Androiden im Einsatz
geahnt; doch es war hart für einen Mann, zu wissen, daß er sterben mußte. Sie hatten ihm die Wahrheit gesagt. Die Strahlen waren so stark gewesen, daß er nicht überleben konnte.
Er hatte also seine Rechnung im voraus bezahlt. Der Inhalt dieses Kastens mußte den Preis wert sein. Andas steckte den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn um.
Obwohl der Kasten seit Jahrhunderten verschlossen gewesen sein mußte, öffnete sich der Deckel erstaunlich leicht. Im Kasten befanden sich zwei Dinge. Eine Rolle aus dünnem Leder und eine Metallkette mit dunklen Erhebungen, die aber kein besonderes Muster bildeten. Er war maßlos enttäuscht.
Er zog den Ring ab und rollte das dünne Leder auseinander. Es war mit Zeichen und Zeichnungen bedruckt, die ihm zuerst nichts sagten.
Für diese Kleinigkeiten hatte er sein Leben geopfert! Die Versprechungen in den alten Legenden waren also wertlos gewesen. Vielleicht sollte dieser Kasten den verschiedenen Kaisern nur einen inneren Halt geben, indem sie glaubten, daß sie mit dem Inhalt im Augenblick höchster Gefahr einen Ausweg fanden.
Doch hätte man all diese Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um etwas Wertloses zu verstecken?
Andas blickte wieder auf die Zeichen, die er nicht lesen konnte, auf die Diagramme, die sich vor seinen Augen verwischten.
Nachdem Andas eine Zeitlang enttäuscht und verzweifelt darauf gestarrt hatte, entdeckte er, daß er doch hin und wieder ein Wort entziffern konnte. Die langen Stunden, die er einst mit Kelemake in dessen Archiv verbracht hatte, zahlten sich aus.
Intensiv formten Andas’ Lippen die Worte; seine Finger fuhren immer wieder tastend über die Diagramme. Wenn er auch vieles nicht verstand, so begriff er einiges.
Er ließ die Glieder der Kette immer wieder durch seine Finger gleiten, als ob er sie abzählte. Er versuchte beharrlich, den Sinn dieser Kette zu ergründen.
Nach einer Stunde lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück. Er hatte die Kette wie einen Gürtel um seine Hüften geschlungen. In großen Zügen hatte er die alte Geschichte verstanden. Ob seine Vorbereitungen allerdings vollständig waren, wußte er nicht.
Er mußte jetzt nur noch so lange leben, um das, was er in Händen hielt – und von dem er zu wissen glaubte, was es bedeutete –, ins Valley of Bones zu bringen und dort die letzte Schlacht zu schlagen, die die Entscheidung für das Kaiserreich bringen mußte.
Andas trat aus dem Raum. Sarah saß auf einem Stuhl an der Wand. Vor ihr stand Yolyos, der eine der Waffen vom Berg inspizierte. Beide wollten auf ihn zueilen, doch Andas winkte sie mit einer Handbewegung zurück. Er sah an ihren Gesichtern, daß sie über seinen Zustand Bescheid wußten.
»Ich habe das, was die Rettung des Reiches bedeuten könnte«, sagte er hastig. »Ist der Gleiter startbereit?«
»Andas.« Sarah sagte nur seinen Namen und streckte ihre Hand nach ihm aus.
»Nein, ich habe diese Aufgabe allein zu erfüllen. Er hat sein Leben gegeben, um damit zu beginnen, und hat mich dann verpflichtet, diese Aufgabe durchzuführen.«
Er blickte zu Yolyos. »Ich hatte außer meinem Vater keinen Menschen, dem ich trauen konnte. Es ist jetzt gut zu wissen, einen Freund zu haben, auf den man sich verlassen kann.«
Yolyos nickte. »Ja, das ist gut. Geh, mein Freund. Du weißt, daß ich hier bin und das tue, was getan werden muß.«
Andas ging einen kurzen Gang entlang, der auf den Hof führte, wo der Gleiter stand.
Die ganze Garnison stand Spalier, und Andas hörte zum ersten Mal, wie sie ihm zujubelten.
»Löwe, Stolz der Balkis-Candace, Lord der Speere – Heil!«
Andas wagte nicht, zu denen, die ihm zujubelten, zu blicken. Er mußte den Weg zum Gleiter stolz und würdevoll zurücklegen.
Auch als er den Pilotensitz eingenommen hatte, wagte er nicht zurückzublicken.
Er startete so schnell, daß ihm einen Augenblick lang schwindlig wurde. Dann setzte er das Fahrzeug auf Kurs und flog der letzten Schlacht entgegen.
Andas verließ sich nicht auf die alte Karte, sondern benutzte den Ring als Wegweiser, der ihn sicher zu seiner ursprünglichen Besitzerin führte. Er hatte den Ring an der Kontrolltafel befestigt und ließ ihn nicht aus den Augen.
Nachdem er die Berge hinter sich gelassen hatte, verlief der Kurs nicht mehr gerade, sondern im Zickzack.
Um die Mittagszeit herum schien der Ring immer lebendiger zu werden. Er leuchtete intensiver, je weiter Andas in die Richtung, die er anzeigte, flog.
Nachdem er noch einige ihm unbekannte Berge überflogen
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