Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
sah den General nachdenklich an. Zu gerne hätte er seinen Worten zugestimmt, aber irgendetwas in seinem Herzen sagte ihm, das dem nicht so war. Er nickte seinem Begleiter kurz zu und sie ritten der zweiten Brücke entgegen.
„Werden diese Inseln denn gar nicht bewacht?“, rief Jesta nach einer Weile, und das so laut, als befürchtete er, der Wind könnte seine Worte davontragen, noch bevor sie Crydeols Ohren erreichen würden.
„Nein“, rief Crydeol. „Die Inseln liegen so nahe beieinander, dass das nicht nötig ist. Erst auf der letzten Insel werden wir wieder auf Menschen stoßen.“
Nach einiger Zeit hatten sie auch die zweite Brücke passiert und ritten nun auf einem schmalen Weg, der sich zwischen einigen Dünen hindurchschlängelte, der letzten Brücke entgegen.
„Wenn wir die letzte Brücke passiert und den Grenzposten erreicht haben, überlasse mir das Reden und halte dich zurück“, rief Crydeol Jesta zu, der gerade Taykoo aus seiner Tasche geholt hatte und ihn nun mit beiden Händen hoch über seinen Kopf hielt, damit er die Aussicht genießen konnte.
Der Übergang über die letzte Brücke war beschwerlicher als bei den beiden zuvor, da der steinerne Boden nun mit tiefen Schlaglöchern übersät war. An einigen Stellen fehlten gar ganze Teile und riesige Löcher klafften dort hervor, sodass jeder Fehltritt den direkten Fall in das kalte Wasser bedeuten würde.
Vorsichtig setzten die Tiere ihren weiteren Weg fort, doch ab und zu sträubte sich Nevur weiterzugehen, worauf Jesta von ihm abstieg und ihn sicher hinter Lago um die beschädigten Brückenbereiche herum führen musste.
„Diese Brücke ist ja der reinste Spießrutenlauf!“, fluchte Jesta und fuhr Nevur beruhigend über den Kopf.
„Es tut mir leid für dich und deinen Esel, aber ich hatte gehofft, die Brücke wieder in einem besseren Zustand anzutreffen.“
„Welches Schicksal hat diese Brücke ereilt? Ich nehme an, dass sie schon bessere Zeiten erlebt hat, oder?“
„Da hast du allerdings recht! Vor einigen Jahren versuchten die Garlan die Brücken zu zerstören, um so die einzige Verbindung zwischen den beiden Reichen zunichtezumachen. Es konnte jedoch das Schlimmste verhindert werden und schon kurze Zeit später stellte unser Reich die beschädigten Brückenteile wieder her. Anscheinend nehmen es unsere Verbündeten aber mit den ihrigen nicht so genau.“
Kurz darauf hatten sie jedoch auch diese Brücke heil und unversehrt gemeistert und setzten ihren weiteren Weg fort. Von einem Hügel aus konnte Jesta bald in der Ferne zwei kleine Hütten erkennen und irgendetwas, das er nicht genau erkennen konnte, lag hinter ihnen im Wasser. Er vermutete, dass es sich dabei um ein Floß handeln würde, wunderte sich aber, als sie näher kamen, dass ein Mann, der zuvor aus einer der beiden Hütten gekommen war, etwas aus einem Eimer hervorholte und es dem vermeintlichen Floß entgegen warf. Anschließend drehte er sich wieder um und ging zurück in die Hütte. Verwundert schritt Jesta hinter Crydeol her, der nun ebenfalls von Lago absaß und ihn hinter sich her zu den Hütten führte.
„Ich würde mir gerne mal das Floß dort drüben genauer ansehen, wenn ihr nichts dagegen habt“, sagte Jesta und spähte an Crydeol vorbei zu dem Etwas im Wasser.
„Das Floß?“ Crydeol begann zu lachen, fing sich aber gleich wieder, als er Jestas verärgerten Blick sah. „Geh nur! Schau dir dein Floß ruhig an, aber halte dabei etwas Abstand!“, sagte er und schlug dem Durandi auffordernd auf die Schulter. Dann schritt er auf die Hütte zu, die der Mann kurz zuvor betreten hatte, und ging ebenfalls hinein.
„Bleib du hier schön neben Lago stehen, verstanden?“, sprach Jesta seinem Esel zu und ging an den Hütten vorbei dem Floß entgegen. Einige Meter hinter der Hütte führte ein breiter Holzsteg bis an das Wasser heran. Als er das Ende des Steges erreicht hatte, konnte Jesta endlich sehen, was sich dort im Wasser verbarg: Vor ihm schwamm ein riesiges, über und über mit dunklem Schlamm bedecktes Wesen, das langsam auf einigen großen Blättern herumkaute, während es Jesta mit seinen kleinen Augen müde ansah. Der längliche Kopf des Wesens ragte aus einem riesigen Panzer hervor, den es auf dem Rücken trug und darunter konnte Jesta nun vier Flossen erkennen, von denen gerade die vorderen beiden wie gigantische Paddel wirkten. Auf der großen Rückenfläche des Panzers war ein riesiges Floß errichtet worden, das durch dicke Taue
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