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Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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deine Wahrnehmungsmuster ansehe, schätze ich, dass es wehtun wird.«
    Im nächsten Moment fühlte sich Brian, als würde er auseinandergerissen. Seine erste Reaktion war so etwas wie Erstaunen. Er hatte gar nicht gewusst, dass seine Wahrnehmungsstruktur eine Empfindung wie Schmerz beinhaltete. Doch nun wurde ihm klar, dass es so war, und er fragte sich, was zum Teufel er sich dabei gedacht (oder eher nicht gedacht) hatte, diesen Aspekt einzuprogrammieren. Seine zweite Reaktion bestand darin, mit aller Kraft zu schreien und sich zum zweiten Mal in seinem Leben zu fragen, ob er sterben würde.

    Als Rod Acuna die Tür zu seinem Apartment öffnete, sah er Archie McClellan und Takk wie alte Freunde zusammenhocken und ein Buch lesen.
    »Was zum Henker machst du da?«, brüllte Acuna den Nagch an.
    »Wir lesen nur in einem Buch«, sagte Takk. »Um uns die Zeit zu vertreiben.«
    »Die Zeit vertreiben? Wo sind wir hier? Im Kindergarten? Wenn ich etwas später gekommen wäre, hätte ich euch dann etwa beim Kakaotrinken oder Gute-Nacht-Lieder-Singen erwischt?«
    Takk hob eine Tatze, als wollte er sich rechtfertigen.
    »Halt die Klappe«, sagte Acuna. »Du und ich, wir verschwinden in einer Stunde von hier. Ich werde jetzt ein paar Sachen einpacken. Wenn ich zurückkomme, will ich, dass du dich um deinen kleinen Freund gekümmert hast, aber auf die übliche Weise. Hast du verstanden?«
    »Ich habe verstanden«, sagte Takk.
    »Gut«, sagte Acuna und verschwand in ein anderes Zimmer.
    Archie legte das Buch auf den Tisch, und dabei schaltete es sich automatisch ab. Takk stand auf, und Archie tat es ihm nach. Er stützte sich auf dem Tisch ab und bemühte sich, sein verletztes Bein nicht zu belasten. Dann folgte ein Moment unbehaglichen Schweigens.
    »So«, sagte Takk schließlich.
    »Ja«, sagte Archie. »Jetzt kommt also der Teil, in dem du mich tötest und isst.«
    »So sieht es aus«, sagte Takk. »Obwohl es andersherum passieren wird.«
    »Oh«, sagte Archie. »Gut zu wissen.«
    Takk legte seine monströse Pranke auf Archies Schulter. »Es tut mir aufrichtig leid, Archie. Aber ich sehe wirklich keine andere Möglichkeit.«
    Archie lächelte. »Schon gut, Takk. Es klingt vielleicht verrückt, wenn ich das sage, also nimm es mir bitte nicht übel. Aber ich bin froh, dass du es tust und nicht er. Die vergangenen Stunden sind für mich auf sehr unerwartete Weise verlaufen. Ich glaube, so könnte man es ausdrücken. Es freut mich, dich kennengelernt zu haben.«
    »Auch mich freut es, dich kennengelernt zu haben«, sagte Takk. Eigentlich war er sogar mehr als nur erfreut. Innerhalb weniger Stunden war Takk zu der Überzeugung gelangt, seinen ersten, besten und einzigen menschlichen Freund gefunden zu haben, während er dagesessen und Archie zugehört hatte, wie er die Geschichte der Kirche des Höheren Lamms berichtete, die Prophezeiungen und seine eigene Rolle erklärte und sogar andeutete, dass vielleicht auch Takk eine Rolle im Ganzen spielte.
    »Schau dir das an«, hatte Archie gesagt und ihm einen Zyklus von Gedichten gezeigt, in denen beschrieben wurde, wie dem Höheren Lamm aus einer völlig unerwarteten Richtung ein Beschützer zuteil geworden war. (Den Mitgliedern der Kirche war nicht bekannt, dass diese Gedichte von einer Fernseh-Soap-Opera inspiriert worden waren, die Dwellin seinerzeit im Hintergrund hatte laufen lassen.) »Wer weiß, vielleicht bist ja du dieser Beschützer.« Dieser Gedanke rührte Takk im tiefsten Innern seines Seins an, die Vorstellung, dass es ihm zufallen könnte, einen kleinen Beitrag zur Vollendung der Mission seines neuen Freundes leisten zu können.
    »Du wirst mir fehlen«, sagte Takk zu Archie.
    »Danke«, sagte Archie. Er hob das Buch auf und reichte es Takk. »Ich möchte, dass du es nimmst. Lies es und denk darüber nach, vor allem in den nächsten Tagen. Okay? Es geschehen Dinge von großer Bedeutung, und wir alle haben daran teil. Also lies dieses Buch.«
    »Das werde ich tun«, sagte Takk und nahm es an sich. »Ich verspreche es.«
    »Tu mir noch einen Gefallen«, sagte Archie. »Irgendwann wirst du voraussichtlich einem Mitglied der Kirche namens Sam Berlant begegnen. Wir sind ein Paar. Sag Sam, dass sich nichts an meiner Liebe geändert hat und dass es mir leidtut, dass unsere Beziehung keine Zukunft mehr hat.«
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt«, versprach Takk.
    »Gut«, sagte Archie. »Was soll ich jetzt tun?«
    »Bleib einfach so stehen«, sagte Takk. »Das heißt…

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