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Anderer Welten Kind (German Edition)

Anderer Welten Kind (German Edition)

Titel: Anderer Welten Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ehmer
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von Angesicht zu Angesicht vor Ricky zu stehen und gegen ihn auszusagen. Wie sollte er jemals wieder in sein altes Leben zurückkehren, wenn der Kommissar Ernst machte? Er überlegt fieberhaft, ob es eine harmlose Erklärung für die Fotos geben könnte, als der Kommissar seine Faust auf den Tisch donnerte und brüllte: „Jetzt reicht es. Schluss! Du kommst jetzt mit, Bürschchen! Wir haben noch ganz andere Mittel!“
    Christian stieß einen kleinen Schrei aus, so sehr erschrak er, und auch Ingeborg fuhr zusammen und schnellte nach hinten.
    Der Kommissar wuchtete sich von seinem Stuhl hoch, bückte sich und klaubte die Papiere zusammen. Zornesfalten ließen sein rosiges Gesicht schrumpfen. Um an seine Aktentasche zu gelangen, musste er in die Knie gehen, und als er auf Augenhöhe mit dem erstarrten Christian war, sagte er: „Na los, oder worauf wartetest du noch?“
    Christian standen die Tränen in den Augen und er schluchzte und zog die Nase hoch und hatte dem Kommissar nichts mehr entgegenzusetzen.
    Als er geendet hatte, waren Malskat, das Deepenmoor, Ricky von Dülmen nicht mehr länger sein von ihm so lange gehüteter Schatz, wobei er die stückweise Preisgabe so empfand, als wenn er sich mit jedem Detail ein wenig weiter aus den Klauen des Kommissars befreien könnte. Und er forschte in dessen Miene, ob es genügte, was er teils nuschelnd, teils verhalten zögerlich von sich gegeben hatte. Dabei versuchte er, Ricky so harmlos wie möglich darzustellen, führte als Beweis das erste Treffen mit Ricky und Helga im Venezia an, ließ das zweite aus, und biss sich beinahe auf die Zunge, als Hoesler sofort insistierte, „Helga, wer? Name, Vorname, Wohnort“ und Christian sie opferte, immer noch in der Hoffnung, seine Bereitschaft zur Kooperation unter Beweis zu stellen. Nichts verriet in der Mimik des Kommissars, dass ihm der Name geläufig wäre. Bis zum Schluss seiner Beichte gelang es ihm, Wullenwever außen vor zu lassen.
    Das Entstehen der Fotos versuchte er als Spiel zu verkaufen, schilderte die Verkleidungsszene, wie sie sich abgespielt hatte, und dass er sich nichts dabei gedacht habe, es sei so lustig gewesen.
    Wie es denn zu dem Besuch bei Herrn von Dülmen gekommen sei, wollte der Kommissar wissen. Er sei von ihm eingeladen worden, antwortete Christian wahrheitsgemäß.
    „Und die Bilder?“
    Bilder hätte er nicht gesehen und er konnte zum ersten Mal in dem Gespräch die volle Wahrheit sagen und er tat es mit so einer Inbrunst, dass der Kommissart die Augen zusammenkniff und nachhakte, ob Christian denn wüsste, was Richard von Dülmen gemalt hätte.
    „Gesehen hab ich keine“, sagte Christian, „aber im Venezia hatte Ricky … äh … Herr von Dülmen, erzählt, dass er Landschaften male.“
    „So, so, Landschaften.“ Der Kommissar nickte.
    Langsam beschlich Christian die Ahnung, das könnte alles gewesen sein, und die erste Erleichterung machte sich breit, als der Kommissar sagte: „Na, schön und gut, das lässt sich ja alles überprüfen. Herr von Dülmen wird ja wohl deine Aussagen bestätigen. Oder gibt es noch etwas, was du bisher verschwiegen hast?“
    Christian schüttelte heftig den Kopf, vielleicht ein wenig zu heftig und ein wenig zu schnell. „Nein, ich glaub, das war alles.“
    „Und … hat dich von Dülmen nicht gestreichelt, habt ihr euch nicht geküsst? Mein Junge, du musst jetzt alles sagen.“
    Ingeborg saß wie holzgeschnitzt auf ihrem Stuhl. Während Christian zögernd erzählte und jedes neue Detail ihr Eingeständnis vergrößerte, sie wisse überhaupt nichts von ihrem Sohn, versuchte sie herauszufinden, was denn an dem, was Christian erzählte, strafbar sei. Verwerflich vielleicht, aber doch nicht strafbar. Im Großen und Ganzen war es ihr eher peinlich, dass sie so gar keine Kontrolle über ihren Sohn mehr ausübte, aber ein kriminelles Handeln konnte sie beim besten Willen nicht entdecken. Einen Widerwillen gegen den Kommissar und seine abscheulichen Fragen musste sie niederkämpfen. Deshalb fragte sie, bevor Christian antworten konnte, ob es denn irgendwelche Vorwürfe gegen Christian gäbe.
    Kommissar Hoesler war ungehalten. „Später, Frau Lorenz“, fauchte er.
    Jetzt hatte die dumme Kuh ihrem Bengel doch tatsächlich eine Pause verschafft. So ein Scheiß, dachte er und beugte sich sofort zu Christian hinüber und zwang seine Stimme zu neutraler Freundlichkeit: „Also, mein Junge, hat er dich berührt?“
    Christian verneinte die Frage mit einem fast trotzigen

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