anderbookz Short Story Compilation
verfügen nur über eine primitive Stromversorgung. Weitere Erfordernisse stehen auf dem Sektor der Gesundheit und Vorsorge an, doch wir sind nicht so furchtbar zurück wie die primitivsten der Weißen Europäer in ihren von Kriegen verwüsteten Ländern oder in ihren wenigen verstreuten Enklaven in den Plantagen und Hochwäldern der Neuen Länder.
Es ist an euch, der Jugend des heutigen Afrika, unsere Botschaft von Wohlstand und gutem Willen an diese Leute weiterzugeben, die durch die Geschichte nun so sehr mißhandelt wurden wie wir Afrikaner einst durch sie. Ich wünsche euch viel Glück.
Oskar Oshwenke,
Onitsha, Nigeria, 1889.«
Robert schob seinen Besuch bei der Marktbude von Mr. Freds Buchladen so weit hinaus, wie er konnte. Es war Erstverkaufstag.
Er sah, daß der nette junge Angestellte da war. (Er hatte ihn von den zehn nigerianischen Dollar Vorschuß ausbezahlt, die seine Mutter nach der Unterzeichnung vor zwei Wochen bekommen hatte. Seine Mutter konnte es immer noch nicht glauben.)
»Ho, he, Herr Autor!« sagte der Angestellte. »Ich habe deine drei Freiexemplare für dich. Mr. Fred wünscht dir jede Menge Erfolg.«
Der Angestellte rückte sein Buch und John-John Motullas Wildhüter Bob und der verrückte Elfenbeinjäger auf dem Verkaufstisch zurecht, gleich neben einen dicken roten Papppfeil mit der Aufschrift: GERADE ERSCHIENEN!
Sein Buch würde überall in der Stadt zu haben sein. Er blickte auf den Umschlag der drei Exemplare in seinen Händen:
DER TRAGISCHE TOD DES KÖNIGS
MOTOFUKO
UND WIE MAN IHN BETRAUERTE
Ein Drama von Robert Oinenke
unter Anleitung von
MR. FRED OLUNGENE
»Dem Mächtigen Mann der Presse«
erhältlich in Mr. Freds erstklassigem Buchladen
Markt Nr. 300, und im Büro des
Wöchentlichen Vulkan
Marktstraße 12
ONITSHA, NIGERIA
Preis 10 ct N.
Auf dem Heimweg kam er um eine Ecke, wo eine Gruppe Jungen den weißen Mann verspotteten. Der Mann war betrunken und hatte sich gerade auf den Pfahlsockel eines Ladens übergeben. Sie lachten ihn aus.
»Bring euch um. Bring euch alle um. ’s wär nicht schade«, murmelte er und versuchte zu stehen.
Die Worte aus Clios Peitschen kamen Robert in den Sinn. Er trat zwischen die älteren Jungen und reichte dem weißen Mann drei nigerianische Cent. Der weiße Mann schaute aus siechen, grauen Augen zu ihm auf.
»Danke Ihnen, junger Herr«, sagte er und schloß fest seine Hand.
Robert eilte nach Hause, um seiner Mutter und den Nachbarn seine Bücher zu zeigen.
© 1986 by Omni Publications International, Ltd.
(erstmals erschienen im ›Omni‹, August 1986)
Übersetzt von Michael Nagula
Der Weihnachtsmann-Kompromiß
Die ersten Enthüllungen gerieten am Tag nach dem Erntedankfest in die Schlagzeilen. Kaum war ein Jahr vergangen seit der epochalen Entscheidung des Obersten Gerichts, daß sämtliche Bürgerrechte schon vom fünften Lebensjahr an Gültigkeit haben sollten. Nach Jahrhunderten der Entmündigung und Repression war nun auch die letzte Minderheit endlich frei. Frei, um zu heiraten. Frei zu wählen und ein Amt zu bekleiden. Frei, die Zeit zum Schlafengehen selbst zu bestimmen. Frei, das Taschengeld nach eigenem Gutdünken auszugeben.
Für jene Gruppen des öffentlichen Lebens, die die Emanzipation der Youngster in Gang gesetzt hatten, brachen goldene Zeiten an. Ein typisches Beispiel war das Kaufhaus von Lord & Taylor, das sich während der zwei voraufgegangenen Jahre mächtig verschuldet hatte, weil zu der Zeit gerade Thermo-Körperfarben stark in Mode waren. Nachdem das Kaufhaus seinen Namen in ›Blöde Klamotten & Doofe Schuhe‹ geändert hatte, schnellten schon im zweiten Quartal von ’79 die Erträge in Rekordhöhen. Im Unterhaltungssektor schaffte das Broadway-Musical I See London, I See France den absoluten Durchbruch, und zwar sowohl bei den Zuschauern als auch bei der Kritik. Der für die Our Own Times schreibende Theaterkritiker Sandy Myers stellte fest: »Ich finde, das Musical zeigt, wie toll unsere Kinder heutzutage drauf sind. Ich finde, jeder, der gerne singt und tanzt und solche Sachen macht, sollte hingehen und zugucken. Aber prüde Typen seien gewarnt: Die Witze sind ganz schön derb.«
Derselben Zeitung gehörten die detektivischen Reporter Bobby Boyd und Michelle Ginsberg an, die an einem denkwürdigen Novembermorgen die Weihnachtsmanngeschichte auseinanderpflückten. Unter dem fettgedruckten Aufreißer:
ES GIBT KEINEN WEIHNACHTSMANN!
berichtete Bobby, wie ihm vor einigen Monaten, als
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