Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
werden? Hat er den nötigen Mut, um an deiner Seite zu bleiben, wenn Schwerter und Pfeile um ihn herum schwirren? Ich wage dies doch sehr zu bezweifeln!“
Doch mittlerweile hätte Crydeol die Hartnäckigkeit des Durandi besser kennen sollen. Jesta dachte gar nicht daran, Nevur wieder zurückzuschicken.
„Ihr kennt meinen Esel schlecht, Crydeol! Nevur gehorcht mir aufs Wort und würde mich niemals alleine zurücklassen! Ihr mögt auf eurem Pferd sicherlich eine gute Figur abgeben und es jederzeit im Griff haben, aber ich kann das von mir nicht behaupten. Ich würde mich nicht lange auf dem Rücken eines so großen Tieres halten können und ich bezweifele, dass ihr es angenehm fänden würdet, wenn ich mich hinter euch auf das eurige Tier setzen würde.“
„Dir geht wohl nie die Luft aus, was?“, erwiderte Crydeol und schwang sich mit einem eleganten Satz auf Lago. „Wie kann man nur so viel hintereinander weg reden? Es ist dein Esel, aber auch deine Haut, derer du dich erwehren musst! Reite von mir aus auf was immer dir beliebt, aber verschone mich auf unserer Reise mit deinem permanenten Gerede! Und was das hinter mir aufsitzen angeht - das kannst du vergessen und wenn du zu Fuß weiterlaufen musst!“
„Dann werden sich unsere Wege hier trennen, Herr“, rief ihm die Wache zu. „Ich werde das Pferd das für den Durandi gedacht war wieder mit mir nehmen und zurück nach Vaskania reiten und wünsche euch zum Abschied alles Gute. Auf das eure Reise erfolgreich verläuft und ihr unversehrt wiederkehrt.“ Dann ritt sie davon.
„Wir sollten jetzt ebenfalls aufbrechen, Jesta. Wir werden von hieraus nach Nordwesten reiten und sollten noch vor Anbruch der Dunkelheit die Grenzen des Lardos Waldes erreichen. Erst dort werden wir rasten und unser Nachtlager aufschlagen.“
So ritten sie nebeneinander her und ließen die Mühle bald hinter sich. Den restlichen Tag sprachen sie nur wenig miteinander, aber jeder von ihnen machte sich seine eigenen, sorgenvollen Gedanken. An einem kleinen Bach saßen sie kurz ab, um ihre Wasserschläuche wieder aufzufüllen und den Tieren eine kurze Pause zu gönnen.
Auf ihrer weiteren Reise konnte Jesta den General des Öfteren singen hören. Es waren Lieder über längst vergangene Tage, aus den Zeiten der alten Könige Vaskanias und Jesta hatte sie nie zuvor gehört. Gerne hätte er Crydeol über ihre Bedeutung ausgefragt, aber er hielt sich zurück und wollte es sich für einen späteren Zeitpunkt aufheben, wenn sie die Grenzen des Waldes erreicht hatten.
Außer einigen Tieren kreuzte niemand ihren Weg und so sahen sie nach etlichen Stunden den Waldesrand von Lardos am Horizont. Es war bereits dunkel und der Mond schien hin und wieder durch die Wolkenfetzen hindurch, als sie ein Stück weit in den Wald hineinritten und zwischen einigen Bäumen ihr Nachtlager aufschlugen.
„Weißt du, wie man ein Lagerfeuer entfacht?“, fragte Crydeol und sah sich auf dem Waldboden nach Steinen um.
„Und ob ich das weiß! Brauchbares Holz sollte es um uns herum ja genug geben, aber wie sieht es mit einem Feuerstein aus? Tragt ihr einen bei euch?“
„In meiner Satteltasche sollte sich einer befinden. Ansonsten müssen wir wohl auf die mühselige Reibungsmethode zurückgreifen.“
„Derer ihr euch dann liebend gerne bedienen könnt, denn ich werde mich mit meinem Fell wohl kaum daran versuchen!“, rief Jesta.
„Schon gut, ich habe einen gefunden“, lachte Crydeol, der sich gerade über die Vorstellung amüsierte, wie Jesta sich mit brennenden Händen und unter lauten Schreien über die Wasserschläuche hermachen würde, um die Flammen zu löschen.
„Was ist so lustig?“
„Ach, nichts. Ich werde mich um das Feuer kümmern, und du könntest dich in der Zeit um unsere Schlafplätze bemühen“, antwortete Crydeol, und machte sich daran das Feuerholz trichterförmig aufzustellen.
Nachdem das Feuer hell brannte und die Schlafplätze eingerichtet waren, ließen sie sich vor dem Feuer nieder, tranken und aßen etwas und unterhielten sich über den nächsten Tag. Und plötzlich fielen Jesta wieder Crydeols Lieder ein, die er während ihrer Reise zu den Wäldern gesungen hatte, und so erkundigte er sich bei ihm über ihre Bedeutung.
„Die Lieder, die ihr vorhin gesungen habt, was bedeuten sie und über wen handeln sie genau?“
Crydeol blickte auf und sah Jesta verwundert an.
„Es überrascht mich, dass du an Liedern aus meiner Heimatstadt interessiert bist. Die meisten von ihnen
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