Androiden im Einsatz
fürchtete, immer noch das Feuer zu sehen. Aber es war verschwunden und mit ihm der ganze Spuk.
Hatte er das alles nur geträumt? Doch dieser Traum hatte keine Ähnlichkeit mit anderen Träumen, die er kannte. Noch nach dem Erwachen fielen ihm Einzelheiten ein, die er gar nicht gleich festgestellt hatte.
Vielleicht lag es an seiner körperlichen Erschöpfung, daß er so lebhaft geträumt hatte, doch dann …
Andas richtete sich ruckartig auf. Wenn die Priester von Kaissee recht gehabt hatten, daß manchen Menschen ein Blick in die Vergangenheit gegönnt ist – dann war das der Beweis, daß er kein Androide sein konnte!
Das alte Buch war eigentlich ein Beweis, daß er einen Blick in die Vergangenheit getan hatte. Bücher waren so alt, daß sie heute kein Mensch mehr benutzte.
Mochte es vielleicht an dem Schlüssel liegen, daß er in die Vergangenheit geblickt hatte? In diesem Zusammenhang hatte er viele Legenden gehört. Dieser Talisman besaß starke Kräfte.
Er fuhr mit der Hand zur Brust, um sich zu vergewissern, ob der Schlüssel noch da war. Doch ehe er das kalte Metall betastete, zuckten seine Finger zurück. Er hatte jenen Ring berührt. Er hatte inzwischen völlig vergessen, daß er ihn immer noch bei sich hatte. Diesen Ring mußte er loswerden.
Es hatte aber keinen Sinn, ihn irgendwo in den Ruinen zu verbergen. Der, dem er zugedacht war, mochte ihn finden. Es gab nur einen Platz, an dem er die Macht des Ringes bannen konnte. Im Tempel.
Andas legte sich auf den Boden zurück. Einschlafen konnte er allerdings nicht wieder. Er dachte über alle Einzelheiten des Traumes nach. Er hatte nicht gleich bemerkt, daß der Mann mit dem Instrument einen Verband um die Brust trug. Erst als dieser sein Gewand beiseite schob, hatte er die blutverkrustete Binde gesehen.
Der Mann mit dem eingefallenen Gesicht war also nicht nur halbverhungert, sondern auch verwundet gewesen. Ob ihn der verfallene Raum geschützt hat, war nicht sicher.
In früheren Zeiten hatte es viele Kriege auf Inyanga gegeben. In welchem Krieg mochte der Mann verletzt worden sein? Vielleicht im letzten großen Krieg in der Red Waste? Er selbst kannte die Red Waste, weil er dort im Zweikampf trainiert worden war – doch er hatte kein verfallenes Gebäude dieser Art gesehen …
»Prinz!«
Andas richtete sich auf.
»Ja?« An sich brauchte er gar nicht zu fragen. Er roch deutlich, wer kam. Der Salariki mußte sich endlos in den Blüten gewälzt haben.
11.
»Über dieser Umgebung ruht ein Verhängnis!«
Andas verstand zwar nicht, was der andere meinte, merkte aber, daß der Salariki etwas Unheilvolles witterte. Als Andas dann den Schein der Taschenlampe auf Yolyos richtete, sah er, daß dieser auf das Fenster starrte, das zum »Ort ohne Rückkehr« führte.
Andas erkannte, daß der Salariki die Ohren angelegt hatte und daß sich sein Fell sträubte.
»Es stinkt nach einem Verhängnis! Ich höre die Trommeln der Toten, die uns rufen. Was machen Sie hier, Prinz?«
»Ich träume«, antwortete Andas wahrheitsgemäß.
»Sie träumen? So etwas sollten Sie nicht sagen. Es gibt falsche und echte Träume. Manche werden uns als Warnung und manche als Verlockung geschickt. Was Sie hier in diesem Raum geträumt haben, verheißt bestimmt nichts Gutes.«
Je länger der Salariki sprach, desto unbehaglicher fühlte sich Andas, weil er merkte, daß der andere ehrlich besorgt war.
»Ich kann nichts dafür«, sagte Andas und versuchte, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen. »Ich habe mich zum Schlafen hingelegt und geträumt …«
»Was haben Sie geträumt?«
Während Andas erzählte, war er nicht sicher, ob der andere seine Gefühle empfinden konnte. Er mußte lange warten, bis der Salariki sprach.
»Jener Mann hatte Ihr Gesicht?«
»Ja. Allerdings mit einer Narbe.«
»Kam Ihnen der Ort bekannt vor?«
»Es war zu dunkel, um viel zu erkennen. Dennoch bin ich sicher, daß ich dort noch nie war.«
»Und was ist mit der Frau?«
»Obwohl sie meiner Rasse angehört, kann ich beschwören, daß ich sie noch nie gesehen habe. Vielleicht stammt sie von den Nomaden aus der Wüste ab.«
Yolyos atmete auf. Sein Mißtrauen schien zu schwinden. »Ich bin etwas beruhigt«, sagte er, »obwohl ich immer noch das dumpfe Gefühl habe, daß Ihr Traum kein Traum, sondern eine Botschaft war. Dennoch habe ich keine Lust, hier lange zu verweilen.«
»Wir können später nur den Weg zurückgehen, den wir gekommen sind«, erklärte Andas. »Ich glaube nicht, daß es
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