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Anderer Welten Kind (German Edition)

Anderer Welten Kind (German Edition)

Titel: Anderer Welten Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ehmer
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Malskat wohnte? Aber warum hatte er das nicht einfach gesagt? Wollte ihn Ricky auf die Insel locken, um … um was zu tun? Er hatte keine Ahnung, nur dieses Gefühl, und dieser Blick vorhin, was hatte der zu bedeuten? Christian begann sich sehr unwohl zu fühlen, langsam beschlich ihn Angst, worauf hatte er sich bloß eingelassen. Am besten, er wartete auf dem Steg auf von Dülmen. Er konnte ja sagen, er müsse dringend nach Hause, was in gewissem Sinn auch stimmte. Seine Eltern sahen es nicht gern, wenn er zum Abendessen nicht zu Hause war.
    Gerade als er sich in Bewegung setzte, hörte er eine Tür schlagen, und ein paar Augenblicke später füllte von Dülmen den Eingang aus.
    „Siehst du, es hat nicht lange gedauert.“
    Er stellte ein in Packpapier eingewickeltes Paket in der Form eines Bildes an dem Regal ab.
    „Du stehst ja immer noch da“, sagte er und musterte Christian. „Stimmt irgendetwas nicht?“
    Gar nichts stimmte. Christian wollte weg.
    „Ich muss nach Hause“, sagte er.
    Seine ganze Haltung drückte Abwehr aus. Er war auf dem Sprung, bereit, an von Dülmen vorbeizustürzen. Von Dülmen verstand ihn falsch, denn er machte eine Bewegung auf ihn zu, um ihm den Arm zu tätscheln und ihn zu beruhigen. Er hatte bemerkt, dass Christian unter Spannung stand, und interpretierte sie nicht als Angst vor ihm, sondern als ein Unwohlsein in der fremden Umgebung. Die Reaktion von Christian kam prompt. Er wich zurück.
    „He, he, was ist los? Ich tu dir nichts.“
    Ricky von Dülmen war konsterniert. Er hatte doch mit keiner Geste auch nur den kleinsten Annäherungsversuch unternommen. Instinktiv hielt er in seiner Vorwärtsbewegung inne. Das fehlte noch, dass der Junge etwas in den falschen Hals kriegte. Nichts Ferneres lag ihm im Sinn, obwohl, so ganz unangenehm war ihm die Vorstellung nicht.
    Als Christian den betroffenen Ausdruck in Rickys Gesicht sah, merkte er, dass ihn seine Angst schon wieder in eine Situation gebracht hatte, die er nicht beherrschte, die ihm ein Verhaltensmuster aufzwang, das er, wie er deutlich spürte, als vollkommen unangemessen empfand, dem er aber nichts entgegensetzen konnte. Er hob beide Hände, die Handflächen nach außen gedreht.
    „Es ist nichts“, sagte er. „Ich muss wirklich nach Hause. Aber …“, er zögerte, dann brachte er es heraus, „wohnt hier Malskat gar nicht? Ich habe es mir ganz anders vorgestellt.“
    Die Erleichterung war von Dülmen förmlich anzusehen. Er strahlte über das ganze Gesicht.
    „Doch, doch“, versicherte er, „er wohnt schon hier.“
    Er schaute sich um. „Es stimmt, es ist nicht besonders wohnlich in diesem Zimmer. Das liegt wohl daran, dass er nicht oft hier ist und sich noch nicht richtig eingerichtet hat. Sein Atelier ist übrigens im Gartenhaus. Komm mal mit.“
    Es handelte sich dabei um einen einzigen Raum von vielleicht fünfzehn Quadratmetern, der die gesamte Fläche des Hauses einnahm, an allen Seiten Fenster, ähnlich denen der Kate, vielleicht ein bisschen größer, sodass das Licht gleichmäßig eindringen konnte, mit einem kleinen Sims, auf dem einige leere Dosen standen. Die Decke war offen, das Gebälk in den Raum integriert. Es gab fast keine Möbel, außer einer alten, dunkelgrünen Couch mit hohen Lehnen und fast senkrechtem Rückenteil, zwei Stühlen und einem Schemel wie in dem Zimmer im Haus. Die Wände strahlten kalkweiß. Auf einem Tisch im hinteren Teil standen zwei Becher mit Pinseln und eine Reihe von Farbtuben lag verstreut, eine Palette mit eingetrockneten Farbresten vervollständigte das Bild. Eine zufällige Komposition, die trotzdem den Eindruck erweckte, als wenn alles an seinem Platz läge. An der Stirnwand waren leere Konservendosen aufgereiht. Gegen die Wand zwischen den Fenstern waren einige großformatige Bilder gelehnt. Zwei Staffeleien standen mitten im Raum, die eine leer, über die andere war ein Tuch geschlagen, das eine Leinwand verhüllte, ein rotes Dreieck lugte hervor. Es roch nach Farben und Lösungsmitteln und Christian war begeistert. Das oberste Bild erinnerte ihn an einen der Drucke, die bei ihnen im Wohnzimmer hingen. Er kniete sich nieder und tatsächlich, in der unteren rechten Ecke des Bildes stand deutlich Chagall signiert.
    „Aber …“, entfuhr es ihm, „hat Malskat das gemalt?“
    Es war unglaublich, die gleichen Farben, die gleiche Art, die Menschen darzustellen, wie auf dem Druck.
    Der Chagall malt wohl immer Menschen, die über den Dingen schweben, durchfuhr es

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