waren mit der Zitadelle verbunden: ein großes, offenes Becken - so groß wie ein ausgedehnter Swimmingpool -, das mit Ziegelsteinen eingefaßt war, die aufrecht stehend mit Mörtel verfugt und mit Teer wasserdicht gemacht worden waren, und acht kleinere Becken nördlich davon, in einer Art geschlossener Arkade. Er nahm an, daß in alten Zeiten der ganze Bereich einem rituellen Zweck gedient hatte, das große Becken vom einfachen Volk genutzt wurde und die kleineren Kammern für die nicht öffentlichen Waschungen der Priester und Adligen bestimmt waren. Jetzt wurden die Bäder anscheinend ausschließlich zum Vergnügen der Bürger unterhalten. Als Phillips den Durchgang entlangging, der zum Hauptbad führte, sah er fünfzehn oder zwanzig Bürger, die sich im Wasser rekelten oder langsam herumschwammen, während Temporären jenes dunkelhäutigen Mohenjo-daro-Typs ihnen Getränke und kleine, scharf gewürzte Fleischstücke servierten, so als wäre dies ein Luxuserholungsort. Aber das war es ja auch tatsächlich, dachte er. Die Temporären trugen weiße Lendentücher aus Baumwolle, die Bürger waren nackt. In seinem früheren Leben war er gelegentlich auf öffentliche Nacktheit gestoßen, ein paarmal bei Besuchen in Kalifornien und in Südfrankreich, und es hatte ihn jedesmal ein wenig verlegen gemacht. Aber hier gewöhnte er sich allmählich daran.
Winzige Backsteinkabinen stellten Umkleideräume dar, die durch unzählige, enge Treppen mit dem Innenhof verbunden waren, der das zentrale Becken umgab. Sie betraten eine der Kabinen, und Belilala schlüpfte rasch aus ihrem losen Baumwollgewand, das sie seit ihrer Ankunft an jenem Morgen trug. Mit verschränkten Armen stand sie an die Wand gelehnt und wartete auf ihn. Nach einer Weile ließ auch er sein Gewand fallen und folgte ihr nach draußen. Er empfand es als etwas frivol, in der Öffentlichkeit so nackt herumzuschlendern.
Auf dem Weg zu dem Hauptbereich kamen sie an den privaten Bädern vorbei. Keins davon schien besetzt zu sein. Sie waren elegant gebaut, Kammern mit feingefugten Backsteinfußböden und sorgfältig geplanten Rinnen, die das überschüssige Wasser in den Durchgang leiteten, der zum Hauptabfluß führte. Phillips bewunderte die Arbeit der prähistorischen Ingenieure. Er warf einen Blick in die Kammer, um zu sehen, wie die Wasserrohre und Belüftungsleitungen angelegt waren, und als er zu dem letzten Raum in dieser Reihe kam, stellte er plötzlich überrascht und peinlich berührt fest, daß er benutzt wurde. Ein kräftiger, vergnügter Mann, muskulös und breitschultrig mit üppigem, schulterlangem rotem Haar und einem flammendroten spitz zulaufenden Bart, planschte fröhlich mit zwei Frauen in dem kleinen Becken. Phillips erblickte für einen Moment ein lebhaftes Durcheinander von Armen, Beinen, Brüsten und Hüften.
»Verzeihung«, murmelte er. Sein Gesicht war hochrot. Rasch zog er sich zurück und stieß dabei Entschuldigungen hervor. »Ich wußte nicht, daß der Raum besetzt war - ich wollte nicht stören.«
Belilala war weiter vorangegangen. Phillips eile hastig hinter ihr her. Hinter ihm erklangen Salven von fröhlichem, rauhem, dröhnendem Gelächter und schrillem Kichern und das Geräusch von spritzendem Wasser. Wahrscheinlich hatten sie ihn nicht einmal bemerkt.
Er blieb einen
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