Androidenträume
der sich eine Sendung ansah, blickte kaum auf und schüttelte den Kopf, und Takk reagierte immer noch nicht.
Rod und seine Leute hatten sich in einem beschissenen Apartment in einem beschissenen Wohnkomplex in einem beschissenen Stadtteil einquartiert. Rods sogenanntes Apartment war vollgestopft mit verschiedenen Ausrüstungsgegenständen, von denen Archie vermutete, dass sie die Begehrlichkeiten der Unterwelt wecken könnten. Aber jedes Mal, wenn er nach draußen ging, fiel ihm auf, dass die Leute einen weiten Bogen um Rods Tür machten. Wenn man als fieses Arschloch bekannt war, bedeutete das auch, dass niemand darauf erpicht war, einem Ärger zu machen.
Der Verkaufsautomat stand am Ende des Gangs, gleich neben der Treppe. Der Aufkleber in der oberen rechten Ecke verriet, dass die Maschine von Ross Vending Inc. aufgestellt worden war. Die Auslage präsentierte eine interessante Warenmischung von kleinen Tüten mit LSL-Milch (bestrahlt, damit sie sechs Monate lang ungeöffnet haltbar blieb) bis hin zu Dreierpackungen mit Kondomen der Marke Whisper mit patentierter elektro-ekstatischer Molekülbindungstechnologie, die dafür sorgte, dass die Membran so dünn und gleichzeitig so undurchdringlich wie möglich war. Archie hatte diese Marke nie ausprobiert. Die Kombination von elektrischer Ladung und seinen Genitalien war ihm nicht ganz geheuer. In Fach B4 wurde eine kleine Tüte mit M&Ms aus weißer Schokolade angeboten. Archie lächelte, weil sie tatsächlich eine Wucht waren. Er steckte seine Kreditkarte in den Schlitz und drückte den Knopf.
Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand gleichzeitig in beide Augäpfel gestochen. Archie ging in die Knie und schlug dabei mit dem Kopf gegen den Verkaufsautomaten. Als seine Stirn nähere Bekanntschaft mit der Plexiglasscheibe der Maschine machte, setzte die Erschütterung seine Erinnerungen an Zach Porter frei. Jetzt wusste Archie wieder, wo er den Namen schon einmal gehört hatte. Er verbrachte noch ein paar Minuten am Boden und sammelte seine Kräfte, bevor er sich wieder hochzog und auf den Rückweg ins Apartment machte. Nachdem er etwa drei Viertel der Strecke zurückgelegt hatte, erinnerte er sich, dass er seinen Snack vergessen hatte. Er machte kehrt, um ihn zu holen.
Als er wieder am Computer saß, rief Archie aus einem Nachrichtenarchiv Informationen über Zach Porter auf. Da war es: Porter hatte einen Mord an Arthur Montgomery und dann Selbstmord begangen. Natürlich war Archie der Name Arthur Montgomery bestens bekannt. Wenn sich von einer so lässigen und nebulösen Religionsgemeinschaft wie der Kirche des Höheren Lamms behaupten ließ, sie hätte ein abtrünniges Mitglied, wäre es zweifelsfrei Montgomery gewesen. Bei einem der wenigen echten Skandale der Kirche war Montgomery der Organisation beigetreten, hatte sich in die höchsten Ränge ihres Genhybrid-Konzerns auf der Brisbane-Kolonie hinaufgearbeitet und war dann wieder abgezischt, zurück zur Erde, wo er ZooGen gründete, indem er dieselbe Gentechnologie wie die Kirche benutzte.
Montgomery hatte darauf gesetzt, dass die Kirche lieber stillhielt, statt ihn zu verklagen, weil sonst all ihre genetischen Projekte vor Gericht und damit auch in der Öffentlichkeit breitgetreten worden wären. Sein Wetteinsatz zahlte sich aus. Das Genetikprogramm der Kirche hatte in kommerzieller Hinsicht keine allzu große Priorität, da es eher esoterischen und langfristigen Zwecken diente, und die Ironisten in der Führungsetage von Hayter-Ross wollten vermeiden, dass jemand die Geschäfte der Kirche störte. Außerdem hatte eine von Dwellins recht vagen Prophezeiungen angedeutet, dass sowieso etwas in dieser Art geschehen würde. Die Kirche ließ die Angelegenheit offiziell auf sich beruhen, obwohl sie einzelnen Mitgliedern den Rat gab, vielleicht in ZooGen-Aktien zu investieren, da Montgomery recht fortgeschrittene Technologie gestohlen hatte, die voraussichtlich hohe Gewinne abwerfen würde.
Also kam es zu der bemerkenswerten Situation, dass Mitglieder der Kirche bald die größte Fraktion unter den stimmberechtigten Teilhabern von ZooGen bildeten. Nach dem Mord an Montgomery arbeiteten sie hinter den Kulissen daran, einen Kirchenmann als neuen Geschäftsführer einsetzen zu lassen. Mehrere Jahre später stimmten das Führungspersonal und der Aufsichtsrat von ZooGen dafür, von Hayter-Ross aufgekauft zu werden. Die Transaktion wurde schnell von den Shareholdern und dem Kartellamt genehmigt, das darin keinen Konflikt
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