anderbookz Short Story Compilation
Wenn du zwei weitere Cent hast, bringst du sie mir umgehend . Wenn der andere Angestellte oder Mr. Fred hier sind, erwähnst du nichts von der Sache. Hast du verstanden?«
»Ja, ja. Vielen Dank!« Er reichte ihm sein ganzes Geld hinüber. Er wußte, daß es so etwas wie Borgen war, was seine Mutter ihm ausdrücklich verboten hatte, aber er wollte die Bücher doch so schrecklich gern.
Er stopfte die Broschüren und Quittungen in seinen Ranzen. Als er vom Bücherstand fortlief, sah er, wie der nette junge Angestellte in seine Westentasche griff, zwei Penny herausholte und sie in seine Kasse tat. Robert lief, so schnell er konnte, zur Schule. Er würde sich beeilen müssen, um nicht zu spät zu kommen.
Mr. Yotofeka, der Direktor, blickte auf den säumigen Übeltäter.
»Robert«, sagte er und sah dem Jungen direkt in die Augen, »ich bin sehr enttäuscht von dir. Du bist doch ein kluger Schüler. Kannst du mir vielleicht einen guten Grund nennen, warum du dreimal in zwei Wochen zu spät zur Schule gekommen bist?«
»Nein, Sir«, sagte Robert. Er richtete seine Brille, deren einer Bügel mit Kreppband umwickelt war.
»Nicht den geringsten?«
»Der Weg war länger, als ich dachte.«
»Du bist dreizehn Jahre alt, Robert Oinenke!« Seine Stimme wurde lauter. »Du wohnst weniger als eine Kongomeile vom Schulgebäude entfernt, in das du seit sieben Jahren gehst. Du solltest mittlerweile wissen, wie lange du brauchst, um von deinem Zuhause zur Schule zu kommen!«
Robert zuckte zusammen. »Ja, Sir.«
»Reich mir deinen Schulranzen, Robert.«
»Aber ich ...«
»Gib ihn mir.«
»Ja, Sir.« Er reichte die Tasche dem Direktor, der über ihm gebeugt stand. Der Mann öffnete sie, nahm die Schulbücher und Schreibhefte heraus, dann die Broschüren. Er blickte auf die Quittung herunter, dann auf Roberts Akte, die aufgeschlagen wie das große Buch des Heiligen Petrus der Christen im Himmel vor ihm lag.
»Hast du nichts gegessen, um dir diesen Schund zu kaufen?«
»Nein, Sir.«
»Nein, ja? Oder ja, nein?«
»Ja. Habe ich nicht.«
»Robert, zwei davon sind der reinste Dreck. Ich sehe mit Freuden, daß du wenigstens ein gutes Bühnenstück gekauft hast. Aber deine andere Wahl ist einfach, einfach ... Du hättest dein Geld ebensogut in ein Zibetkatzenloch werfen können, statt dies hier zu kaufen.« Er hielt Clios Peitschen hoch. »Weiß deine Mutter, daß du so etwas liest? Und dieses Theaterstück! Der Eidstab handelt von einer Art primitiven Aberglaubens, den wir noch vor der Unabhängigkeit hinter uns gelassen haben. Willst du, daß die Leute wieder an solche Sachen glauben? Wünschst du dir, daß Blutrituale und Stammesstreitigkeiten zurückkehren? Der Mann, der dies schrieb, ist so gut wie gar nicht literarisch gebildet, gerade erst aus dem Buschland zu uns herübergekommen.«
»Aber ...«
»Komm mir nicht mit ›aber‹. Benutze unsere Schulbücherei, Robert, oder die ausgezeichnete öffentliche Bibliothek. Suche dir Bücher, die dich unter Berufung auf deine höhere Natur emporheben. Bücher, die von gebildeten Leuten geschrieben wurden, die auf die Universität gegangen sind.« Robert wußte, daß Mr. Yotofeka stolz auf seine Bildung war und daß er und andere wie er auf die Bücherstände und deren Angebot herabschauten. Er las wahrscheinlich nur Bücher, die von Universitäten veröffentlicht wurden, oder richtige Bücher, die aus Lagos oder Kairo kamen.
Mr. Yotofeka wurde ernst und geschäftsmäßig. »Für dein Zuspätkommen sitzt du drei Tage nach. Du wirst Mr. Labuba beim Saubermachen helfen.«
Mr. Labuba war der Hausmeister. Er war groß und langsam und roch nach alten Kleidern und Yohimbe-Kautabak. Robert mochte ihn nicht.
Der Direktor schrieb eine Notiz auf ein Formular und reichte es Robert. »Du nimmst diese Notiz mit nach Hause zu deiner schwer arbeitenden Mutter und läßt sie sie unterschreiben. Du wirst sie mir morgen noch vor dem zweiten Glockenschlag zurückgeben. Wenn du wieder zu spät kommst, Robert Oinenke, wird es kein Eidstab sein, den ich auf deinem Rücken tanzen lasse.«
»Ja, Sir«, sagte Robert.
Als er an diesem Nachmittag nach Hause kam, ging Robert schnurstracks zu seiner kleinen Nische im hinteren Bereich des Hauses, wo sein Bett und sein Arbeitstisch standen. Auf dem Tisch befanden sich Bleistifte, Tintenfüller, Radiergummi, Lineal, Kompaß, Winkelmesser und Klebstoff. Er holte seine Schreibhefte aus dem Ranzen, dann stellte er die drei Bücher, die er gekauft hatte, in
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