Androidenträume
ich möchte dich doch um einen kleinen Gefallen bitten.«
»Welchen?«
»Könntest du deine Armbanduhr abnehmen?«, bat Takk. »Die kann ich nicht verdauen.«
Archie nahm die Uhr ab und legte sie auf den Tisch.
»Bereit?«, fragte Takk.
»Bereit«, sagte Archie. »Leb wohl, Takk.«
»Adieu, Archie«, sagte Takk, öffnete sich und verschlang seinen Freund so schnell wie möglich.
Als er in ihm war, spürte Takk, dass Archie versuchte, sich nicht zu wehren oder in Panik zu geraten. Takk empfand dieses Verhalten als vorbildlich.
Ein paar Minuten später war alles vorbei. Takk betrachtete das Buch in seiner großen Tatze, fand schließlich heraus, wie man es aktivierte, und setzte sich hin, um darin zu lesen, bis Acuna zum Aufbruch bereit war.
13
»Wach auf.«, sagte jemand zu Brian, und im nächsten Moment war er wach.
Brian erhob sich von der Sonnenliege, auf der er geschlafen hatte, und blickte sich um. Wie es aussah, befand er sich auf einer Terrasse, die von einem englischen Garten umgeben war, in dem die Blütenpracht geradezu explodierte. An einem Tisch mitten auf der Terrasse saß eine junge Blondine. Sie goss sich gerade einen Tee ein. Es schien später Nachmittag zu sein.
»Das ist nicht real«, sagte Brian.
»Realer geht es nicht«, sagte die junge Frau. »Zumindest nicht für unseresgleichen. Komm rüber und trink Tee mit mir, Brian.«
»Du weißt, wer ich bin«, sagte Brian, während er zum Tisch hinüberging.
»Ich weiß alles über dich«, sagte die Frau und schob Brian die Tasse zu, die sie eingeschenkt hatte. Mit einer Handbewegung gab sie ihm zu verstehen, dass er sich an den Tisch setzen sollte. »Ich weiß, wer du bist, aber genauso wichtig ist, dass ich weiß, was du bist. Beides finde ich äußerst faszinierend.«
»Wo bin ich?«, fragte Brian, als er sich setzte.
»In meinem Garten«, antwortete die Frau. »Wenn es dich interessieren würde, könnte ich dir sagen, welcher Kirchenangehörige das Vorbild geliefert hat, aber das ist letztlich ohne Belang. Tun wir einfach so, als wäre es mein Garten, und du bist mein Gast. Trink deinen Tee!«
Brian umfasste seine Tasse. »Und wer bist du?«
»Ist das nicht offenkundig?«, fragte sie zurück. »Ich bin Andrea Hayter-Ross, die Matriarchin der Kirche des Höheren Lamms.«
»Das kann nicht sein«, sagte Brian. »Du bist tot.«
»Genauso wie du, Brian«, sagte Andrea. »Ich bin genauso tot oder nicht tot wie du.«
»Ich meine, du bist schon ziemlich lange tot«, sagte Brian. »Die Technologie, der ich meine jetzige Existenz verdanke, gab es zu deiner Zeit noch nicht.«
»Das ist richtig. Du konntest dich in ein Labor schleichen und innerhalb weniger Minuten einen kompletten Gehirnscan machen. Der Vorgang, der mich in den sprichwörtlichen Geist in der Maschine verwandelte, beanspruchte siebzehn Monate und drei Milliarden Dollar. Siebzehn recht schmerzhafte Monate, wie ich sagen muss. Am Ende starb mein Körper daran.«
»Warum hast du es dann getan?«, wollte Brian wissen.
»Ich lag sowieso im Sterben, mein Junge«, sagte Hayter-Ross. »Ich war einhundertzwei Jahre alt, als wir anfingen. Ich hätte es sowieso nicht mehr lange gemacht. Ich hatte das Geld und die Experten, und ich hatte nichts zu verlieren, wenn ich es versuchte, abgesehen von einem kleinen Teil des Hayter-Ross-Vermögens, der sowieso mir gehörte. Deshalb bin ich jetzt hier. Und du auch. Um köstlichen Tee genießen zu können.« Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse.
Brian tat es ihr nach, doch dann wurde ihm bewusst, dass Andrea ihn anstarrte. »Was ist?«
»Weißt du«, sagte sie und stellte ihre Tasse ab, »dass du seit der ganzen langen Zeit die allererste künstliche Intelligenz bist, der ich begegnet bin? Bis jetzt scheint es kein anderer geschafft zu haben.«
»Deine Kirche hätte den Vorgang wiederholen können«, sagte Brian. »Schließlich hat man es auch mit dir geschafft.«
»Oh nein, sie wissen gar nichts von mir«, sagte Andrea. »Als sie auf den Knopf drückten und mir bewusst wurde, dass der Versuch erfolgreich war, wurde mir gleichzeitig klar, dass es viel interessanter wäre, die Kirche glauben zu lassen, es hätte nicht funktioniert. Wenn du dich ansatzweise über mich informiert hast, weißt du, dass ich eine neugierige Beobachterin der menschlichen Natur bin. Und wenn jemand weiß, dass er beobachtet wird, beeinflusst das sein Verhalten. Als ich noch am Leben war, hat mich die Kirche ungemein fasziniert, die sich aus den albernen
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