Androidenträume
»Ich kann Sie auch aus eigener Kraft von diesem Planeten verschwinden lassen. Aber ich habe das Gefühl, dass ich nach dieser Arbeit dringend einen langen und möglicherweise dauerhaften Urlaub nötig habe. Deshalb will ich ein paar Leute anrufen.«
»Tut mir leid«, sagte Creek.
»Bedauern Sie mich nicht zu sehr«, sagte Fixer, kramte Creeks anonyme Kreditkarte hervor und gab sie ihm zurück. »Sie bezahlen dafür. Und ich habe keine Hemmungen, Ihnen zu sagen, dass ich für meine heutigen Dienste einen kräftigen Aufschlag genommen habe.« Fixer ging die Treppe hinauf, und Creek zückte seinen Kommunikator, um Brian anzurufen.
»Du bist ein sehr begehrter Mann«, sagte Brian ohne Umschweife. »In der vergangenen Stunde gab es etwa zweitausend Versuche, sich in dein System zu hacken, und einige von den Programmen sind sogar richtig gut.«
»Die Tatsache, dass du mir davon erzählst, lässt mich vermuten, dass du alles unter Kontrolle hast«, erwiderte Creek.
»So könnte man es auch formulieren«, sagte Brian. »Aber man könnte es auch so ausdrücken, dass in ungefähr neunzig Minuten mehrere tausend gute und nicht so gute Hacker entsetzt aufschreien werden, wenn ihre kleine Welt in sich zusammenfällt. Doch viel mehr Sorgen macht mir die Tatsache, dass soeben ein Richter einen Durchsuchungsbefehl unterzeichnet hat, der es der Polizei gestattet, dein Anwesen und all dein Hab und Gut auf den Kopf zu stellen, einschließlich deines Computernetzwerks, um an Hinweise auf deinen gegenwärtigen Aufenthaltsort zu gelangen. Die Polizei wird nicht mehr Erfolg als die Hacker haben, wenn sie versucht, Informationen aus deinem System herauszuholen, aber wenn ich vom Netzwerk abgeklemmt bin, werde ich dir kaum noch von Nutzen sein.«
»Kannst du das System verlassen?«, fragte Creek.
»Ich glaube nicht«, sagte Brian. »Kleine autonome Programme wie die Bohrer, mit denen ich mich gerade herumschlage, können sich im Netz frei bewegen, aber ich bin etwas zu groß, um übersehen zu werden, wenn ich frei im Äther herumschwebe.«
Creek überlegte einen Moment. »Der IBM in der NOAA«, sagte er schließlich. »Er müsste verfügbar sein. Dort könntest du unterschlüpfen.«
»Oh, wie nett«, sagte Brian. »Zurück in den Mutterleib.«
»Besser als gar nichts.«
»Ich beklage mich nicht, Harry. Ich mag den IBM. Er ist sehr geräumig. Und er ist mit dem Regierungsnetzwerk verbunden, was es weniger auffällig macht, wenn ich mir dort Zugang verschaffe. Einen Moment, ich habe den Transfer eingeleitet. Klinge ich weiter entfernt?«
»Eigentlich nicht.«
»Und während ich mich aus deinem System zurückziehe, formatiere ich alle Datenspeicher und hinterlasse den Befehl, die Verbindung zum Netz zu trennen. Ich weiß nicht, was die Bullen im Rest deines Hauses finden werden, aber wenigstens dein Computer wird in ein paar Minuten völlig sauber sein.«
»Was hast du sonst noch für mich?«, fragte Creek.
»Haufenweise«, sagte Brian. »Erstens: Die Überwachungskameras in der Mall waren außer Betrieb. Die Polizei hat in den Taschen deiner neuen Freunden mehrere Störsender gefunden. Aber Miss Baker und du, ihr wurdet von den Kameras in der U-Bahn aufgezeichnet. Das ist die schlechte Neuigkeit. Die gute Neuigkeit ist, dass ich die Übertragung aus eurem Waggon unterbinden konnte, nachdem ich euch lokalisiert hatte. Schlecht ist wiederum die Neuigkeit, dass ich die Videoaufzeichnungen vom Bahnhof Benning Road nicht verhindern konnte. Also wird man irgendwann darauf kommen, wo ihr ausgestiegen seid. Trotzdem gibt euch das einen kleinen zeitlichen Vorsprung. Falls ihr euch nicht sowieso schon mit dem beeilt, was auch immer ihr gerade zu tun beabsichtigt, wäre es jetzt an der Zeit, damit anzufangen.«
»Wir beeilen uns schon«, versicherte Creek.
»Das freut mich«, sagte Brian. »Zweitens: Euer ›Agent Reginald Dwight‹ ist in Wirklichkeit Edward Baer, der ein völlig durchschnittlicher Schlägertyp zu sein scheint. Hat ein paar Jahre wegen Erpressung und Gaunereien gesessen und noch sechs Monate obendrauf bekommen, weil er im Knast einen Mithäftling zusammengeschlagen hat. Sein offizieller Beruf ist der eines Wachschutzexperten, was eine gewisse Ironie hat. Ganz offensichtlich steht er in Verbindung mit Mr. Acuna, der diesem Mann über mehrere Jahre hinweg immer wieder Schecks ausgestellt hat.«
»Ist er tot?«, wollte Creek wissen.
»Nein«, sagte Brian. »Aber er ist auch nicht gerade putzmunter. Er wurde ins Mount
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