Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
zwei Möglichkeiten. Zunächst wird ein etwa fünftägiger Zeitraum angesetzt, in dem die erste Sippe, der es gelingt, die Rituale der Krönungszeremonie erfolgreich einzuhalten, den Thron beanspruchen kann. Wenn keine Sippe dazu in der Lage ist, wird wieder der Kampf jeder gegen jeden um die Thronfolge eröffnet. Konnten Sie mir bis jetzt folgen?«
    »Sicher«, sagte Phipps. »Aber ich verstehe nicht, warum Sie mir das alles erzählen.«
    »Alles wird sich klären«, sagte Schroeder. »Und glauben Sie mir bitte, dass das die Kurzfassung der Geschichte ist.«
    »Gut«, sagte Phipps.
    »Also weiter«, sagte Schroeder. »Aufgrund der speziellen niduanischen Traditionen beinhaltet die Krönungszeremonie für gewöhnlich etwas, das der machthabenden Sippe eigen ist, etwas, das die anderen Sippen nicht haben. Üblicherweise handelt es sich dabei um besondere Gegenstände oder seltene Texte, doch als die auf-Getag-Sippe an die Macht kam, entschied sie sich für etwas ganz Besonderes.«
    Phipps ging ein Licht auf. »Die Schafe.«
    »Die Schafe«, bestätigte Schroeder. »Ein Geschenk der Erdregierung, um sich die Freundschaft der aufstrebenden auf-Getag-Sippe zu sichern, zusammen mit einem Computernetzwerk für den neuen Herrscher der Nidu, um seine neue Macht besser verwalten zu können. Das Computernetzwerk ist nur ein Computernetzwerk, aber die Schafe sind das alleinige Eigentum der auf-Getag-Sippe und der königlichen Familie. Kein Mitglied einer anderen Sippe darf diese Schafe besitzen, unter Androhung der Todesstrafe und Aberkennung der Bürgerrechte. Obendrein erfordert die Zeremonie ein lebendes Schaf, da während der Krönung sowohl die Schaf-DNS als auch die Messung der Gehirnaktivität eine wichtige Rolle spielt. Damit soll gewährleistet werden, dass keine Sippe auf die Idee kommt, die Krönungszeremonie mit einem Becher Schafblut abzuhalten.«
    »Aber wenn jemand diese Schafe tötet, kann die Zeremonie nicht mehr stattfinden«, sagte Phipps. »Und dann ist die Thronfolge wieder offen.«
    »Sie haben es verstanden«, sagte Schroeder.
    Phipps blickte zu Narf-win-Getag. »Auf diese Weise wollen Sie also in den Wettbewerb um die Krone einsteigen.«
    »So ist es«, bestätigte Narf-win-Getag.
    »Dann war die ganze hektische Suche nach den Schafen nur ein Trick.«
    »Das nicht«, sagte Narf-win-Getag. »Ich bin der Botschafter meiner Regierung. Meine Regierung sucht nach den Schafen. Ich wusste lediglich, dass die Suche erfolglos sein würde.«
    »Was sie aber nicht war«, konterte Phipps. »Man hat das Mädchen gefunden.«
    »Ach ja, das Mädchen«, sagte der Nidu. »Und plötzlich wurde die Sache ungleich interessanter. Ich plane – das heißt, eigentlich plant es meine Sippe schon seit Jahrzehnten –, den Thron zu besteigen. Wir haben auf Zeit gespielt und Verbündete um uns geschart, damit wir nach dem Tod des Fehen eine reelle Chance haben. Natürlich wussten wir, dass andere Sippen das gleiche Ziel verfolgen. Es war überhaupt nicht klar, ob wir unseren Herrschaftsanspruch geltend machen können, vor allem in Anbetracht unseres ungerechten niedrigen Status. Doch plötzlich gibt es da ein Schaf, das gleichzeitig ein Mensch ist – und demzufolge kein Eigentum der auf-Getag-Familie. Und damit bietet sich uns eine Möglichkeit, auf schnelle und saubere Weise den Thron zu besteigen.«
    »Aber Sie wollen doch vor Gericht einklagen, dass die Frau Eigentum der Nidu ist«, entgegnete Phipps. »Ben Javna wird sich morgen mit dem Fall beschäftigen müssen.«
    »Eigentum der niduanischen Regierung, nicht der auf-Getag-Sippe«, stellte Narf-win-Getag klar. »Die Sippen spielen für die Gerichte der Großen Konföderation keine Rolle. Die auf-Getag-Sippe hofft, dass die Frau gefunden wird, bevor die Zeremonie durchgeführt werden muss, wobei die Regierung und die auf-Getag-Sippe ein und dasselbe sind. Aber wenn die Frau nicht gefunden wird, könnte jede beliebige Sippe sie für eine Krönungszeremonie benutzen. Sofern man ihrer habhaft werden kann.«
    »Und Sie haben sie«, sagte Phipps.
    »Nein«, sagte Schroeder. »Dieser Creek entzieht sie immer wieder unserem Zugriff. Wir wissen, dass die beiden den Planeten verlassen haben, und wir wissen, dass sie irgendwo von Washington aufgebrochen sind. Jetzt müssen wir nur noch das Ausschlussverfahren anwenden. Die Zahl der Raumschiffe, die gestern Nacht abgeflogen sind, ist begrenzt.«
    »Und was wollen Sie machen, wenn Sie sie gefunden haben?«, fragte Phipps.
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher