Androiden im Einsatz
Planeten, der so dicht am dinganianischen Reich liegt, daß er vielleicht sogar zu euch gehört. Du hast sicher schon etwas von Leuten gehört, die hier ankamen und für immer verschwanden, nicht wahr, Bruder?«
»Ja.«
»Ich gehöre zu diesen Leuten. Wir haben viel gelernt. Deshalb wußte ich auch, daß eines Tages jemand durch das Tor tritt, der das Recht hat, zu herrschen, den die Menschen brauchen …«
»Sollte ich das sein?« stammelte Andas. Er glaubte langsam wieder daran, zu träumen.
»Ja du – weil du Andas Kastor bist. Genauso wie ich in meiner Welt Andas Kastor war. Ich werde sterben – aber du wirst leben und kämpfen. Du wirst es schaffen und dem Volk helfen.« Aus seinen Mundwinkeln floß Blut.
Die Frau, die ihm zu Hilfe kommen wollte, schob er beiseite und sprach mühsam weiter.
»Ich übergebe dir jetzt den Mantel aus Uganapelz, das Schwert des Löwen und den großen Balkis-Candace …«
Es war lange her, daß Andas diese Formel zum letzten Mal gehört hatte. Daß jetzt niemand mehr etwas über das Schwert des Löwen und den großen Balkis-Candace wußte, tat nichts zur Sache. Andas ging in die Knie und streckte seine leeren Hände aus. Einst hatte er gehofft, diese Zeremonie vor dem Altar von Akmedu zu erleben. Der Kaiser, ein alter Mann in einer prächtigen Robe, hätte dann diese Worte gesprochen und ihn zum Nachfolger ernannt.
Der kranke Mann vor ihm hatte nicht einmal die Kraft, seine – Andas’ – Hände zu ergreifen, doch er sprach weiter.
»Ich übergebe dir die Krone, das Schwert, den Schild und – und …«
»Den Thron«, fügte Andas der schwachen Stimme hinzu. »Beim Wasser, das durch die Wüste fließt, bei den Wolken die die Berge verhüllen, beim Willen von Ihm, dem wir keinen Namen gegeben haben, schwöre ich, die Bürde zu übernehmen und nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Das verspreche ich bei dem Schlüssel, den ich auf meiner Brust trage.«
Er zog seinen Talisman hervor und hielt ihn in der Hand.
Der Kranke blickte auf den Schlüssel und lächelte unter Schmerzen.
»Ich habe richtig gehandelt. Es gab einen Andas Kastor. Nun wird es einen neuen Andas Kastor geben! Lasse den Schlüssel nicht aus den Augen, bis du dein Ziel erreicht hast. Dieser Schlüssel – dieser Schlüssel …«
Er konnte nicht weitersprechen. Seine Augen schlossen sich, sein Kopf fiel nach vorn.
12.
Sarah preßte beide Hände vor ihren Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. Der Salariki sprach als erster.
»Er ist tot. Was wollte er von Ihnen?«
Andas, der immer noch kniete und auf den zusammengesackten Körper starrte, antwortete mechanisch.
»Er hat mich zum Nachfolger des Kaisers gemacht – so als hätte er ein Recht dazu …« Er schaute sich in den Ruinen um. Das war nicht der Ort, einen solchen Eid zu leisten.
Sarah hob den Kopf des Toten empor. Sein Gesicht war eine Maske, die Geduld und Verzweiflung ausdrückte.
»Wer war er?« wollte Andas wissen.
»Kaiser und Lord«, antwortete sie, ohne ihn anzublicken.
»Über wen oder was herrschte er? Nach seinem Aussehen zu urteilen, war er …«
»Er kämpfte noch, als sich geringere Männer zum Sterben hinlegten. Er glaubte und wollte wegen dieses Glaubens leben!« Sie wurde lebhafter. Es schien, als habe sich die Energie des Toten auf sie übertragen. »Er war die einzige Hoffnung seines Volkes. Und als er wußte, daß er tödlich verwundet war, klammerte er sich ans Leben, um auf seinen Nachfolger zu warten. Oder besser gesagt auf jemand, der an seine Stelle trat.«
»Aber wie soll ich an seine Stelle treten, wenn ich die ganze Geschichte nicht kenne?«
Obwohl sie wie eine der ärmsten Nomadinnen aussah, bediente sie sich jetzt der Hofsprache. Sie wirkte auch viel jünger als auf den ersten Eindruck. Was war sie für den Toten gewesen? Ehefrau? Zweitfrau? Auf alle Fälle konnte sie sicher berichten, was jenem Andas geschehen war.
Sie hatte ihr grobes Tuch, das als Schal diente, von den Schultern genommen und sanft über den Körper des Toten gedeckt. Andas konnte noch einen letzten Blick auf das Gesicht, das seinem so glich, werfen.
»Es gibt eine Zeit zum Trauern und Trommelschlagen und eine Zeit, wann das vergessen werden muß. Als er wußte, daß er nur noch Stunden zu leben hatte, legte er die Bürde auf mich, ihn so lange wie möglich am Leben zu erhalten.
Er ist Ihr Zwillingsbruder aus Ihrer Welt. Ich weiß nicht, wie das möglich ist, aber es stimmt. Manche Ihrer Leute sind zufällig zu uns
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