Androidenträume
darauf losliefen. Acuna brüllte in sein Headset, dass seine noch übrigen Männer aufpassen sollten, in welche Richtung sie flüchteten. Acuna glaubte nicht, dass sie die Rolltreppen nehmen würden, auf denen sich immer noch die Leute drängelten. Aber falls sie es doch versuchen sollten, stand er oben bereit, und seine Jungs würden kurz darauf die Falle zuschnappen lassen.
Acunas Gehirn kam auch nicht damit zurecht, dass Creek und das Mädchen sich gegen den großen Plastikwürfel in der Mitte des Atriums warfen und dann davon abprallten, als würden sie auf dem Mond herumtollen. Acuna stand mit offenem Mund da, als die beiden in hohem Bogen dem ersten Stock entgegenflogen, in einem Winkel von neunzig Grad zu Acunas gegenwärtigem Standort. Creek segelte elegant über das Geländer hinweg, doch die Frau krachte dagegen, schrie vor Schmerz auf und bemühte sich, das Geländer zu fassen zu bekommen, bevor sie abstürzte. Dann hing sie da und war viel zu benommen, um irgendetwas anderes tun zu können.
Dann schaltete Acunas Gehirn wieder auf Echtzeitmodus um und beschloss, sich später Gedanken über den unmöglichen Sprung zu machen. Im Moment war es wichtiger, das Mädchen zu schnappen und sich um Creek zu kümmern. Acuna gab sich jetzt keine Mühe mehr, Aufsehen zu vermeiden. Dieser Punkt hatte sich erledigt, als Ed das Dach der Mall zerschossen hatte. Jetzt ging es nur noch darum, dass Creek abserviert und das Mädchen von hier weggebracht wurde, und zwar in genau dieser Reihenfolge. Acuna teilte seinen Männern mit, dass sich die Zielpersonen nun im ersten Stock aufhielten, zog seine Waffe und kämpfte sich durch die letzten panischen Kunden hindurch. Dann war er nahe genug, um Creek mit einem gut gezielten Schuss erledigen zu können.
Acuna sah, dass Creek in seine Richtung blickte, dann berechnete sein Gehirn, wohin sich der Mann als Nächstes bewegen würde, und zielte auf diese Stelle. Doch gerade dadurch brachte er sich in Schwierigkeiten, weil er Creeks unglaubliche Sprungfähigkeiten nicht einkalkuliert hatte. Acuna war nicht im Geringsten darauf vorbereitet, dass Creek im nächsten Moment wie eine Rakete auf ihn zuraste.
Creek flog wie geplant über das Geländer, doch die folgende Landung verlief nicht so glimpflich. Auf dem Boden des ersten Stocks schlug er mit dem rechten Knie und dem Musikknochen derselben Körperseite auf. Er stöhnte vor Schmerz. Heute war kein guter Tag für seinen rechten Arm. Dann hörte er Robin schreien und sah, wie sie am Geländer hing. Er rappelte sich auf und eilte zu ihr hinüber, um ihr zu helfen, als er sah, dass der Gecko-Mann mit gezogener Waffe in seine Richtung gelaufen kam. Creek aktivierte die Sensorfläche seiner Schuhe und warf sich im Laufen in einer schnellen Seitwärtsbewegung auf den Gecko-Mann.
Dieser war offensichtlich nicht auf ein solches Manöver vorbereitet. Er feuerte einen Schuss ab, der jedoch weit danebenging und auf der anderen Seite des Atriums das Schaufenster eines Kerzengeschäfts zertrümmerte, worauf die Einkaufsbummler fluchtartig den Platz räumten. Creek prallte seitlich gegen den Gecko-Mann und riss sie beide zu Boden – fünf Meter voneinander entfernt, als sie zur Ruhe kamen.
Die Pistole des Gecko-Manns hatte sich selbständig gemacht und war vor dem Schaufenster von Kleinman’s Sportbedarf gelandet (Multisport-Schuhe von Nike 30% günstiger!). Creek sah, wie sich der Gecko-Mann erhob, um sich die Waffe wiederzuholen. Creek sprang und bekam den rechten Fußknöchel des Mannes zu fassen, als er gerade losstürmen wollte, und riss kräftig daran. Das Kinn des Gecko-Mannes knackte hörbar, als es unverhofft mit dem Boden in Berührung kam, doch er drehte sich herum, bevor Creek seinen Vorteil werter ausnutzen konnte, und schlug mit dem Stiefelabsatz gegen Creeks Stirn. Creeks Kopf flog nach hinten und jagte einen Stromschlag aus Schmerz durch seine ganze Wirbelsäule.
Creek ließ den Gecko-Mann los und zog sich bis zum Geländer zurück. Sein Widersacher kroch davon, auf seine Waffe zu, nahm sie an sich und richtete sie auf Creek. Dieser hatte wieder seine Schuhe aktiviert, trat kräftig gegen das Geländer und schlang die Arme um den Gecko-Mann, als er die Entfernung zwischen ihnen mit einem schnellen Sprung überwunden hatte. Durch den heftigen Zusammenstoß wurden beide gemeinsam in das Schaufenster von Kleinman’s Sportbedarf geworfen.
Das Fensterglas schien recht lange nachzudenken, ob es brechen wollte, denn für ein
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