Androidenträume
einem Schulterholster eine dabei. Bei einer solchen Aktion gehörte der Schusswaffengebrauch zum Berufsrisiko.
In der Mall nahmen alle ihre Positionen ein und warteten auf Creek und das Mädchen. Es dauerte nicht lange, bis sie eintrafen und sich ins Atrium begaben und sich für ein Spiel anmeldeten.
Das gefiel Acuna ganz und gar nicht. Das Atrium war sehr groß, und aus allen Richtungen kamen und gingen die Menschen, ganz zu schweigen von den Rolltreppen, die für weiteren Verkehr zwischen den Stockwerken sorgten. Und zu allem Überfluss stand dieser dicke Plastikklotz mitten im Raum. Acuna hatte fünf Jungs am Boden postiert, was gerade so ausreichte, um das Erdgeschoss des Atriums zu sichern. Er selbst brachte sich zwischen den Rolltreppen in Stellung, um Creek oder dem Mädchen den Weg abzuschneiden, falls sie sich in diese Richtung wenden sollten. Er setzte seinen Kopfhörer auf, aktivierte die kleinen Störsender, die sie alle in den Hosentaschen trugen, und sagte Ed, dass es losgehen konnte.
Acuna hatte damit gerechnet, dass Creek gewalttätigen Widerstand leistete. Er hatte es sogar gehofft, weil Eds Geschichte dadurch an Glaubwürdigkeit gewinnen würde und er leichter die Frau fortschaffen konnte, während die anderen Creek wie einen flüchtigen Verbrecher ergriffen. Acuna hatte nicht damit gerechnet, dass das Mädchen so skeptisch reagierte. Die Geschichte, die er Ed eingetrichtert hatte, war zu schwach, um einer genaueren Überprüfung standzuhalten, und Improvisation war nicht gerade Eds große Stärke. Das Mädchen hatte ihn verbal in die Enge getrieben, bevor Acuna ihm irgendeinen sinnvollen Tipp zuflüstern konnte, und dann hatte sie Ed den Mund verboten, damit sie mit Creek reden konnte.
»Himmel, Arsch und Zwirn, Ed!«, murmelte Acuna unterdrückt. »Schnapp dir endlich die verdammte Frau!« Ed legte eine Hand ans Ohr und blickte zu Acuna hoch. Acuna wurde klar, dass er so laut geflüstert hatte, dass das Mikro alles übertragen hatte. Dann sah er, wie Creek sich umdrehte und genau in seine Richtung blickte.
»Scheiße!«, sagte Acuna. Inzwischen hatte Creek das Mädchen auf seine Anwesenheit aufmerksam gemacht. Der Schwindel war aufgeflogen. »Scheißt auf den Plan!«, befahl er dem ganzen Team über sein Headset. »Schnappt sie euch! Schnappt sie beide, sofort!«
Acuna sah, wie Ed nach der Pistole unter seinem Jackett griff. So viel zum guten Vorsatz, kein Blut zu vergießen, dachte Acuna und zog seine eigene Waffe. Der Plan war in die Hose gegangen, wie Acuna befürchtet hatte. Aber damit konnte er leben. Insgeheim hatte er sogar erwartet, dass es so kam. Doch dann geschah etwas, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte.
Creek schlang einen Arm um den Laternenpfahl, gegen den er sich gelehnt hatte, drückte den großen Zeh nach oben und versetzte Agent Dwight einen Tritt gegen das Brustbein. Dwight flog davon wie ein Plüschaffe, der vor die Füße eines Profi-Footballspielers geraten war, und ihm wurde hörbar die Luft aus den Lungen getrieben. Dwights Flugbahn kreuzte sich mit einer großen Kübelpflanze im Atrium. Er prallte mit dem Steißbein dagegen, wodurch sich drastisch die Geschwindigkeit und Richtung seiner Bewegung änderte. Unterdessen war es Dwight gelungen, seine Pistole unter dem Jackett hervorzuziehen. Sein Zeigefinger zuckte ungewollt, während sein Arm einen weiten Bogen beschrieb. Die Pistole, die auf Automatikfeuer eingestellt war (Ed glaubte mehr an die Quantität vieler Kugeln als an die Qualität des Zielens), spuckte eine Serie von speziellen Explosivgeschossen aus und entleerte das komplette fünfzehnschüssige Magazin.
Drei dieser Geschosse schlugen in die Wand des WallBall-Kubus und zertrümmerten das Plexiglas, einen Sekundenbruchteil bevor einer der Spieler (zufällig ein ehemaliger Profi aus Maryland) sich davon abstoßen wollte, um zum Korb zu gelangen. Dem Terrapin blieb dieser Spielzug versagt, weil die Wand durch die Kugeln und den Druck der Sprungschuhe geschwächt wurde, bei der Berührung mit der Sohle des Spielers zersplitterte und nachgab. Dadurch drehte sich der Körper des Spielers, bis er kopfüber hing, während gleichzeitig sein Bein durch die Wand des Kubus getrieben wurde. Der Mann schrie, als ihm die Haut von Schienbein und Wade geschält wurde, und verlor vor Schock das Bewusstsein, als seine Knochen mit dem Geräusch des herausspringenden Korkens einer Spumanti-Flasche brachen. Sein Körpergewicht zog das Bein aus dem Loch im Plexiglas
Weitere Kostenlose Bücher