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anderbookz Short Story Compilation

anderbookz Short Story Compilation

Titel: anderbookz Short Story Compilation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch , Doris Egan , Gardner Dozois , Jack Dann , Michael Swanwick , Tanith Lee , Howard Waldrop , Katherine V. Forrest
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und seinen Radiergummi nähergerückt hatte, an die Arbeit an seinem Stück zurück. Er fuhr an der Stelle fort, wo König Motofuko durch Häuptling Renebe seinen Astrologen herbeirufen läßt.

    MOTOFUKO: Jenen Sternen gleich, die über uns’ren Köpfen prunken, heller noch als die sieben geordneten Planeten? Und doch brennen sie, machtvoll gealtert, binnen einer Woche aus?
    ASTROLOGE: Geradeso! Jene, die sich nach ihrem gleißenden Antlitz verzehren, vergessen die Kürze ihres Feuers. Der Mond hingegen, so nah wie heiß, bleibt bestehen und überdauert alles.
    MOTOFUKO: Denkt ihr also, der Häuptling Renebe sei bloß ein fünfmonat’ges Wunder?
    ASTROLOGE: Die Götter selbst weinen, wenn sie seinen Aufgang sehn! Setzt er gegen Euer Land auch ein gleißendes Fanal, so werden seine Anhänger seine Asche und Schlacke doch in irgendeinem armen Loch vergraben, noch bevor er den mächtigen Niger erreicht. Solches Licht erweckt den Neid der Götter.

    Robert hörte, wie seine Mutter draußen mit einem Nachbarn sprach. Er schlug das Schreibheft zu, räumte Clios Peitschen beiseite und lief hinaus, um ihr beim Hereintragen der Einkäufe zu helfen.
    Während der Schulpause am nächsten Morgen blieb er im Klassenzimmer und gesellte sich nicht zu den anderen auf den Hof. Er schlug sein Schreibheft auf und spann die Szene fort, in der Häuptling Renebe, der König Motofukos gesamte Ländereien erobert und all seine Frauen und (wie er glaubt) sämtliche Kinder des Königs umgebracht hat, auf dem Weg zu König Motofukos Hauptstadt seinen General darüber befragt.

    RENEBE: Und Ihr seid gewiß, daß all seine Kinder tot, all seine Krieger an die maurischen Hunde verkauft sind?
    GENERAL: So gewiß, wie die Sonne auf- und wieder untergeht, Eure Hoheit. Ich selbst hielt seine Kinder an den Beinen, schwang sie wie Kübel um meinen Leib, bis ihre Glieder knackten und ihr Genick brach. Was die Häuptlinge betrifft, so wurden sie fortgeschickt, um in den Neuen Ländern nach Erz und Süßkartoffeln zu graben, auf daß sie Euch nimmermehr belästigen mögen. Aus seinem Vieh bereiteten wir ein großes Festmahl, seine Schafe trieben wir in alle Himmelsrichtungen davon.

    Dies wäre wichtig für den Theaterbesucher: König Motofuko war geflohen, aber er hatte auch seinen vierjährigen Sohn Motofene mitgenommen und ihn unter den Leithammel geschnallt, unmittelbar bevor die Soldaten in der Großen Schlacht von Yotele angriffen. Als die Soldaten die Schafe vertrieben, schickten sie seinen Sohn in Sicherheit, und die Schäfer schickten ihn noch weiter fort, an einen Ort, wo er aufwachsen und Pläne schmieden konnte.
    Die Geschichte von König Motofuko war eine alte Geschichte, die jeder Theaterbesucher in Onitsha kannte. Robert nahm sich seine Freiheiten damit - die Geschichte mit den Schafen stammte aus seiner Lieblingsstelle in der Odyssee , wo die Griechen sich in der Höhle des Polyphem aufhalten. (Der wirkliche Motofene war fortgeschickt worden, um lange vor dem Angriff von Häuptling Renebe dem Häuptling des Nachbarstaates als Geisel zu dienen.) Und Robert würde auch noch ein paar andere Dinge ändern. Der Ärger mit dem wirklichen Leben war, dachte Robert, daß es gewöhnlich öde und voller Leute wie Mr. Yotofeke und Mr. Labuba war. So gar nicht, wie die Geschichte von König Motofuko eigentlich sein sollte.
    Robert bewahrte sein Exemplar von Clios Peitschen im Innern seines Ägyptisch-Grammatikbuchs auf. Er las: »Bald schickten alle Länder Europas, die es sich erlauben konnten, Expeditionen zu den Neuen Ländern. Es gab Reichtümer im Inland und sehr viel Raum, doch der Weiße Mann mußte andere herbeibringen, um sie zu fördern und die mächtigen Bäume für die Schiffe zu fällen. Das war, als die Weißen Europäer erst richtig damit begannen, Sklaven von arabischen Händlern zu kaufen und sie zur Warmen See hinüberzuschicken, auf daß sie dort Tiere häuteten, Häuser bauten und ihnen in jeder Hinsicht dienten.
    Afrika wurde überfallen. Ganze Stämme wurden in die Sklaverei und Erniedrigung verkauft: schlimmer noch, Kriege wurden zwischen Schwarz und Schwarz ausgetragen, um Sklaven zu machen, die man nach Europa verkaufen konnte. Mutter Afrika wurde immer wieder vergewaltigt, aber sie wurde auch durchreist und kartografiert: Große Gebiete mit der Bezeichnung ›unerforscht‹ auf den Karten des Weißen Mannes schrumpften mehr und mehr, so daß um 1700 nur noch wenige solcher Orte übrig waren.«

    Miss Mbene kam vom Schulhof

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