Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
Vom Netzwerk:
zurückgehangelt.
    »Na prima«, meinte Thomas trocken. »Wenn du wieder bereit bist, dann können wir unsere Arbeit fortsetzen. Du und Woody, holt den Kram aus der Landefähre. Ich bleibe hier draußen und kümmere mich um die Ausrüstung.«
    »Jawohl, Sir , Sir«, antwortete Johnboy mit freundlichem Spott, und Thomas seufzte. Johnboy war schon in Ordnung, aber im Grunde ein Windhund - man mußte ihm von Zeit zu Zeit ein wenig auf die Zehen treten. Woody und Johnboy begannen damit, Kisten aus der Landefähre herauszuholen; um in der Plowshare Raum einzusparen, war die Fähre als Lagerraum für die Vorräte benutzt worden, die sie auf der Rückreise brauchten. Es wurden einige Witze gerissen, zum Beispiel ob sie nicht die ein oder andere Kiste mit dem schockgefrorenen Brei, den die NASA allen Ernstes als eßbar bezeichnete, einfach in den Weltraum fallen lassen sollten, doch am Ende verschwanden die beiden Gestalten in ihren Raumanzügen, beladen mit Kisten, zur Luftschleuse.
    Thomas trieb nun allein im All.
    Man war dort draußen wirklich völlig allein mit nichts als der gähnenden Unendlichkeit, die einen auf allen Seiten umgab. Es war schon ein wenig unheimlich, doch gleichzeitig genoß er dieses Gefühl nach den langen Monaten, die er mit drei anderen Männern in der Enge der Plowshare zugebracht hatte. Im Schiff gab es so gut wie keine Möglichkeit, einmal allein zu sein - hier draußen jedoch gab es nichts als Abgeschiedenheit. Man war ganz allein. Da war nur man selbst, die Sterne, die Unendlichkeit ... und natürlich der Mars.
    Thomas entspannte sich am Ende seiner Leine, streckte sich genußvoll und betrachtete den Mars, der sich riesiggroß und zerklüftet unter ihm drehte wie eine langsam rotierende rostrote Kuppel. Mars! Träge ließ er seine Blicke über die vertrauten Landmarken gleiten. Das uralte ausgetrocknete Tal von Kasei Vallis, dessen Grund von kleinen Einschlagkratern übersät war ... der rötlichbraune und graue Dunst und Frost im Noctis Labyrinthus, dem Labyrinth der Nacht ... die gigantische Narbe des Valles Marineris, der größten Schlucht, die sich über zwei Drittel des Äquators rund um den Planeten erstreckte ... die riesigen vulkanischen Konstrukte von Tharsis ... und dort, das Chryseische Meer, in das sie schon bald zum erstenmal einen Fuß setzen würden.
    Der Mars war ihm so vertraut wie die Straßen seiner Heimatstadt - mehr sogar, da seine Familie während seiner Kindheit ständig von einem Ort zum anderen umgezogen war. Dabei war der Mars stets unveränderlich geblieben. Während seiner ganzen Kindheit war er vom Weltraum allgemein und vom Mars ganz speziell wie besessen gewesen ... als hätte er schon damals irgendwie gewußt, daß er eines Tages hier sein würde, körperlos wie ein Gott alter Zeiten über dem langen rotierenden roten Planeten schwebend. In der Highschool hatte er einmal ein Referat über die Tektonik der Marsoberfläche gehalten. Als er noch ein Kind war und die Grundschule besuchte, zehn oder elf Jahre alt, hatte er sich jede verfügbare Karte vom Mars eingeprägt, jeden Krater und jedes Tal und jedes Gebirge auswendig gelernt.
    Träge wanderten seine Gedanken noch weiter zurück bis zu jenem Tag auf dem Dachboden des alten Hauses in Wrightstown unweit der McGuire Air Force Base - das Heulen der Düsentriebwerke startender Flugzeuge vermischte sich mit den Geräuschen des gemütlichen Samstagnachmittags: Kinder, die mit lautem Geschrei Baseball spielten, Hundegebell, das Schnurren von Rasenmähern, der würzige Pollenduft, der mit der Frühlingsluft durch das Fenster hereindrang -, als er ein alte, eselsohrige Ausgabe von Edgar Rice Burroughs’ Roman Die Prinzessin vom Mars fand.
    Für einige Stunden blieb er dort oben unter dem Dach und las in dem Buch, während der Tag sich von ihm unbemerkt seinem Ende entgegenneigte, bis das Licht so schlecht wurde, daß er die Buchstaben nicht mehr erkennen konnte. Und in dieser Nacht las er im Bett weiter, unter der Bettdecke und im Licht einer Kugelschreiberlampe, bis er schließlich eingeschlafen war, und in seinen Träumen erschienen riesige, vierarmige grüne Männer, Thoats, Zitidars, langschwertschwingende Helden und wunderschöne Prinzessinnen ... die Zwillingsstädte von Helium ... der Boden des aus ausgetrockneten Meeres, der vom opalisierenden Licht der beiden umlaufenden Monde erleuchtet wurde ... die Felshöhlen der Tharks, der barbarischen Reiter, die sich mit glitzernden Juwelen und seidener Reitkleidung

Weitere Kostenlose Bücher