anderbookz Short Story Compilation
hinzufügte. Ein paar Leute mit getriebenen Tätowierungen auf den Gesichtern, Leute aus dem Hinterland, wanderten großäugig von Tisch zu Tisch und besprachen sich leise.
Waagschalen klapperten, Lebensmittel wurden gewogen, Küken und Enten lärmten, ein Esel schrie nahe dem großen Pferch, wo größeres Vieh verkauft wurde. Ein Ziegenkarren lieferte Süßkartoffeln an einen Händler, der zu zetern begann, weil sie noch zu hart waren. Der Fuhrmann zuckte nur die Achseln und deutete auf seinen Lieferschein. Der Händler warf seine Schürze zu Boden und marschierte auf das Geschäftsviertel von Onitsha zu, verfluchte die Ernte, die Fuhrmänner und die Lebensmittelgenossenschaften.
Robert ging an den Obstständen vorbei, obwohl der Duft reifer Mangopflaumen ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Er hatte jetzt schon seit drei Wochen das Mittagessen ausfallen lassen und seine Freitagpennys gespart. Im Schulgebäude schlug weit entfernt die Zehn-Minuten-Glocke. Er würde sich beeilen müssen.
Er kam zu den größeren Ständen am gegenüberliegenden Ende des Marktes, wo die Buchverkäufer waren. Er konnte aus fünfzig Yards Entfernung die hellen Papierumschläge und dunkel gedruckten Titel und einige der Titelbilder darauf sehen. Er ging zum Stand von ›Mr. Fred’s Druckwaren und Erstklassige Bücher‹, der sein Lieblingsstand war. Der Angestellte, der ihn inzwischen kannte, nickte Robert zu, als er den Bereich des Standes betrat. Er war ein netter junger Mann in den Zwanzigern, gekleidet in einen dreiteiligen Anzug. Er sah auf die Uhr.
»Kommst du heute morgen nicht zu spät zur Schule?«
Robert wollte die Zeit nicht mit Reden vergeuden, aber er sagte: »Ich weiß, welche Bücher ich will. Es dauert nur einen Augenblick.«
Der Angestellte nickte.
Robert ging die langen Regale mit ihren vertrauten Titeln ab. Säufern ist die Bar der Himmel; Ruth, das Honigmäulchen; Johnny, der besorgte Ehemann; Die Dame, die mich zum Romantiker machte; Mabels Rückkehr, in einem Drama über: Wie ich meine Schwester heiraten sollte, letzteres mit einem Bild von Miss Julie Engebe, der berühmten Bühnendarstellerin, auf dem Umschlag, was, wie Robert wußte, genau der richtige Weg war, um die Leute zum Kaufen zu verleiten.
Die meisten Bücher waren broschiert, dünn, etwa fünfzig Seiten umfassend. Manche trugen helle, mittels Schablonen aufgemalte Schriftzüge, andere Zeichnungen; ein paar hatten photographios . Robert drehte sich am Ende des Regals um und las rasch die Titel in den anderen; Die Abenteuer von Wachtmeister Joe; Eddy, ein Großstadtjunge in Nöten; Taschenenzyklopädie der Etikette und des guten Geschmacks; Warum Jungen teuren Mädchen nicht trauen; Wie man ohne viel Fehler das Leben eines Junggesellen führt; Volkssagen der Ibo, die Sie kennen sollten.
Er fand, wonach er suchte. Clios Peitschen von Oskar Oshwenke. Es war ebenso dünn wie die anderen, und der Schriftzug auf dem rot-grün-schwarzen Umschlag war in drei verschiedenen Schriftarten gedruckt. Es gab sogar ein anderes i in dem Wort Peitschen .
Robert nahm es aus dem Gestell (es war schon ziemlich abgegriffen, aber Robert wußte, daß es das einzige Exemplar im Laden war). Er bückte sich zwei Regale tiefer, wo die Theaterstücke standen, und suchte sich Das Stück vom Eidstab von Otuba Malewe und Der zürnende Türke oder Bajazet II von Thomas Goffe heraus, einem England-Europäer, der vor dreihundert Jahren gelebt hatte.
Robert kehrte zum Ladentisch zurück, ganz außer Atem von seiner Jagd durch den Stand.
Der Angestellte schrieb Zahlen auf zwei Seiten eines Quittungsblocks. »Das macht vierundzwanzig neue Cent, junger Mann«, sagte er.
Robert blickte ihn verständnislos an. »Aber gestern hätte das doch noch zweiundzwanzig Cent gemacht«, sagte er.
Der Angestellte sah noch einmal auf die Bücher. Dann bemerkte Robert, daß der Preis auf dem Goffe-Drama, sechs Cent, durchgekreuzt war und jemand mit einem dicken, roten Stift acht Cent darübergeschrieben hatte.
»Mr. Fred ist gestern persönlich vorbeigekommen und hat sich den Bestand angesehen«, sagte der Angestellte. »Manche Preise hat er erhöht, andere hat er großzügig gesenkt. Es gibt jetzt viel mehr Zwei-Cent-Bücher vorne in der Kiste«, sagte er entschuldigend.
»Aber ... ich habe nur zweiundzwanzig Cent.« Roberts Augen begannen zu brennen.
Der Angestellte blickte auf die drei Bänder. »Ich sag dir was, junger Mann. Ich gebe dir diese Bücher für zweiundzwanzig Cent.
Weitere Kostenlose Bücher