Androiden im Einsatz
schließlich, »wenn auch nicht sehr sättigend. Ein Stück Fleisch wäre mir lieber gewesen, aber wir müssen dankbar sein, daß wir etwas zu trinken und zu essen gefunden haben.«
Als sich Andas dann erheben wollte, befiel ihn ein Schwindelgefühl. Er fühlte, daß er diesen Garten verlassen mußte. Yolyos war überrascht, mit welcher Schärfe Andas diesen Wunsch äußerte. »Fühlen Sie sich hier unsicher, Prinz?«
»Nein, das ist es nicht – aber der starke Duft – ich muß andere Luft haben!« Wenn der Salariki ihn nicht gestützt hätte, wäre er hingefallen. Yolyos führte ihn, bis sie wieder bei der Wachkaserne waren.
»Geht es Ihnen wieder besser?« fragte Yolyos besorgt.
»Ja.« Obwohl kein Mond am Himmel stand, schienen die vielen weißen Blüten draußen im Garten Licht zu spenden. Andas schämte sich, daß er durch dieses Blütenmeer einen Schwächeanfall erlitten hatte. »Ja, es geht mir viel besser. Wir können uns oben im Raum des ehemaligen Kommandanten ausruhen.« Er wollte im Notfall dicht beim Ausgang sein.
»Gehen Sie nur.« Yolyos war bereits wieder an der Tür. »Für mich ist der Duft wichtiger als essen und trinken. Ich komme nach, wenn ich satt bin.«
Andas ging nach oben in den Raum. Er kroch in das Bettgestell und legte sich auf den blanken Boden. Natürlich hätte er sich ein paar Zweige aus dem Garten als Unterlage mitbringen können; doch er war froh, dem Duft entronnen zu sein. Seufzend streckte er sich aus und schloß die Augen.
Dunkelheit umhüllte ihn so lange, bis er einen Lichtschimmer sah, der ihn magisch anzog.
Es war ein Feuer, das jedoch nicht in einem Herd, sondern mitten im Raum brannte. Es war aber auch kein normaler Raum mit vier festen Wänden; und als das Feuer höher brannte, erkannte er, daß das Dach nur zur Hälfte gedeckt war. Hin und wieder kroch eine Frau auf dieses Feuer zu und legte ein paar Äste nach.
Nur an den Haaren erkannte Andas, daß es sich um eine Frau handelte. Es war lang und lag dicht am Schädel an. Ihr Gesicht war eingefallen. Wenn die Augen nicht gewesen wären, hätte er den Kopf für einen Totenschädel halten können.
Als sie das Feuer jetzt wieder schürte, zuckten die Flammen hoch, und Andas sah, daß sich noch jemand in diesem verfallenen Raum befand. Es war ein Mann, der Andas über das Feuer hinweg anstarrte. Er wirkte hilflos und schien sich nicht bewegen zu können.
Der Fremde hatte ein kleines harfenähnliches Instrument auf dem Schoß. Er spielte jedoch nicht, sondern blickte auf das, was er in der Hand hielt.
Andas glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Es war ein Buch! Ein richtiges Buch mit Seiten, die man umblättern mußte. Im Zeitalter der Tonbänder waren alte Bücher Raritäten, die zu Liebhaberpreisen verkauft wurden. Zu seiner Zeit hatte es in Triple Towers höchstens ein Dutzend Bücher gegeben, die in der Schatzkammer lagen, und die selten jemand zu Gesicht bekam.
Das Buch, das der Fremde in der Hand hielt, hatte vergilbte Seiten und Eselsohren. Der Prinz starrte auf dieses Buch, ehe er …
Hatte er wirklich aufgeschrien? Deutlich sah er das Gesicht des anderen, das hager und mit einer Narbe versehen war – er sah in sein eigenes Gesicht!
Andas mußte träumen. Eine andere Möglichkeit gab es doch nicht! Dennoch war alles so unglaublich wirklich. Sollte das stimmen, was die alten, längst vergessenen Priester von Kaissee immer gepredigt hatten? Daß manchen Menschen ein Blick in die Vergangenheit vergönnt war? Daß sich die guten und schlechten Taten der Verstorbenen wiederholen würden? Wenn das stimmte – tat er dann jetzt einen Blick in die Vergangenheit?
Er sah, daß sich die Lippen des anderen Andas bewegten, aber er vernahm keinen Ton. Doch der Fremde mußte etwas gesagt haben, denn die Frau, die beim Feuer stand, eilte auf ihn zu. Sie nahm ihm das Buch aus der Hand. Der Mann spielte jetzt offensichtlich eine Melodie auf dem Instrument, die Andas auch nicht hören konnte. Er hatte nur das Gefühl, daß die Luft vibrierte.
Andas versuchte das Bild loszuwerden; doch es gelang ihm nicht. Die Vibration war jetzt so stark, daß er sich wie in einem Netz gefangen fühlte. Nun hörte er auch von fern eine schwache Melodie. Andas zitterte, weil er die Anstrengung kaum ertragen konnte. Als jetzt der andere genau in Andas’ Richtung blickte, wußte er, daß er auch erkannt worden war.
Die Frau ließ vor Schreck eine Kerze fallen und schrie auf. Die Melodie verstummte.
Andas öffnete die Augen und
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