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Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)

Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)

Titel: Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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dastand und hilflos auf die Stelle blickte, an der vor wenigen Sekunden noch sein Großvater gestanden hatte, und wo jetzt nur noch der Stab des Vanyanars, sein Gewand und das Stück des Mooses lagen.
    „Nein! O bitte, nein…lass mich nicht allein, Großvater, bitte…komm doch zurück…“ Er fiel auf die Knie, schlug die Hände vors Gesicht und begann fürchterlich zu weinen.
    Jesta erging es nicht anders und dennoch wollte er nicht gleich zu Cale gehen, denn er wusste, dass er den Jungen mit seiner Trauer allein lassen musste, jedenfalls für eine gewisse Zeit. So stand er da, das kurze Fell seines Gesichtes mit Tränen benetzt, als sein Blick auf das kleine Stückchen Moos am Boden fiel. Es war so grün, viel grüner wie zuvor, als er es aus der Tasche genommen und dem Vanyanar gegeben hatte.
    Und plötzlich, zunächst nur langsam und zaghaft, keimten rund um das Moos dünne, gelblich-grüne Triebe aus dem Boden, deren Anzahl immer weiter zunahm, sodass sich schon bald ein stetig wachsendes Feld unter ihren Füßen ausbreitete, in dem nun dichte Gräser und blühende Wildblumen in die Höhe schossen.
    Cale stand auf und betrachtete mit verschwommenem Blick die sich auf wundersame Weise verändernde Umgebung, bis ihm ein Fels in der Nähe auffiel, auf dessen kantiger Oberfläche sich kleine Risse bildeten. Dann brach der Fels plötzlich in der Mitte entzwei und der zarte Trieb eines Baumes stieß an der Stelle aus der Erde, dessen Schichten rasch übereinander wuchsen, bis sie von einer festen, dunklen Borke umschlossen waren.
    Ihre Blicke folgten dem entstandenen Stamm aufwärts, bis sich dessen Ende im Zeitraum weniger Minuten zu einer dichten, von satten grünen Blättern behangenen Baumkrone entfaltete.
    „Jindos Träne“, sagte Jesta, während er dem Wind lauschte, der nun sanft durch den Wipfel des Baumes rauschte. „Scheint, als hätte sie die Kraft des Mooses freigesetzt.“
    Cale wischte langsam seine Tränen fort und sah zu Jesta herüber. Ein sanftes Lächeln ruhte nun auf seinem Gesicht.m„Er hat es gewusst, Jesta. Großvater wusste, dass es hier enden würde.“
    Jesta nickte ihm zu und sah nach Osten in die Ferne, wo der Boden immer noch so trocken und kahl aussah wie zuvor. „Namagant scheint sich nur langsam von den Folgen des Schattenwalls zu erholen.“
    „Ja“, erwiderte Cale leise. „Aber es ist ein Anfang.“

Das kristallene Herz

    Eine Weile standen sie noch da und waren Zeuge von Jindos letzter Tat, dann breitete Cale das Gewand des Vanyanars vor sich aus und bat Jesta um das Schwert in seiner Hand.
    „Was hast du vor?“
    „Ich werde von nun an Großvaters Gewand tragen. Es ist zu lang, also werde ich es ein wenig kürzen, damit es mir passt. Nicht zu viel, immerhin werde ich noch wachsen und ich möchte es nicht irgendwann ablegen müssen, nur weil ich zu viel abgeschnitten habe.“ Er nahm Lumeos entgegen, holte aus und einen Moment später fuhr die Klinge durch die festen Fasern des unteren Drittels. „Den Rest werde ich bei Zeiten umändern lassen, damit er nicht ausfranst.“
    Er übergab das Schwert wieder an Jesta und schlüpfte rasch in das abgenutzte Gewand.
    „Passt“, sagte er zufrieden und betrachtete das abgeschnittene Ende, das bis zu seinen Fesseln reichte. Dann hob er den Stab auf, musterte die knollige Spitze und umschloss ihn fest mit beiden Händen. „Von nun an wird er mir als Waffe dienen und ich werde solange üben, bis ich so schnell und hart zuschlagen kann, dass es keinen Unterschied mehr macht, dass es nur ein Stab und kein Schwert ist.“
    „Die Zeit wirst du leider nicht haben“, erwiderte Jesta und legte sich den Rucksack an. „Die Schlacht ist noch nicht beendet, wir sollten aufbrechen und zu unseren Freunden eilen.“
    „Dann werde ich als Wolf an deiner Seite in die Schlacht ziehen. Danach bleibt sicherlich noch genug Zeit zum Üben.“
    „Und du fürchtest dich nicht?“ Jesta sah ihm direkt in die Augen.
    „Nein. Großvater hätte mich nicht verlassen, wenn er nicht daran geglaubt hätte, dass wir diese letzte Schlacht gewinnen könnten. Und vergiss das hier nicht.“ Er gab Jesta das Zeichen der Vlu, der sich die Kette sogleich um den Hals hing. „Wenn sie uns in dieser Schlacht helfen, haben wir wertvolle Verbündete gewonnen. Ich habe sie kennengelernt, Jesta, sie sind kein Volk mit denen man aneinandergeraten möchte.“

    Nachdem sich Cale in Zardan verwandelt und Jesta auf seinem Rücken Platz genommen hatte, eilten sie in

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