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Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Titel: Andular (Noirils Verrat) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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waren zuvor nur Gedichte, denen man erst viel später Melodien hinzugefügt hat.“
    „Was hat es mit dem auf sich, indem von dem König und der Königin erzählt wird?“
    „Nun, dort wird von Jaldor, unserem letzten König berichtet, und seiner Frau Saneen, der Königin und Inoels Mutter. Wie sie zueinanderfanden und letztendlich wieder getrennt wurden, weil es das Schicksal so wollte.“
    „Dann scheint dieses Lied aber vor nicht allzu langer Zeit entstanden zu sein, nicht wahr?“, fragte Jesta und sah die Trauer in des Generals Augen.
    „Ja, das stimmt“, antwortete Crydeol leise und starrte in die lodernden Flammen. „Es wurde in Andenken an Saneen verfasst, als sie kurz nach Inoels Geburt starb. Sie war eine gute Königin. Jeder aus dem Volk hat sie geliebt. Und Jaldor am meisten.“
    „Was genau hat es mit Inoel auf sich?“
    „Du meinst, warum Saneen ein Mädchen anstatt eines Jungen zur Welt gebracht hat?“ Crydeol hielt kurz inne. „Diese Frage zu beantworten ist nicht einfach. Viele vermuten, das Saneens Herkunft etwas damit zu tun haben könnte. Man sagt, sie käme aus einer Gegend jenseits der unüberwindbaren Gajoraberge. Als er jung war, fand Jaldor sie erschöpft und verwahrlost an den Hängen der Berge, nicht weit von unserem jetzigen Standort in südwestlicher Richtung. Er nahm sie auf und sorgte für sie. Es heißt, sie hätte ihr Gedächtnis verloren und konnte kaum sprechen. Auch später noch konnte sie sich an nichts aus ihrer Vergangenheit erinnern und Jaldor war der Einzige, den sie in ihre Nähe ließ. Jedenfalls verliebten sie sich ineinander und Saneen gewöhnte sich an die Kultur und die Gebräuche Vaskanias. Den Rest solltest du kennen.“
    „Merkwürdig. Warum weiß man bis heute nicht, was sich hinter jenen Bergen befindet, von denen ihr gesprochen habt?“
    „Weil sie so hoch sind“, erwiderte Crydeol. „Deswegen nennt man sie ja die unüberwindbaren Berge und es heißt, kein Wesen auf Andular wäre dazu imstande die hohen Spitzen zu bezwingen. Aber lass uns nun etwas schlafen. Ich werde dich morgen schon früh wecken und dann machen wir uns zu den Grenzen Vaskaans auf, die sich am nördlichen Rand dieses Waldes befinden.“ Er stand auf, band zwei Decken von seinem Sattel los und übergab eine an den Durandi. Kurze Zeit später legten sie sich hin, und während sich Jesta noch Gedanken über das von Crydeol Erzählte machte, schlief er auch schon ein.

    Am nächsten Morgen weckte Crydeol ihn in der Früh, wie er es am Abend zuvor angekündigt hatte. Zusammen aßen sie etwas und packten ihre Sachen wieder zusammen. Nachdem alles auf den Rücken der Tiere verstaut war, machten sie sich weiter auf ihren Weg durch den Wald, immer in Richtung Norden.
    Nach einigen Stunden kamen sie an einen Weg, der den ihrigen aus östlicher Richtung kreuzte. Auf diesem ritten sie weiter nordwärts, bis sie schließlich an eine lange Brücke kamen, die weit über das Langdon Meer bis zu einer kleineren Insel reichte.
    „Wir sind bald da“, rief ihm Crydeol unter dem tosen der Brandung zu. „Die Insel, die du dort hinten siehst, gehört noch zum Reiche Vaskaans. Wenn wir sie und die dahinter liegende Brücke überquert haben, befinden wir uns schon auf talintarischen Gebiet. Danach liegt nur noch eine Brücke vor uns, die uns zur letzten Insel vor der Küste Talints bringt. Um von diesem Grenzposten aus auf das Festland zu gelangen, müssen wir uns jedoch auf etwas anderes verlassen als auf Brücken. Aber du wirst es selbst sehen, wenn es soweit ist.“
    Langsam setzten sie ihren Weg über die Brücke fort. Der Wind fuhr ihnen durch die Haare und über ihnen zogen Möwen unter lauten Rufen ihre Kreise, so als wollten sie die beiden Gefährten verabschieden. Weit unter sich sah Jesta das schäumende Meer, und fast wäre ihm schwindelig geworden und er wäre von Nevurs Rücken gefallen, hätte er seinen Blick nicht gleich wieder auf Crydeol gerichtet, der vor ihm ritt. Kurze Zeit später hatten sie die Brücke hinter sich gelassen und überquerten nun die letzte Insel Vaskaans. Jestas Nervosität spitzte sich immer weiter zu, als er daran dachte, dass er bald ein anderes Land betreten würde, und so sah er sich ein letztes Mal um.
    Crydeol, der Jestas Unbehaglichkeit bemerkt hatte, blieb stehen und sprach: „Blicke nicht zurück, als ob du Vaskaan niemals wieder zu Gesicht bekommen würdest. Wenn wir Glück haben, werden wir uns schneller auf dem Heimweg befinden, als du denkst.“
    Jesta

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