Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Androidenträume

Titel: Androidenträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
UNE-Truppen landen sollten, welche Truppenteile wo landen würden und wo ihre jeweiligen Schwächen lagen. Die UNE-Streitkräfte wurden dadurch behindert, dass sie unter dem Oberkommando der Nidu operierten, bei denen die Sippenzugehörigkeit und die Hierarchie viel wichtiger als militärische Kompetenz war. Außerdem erhielten die UNE-Truppen von den Nidu falsche Informationen über die Stärke des Feindes, sofern sie überhaupt von Einzelheiten erfuhren, die dem niduanischen Militär wohlbekannt waren.
    Die Rebellen von Chagfun unterlagen keinen vergleichbaren Einschränkungen. Ihre Führung bewies eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit (wenn man bedachte, dass sie sich aus ehemaligen Offizieren der niduanischen Armee rekrutierte), und die Rebellen waren hochmotiviert, sowohl durch die Aussicht auf Autonomie als auch durch das Wissen, was mit ihnen geschehen würde, wenn sie den Kampf verloren. Immer wieder tricksten die Rebellen die UNE-Streitkräfte aus oder kamen ihren Manövern zuvor. Jede Simulation endete damit, dass mehrere zehntausend UNE-Soldaten tot oder verwundet waren – und immer wieder erlitt auch Brians Trupp ähnlich hohe Verluste.
    Brian improvisierte und gab sich alle Mühe, die Befehlskette zu umgehen, doch auch damit erzielte er kaum Erfolge. Wenn die Truppen in einem Bereich gerettet wurden, kam es in einem anderen zu entsprechend größeren Rückschlägen. Aggressive Taktik führte schnell und regelmäßig zu massiven Verlusten. Defensive Taktik hatte zur Folge, dass die UNE-Streitkräfte in die Zange genommen, eingekesselt und aufgerieben wurden. In jeder Simulation forderte der Tod gewaltige Opfer von den UNE-Soldaten und blieb ein ständiger Begleiter von Brians Entscheidungen. Die Befriedigung, die er verspürte, als die UNE-Truppen den Gegnern ähnlich hohe Verluste zufügen konnten, war nur ein schwacher Trost, wenn er bedachte, wie viele seiner Leute er auch diesmal ins Verderben schicken musste. Nach über zweihundert Simulationen und ungezählten Millionen virtuellen Toten verspürte Brian das intensive Bedürfnis, einfach aufzuhören.
    Also tat er es.
    Genauer gesagt, seine Soldaten taten es. Du kannst mich mal, Andrea Hayter-Ross, dachte Brian, als die ersten Truppen auf der Ebene von Pajmhi eintrafen, ihre Waffen fortwarfen, die Hände hoben und darauf warteten, dass die Rebellen sie gefangen nahmen. Jede neue Welle der UNE-Streitmacht kapitulierte sofort nach der Landung und ließ sich apathisch von den Rebellen zusammentreiben, die sich dem moralischen Druck beugten, die Kriegsregeln einzuhalten und die Kapitulation anzunehmen. Am Ende der Simulation standen 100.000 UNE-Soldaten mitten auf der Ebene von Pajmhi, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und sahen zu, wie sich die Rebellen an der Peripherie sammelten.
    Nicht gerade eine übliche Kampftaktik, musste sich Brian eingestehen. Andererseits ging die Simulation damit aus, dass es auf beiden Seite keine Toten gab.
    Keinen einzigen Toten.
    »Verdammte Scheiße«, sagte Brian.
    Die Ebene von Pajmhi löste sich auf, und Brian saß wieder in Andreas Garten. »Jetzt hast du es verstanden«, sagte sie.
    »Die einzige Möglichkeit zu überleben war die Kapitulation«, sinnierte Brian.
    »Nicht nur, um zu überleben, sondern auch, um den Nidu einen Strich durch die Rechnung zu machen. In der realen Schlacht von Pajmhi haben die Nidu die Ebene bombardiert, kaum dass die Menschen abgezogen waren. Sie warfen ihren Planetenknacker ab und verwandelten eine der fruchtbarsten und am dichtesten bevölkerten Regionen von Chagfun in ein Lavafeld, ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf das planetare Klima, die zu Hungersnot und Tod auf dem gesamten Globus führten. Nichts davon wäre geschehen, wenn die menschlichen Gefangenen auf Chagfun geblieben wären.«
    »Jetzt verstehe ich, warum du mich dazu gedrängt hast. Ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.«
    »Du hättest es auch nicht geglaubt, wenn du nicht immer wieder die sterbenden UNE-Soldaten gesehen hättest«, gab Andrea zu bedenken. »Es geht um die realistische Erfahrung. Und jetzt weißt du, was deine Freunde tun müssen.«
    »Sich den Nidu ergeben«, sagte Brian.
    »Genau das«, sagte sie.
    »Es wird nicht einfach sein, Harry davon zu überzeugen.«
    »Er besitzt nicht genug Informationen, um die Lage wirklich einschätzen zu können. Und wenn ich es mir recht überlege, du auch nicht.«
    »Über welche lodernden Scheiterhaufen soll

Weitere Kostenlose Bücher