Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
lieber aufhören und mir stattdessen dankbar sein. Wer weiß, welche Gefahren noch auf uns zukommen werden? Und falls es dazu kommt, solltest du dich wenigstens verteidigen können“, erwiderte Crydeol und warf dem Durandi das Schwert zu, der es ungeschickt auffing.
„Und was jetzt?“, fragte Jesta und sah sich gelangweilt die blanke Klinge des Schwertes an.
„Jetzt zeige ich dir, wie man es richtig benutzt“, sagte Crydeol und machte eine auffordernde Geste.
Lustlos erhob sich der Durandi und schlenderte hinter Crydeol auf eine kleine Anhöhe zu, auf der sie genügend Platz zum Üben hatten.
„Hier werden wir jetzt so lange üben, bis ich den Eindruck habe, dass du die Grundkenntnisse beherrschst“, rief Crydeol und ließ seine Klinge einige Male durch die Luft schwirren, als wollte er Löcher in die Luft schneiden. „Ich zeige dir jetzt einige Angriffsarten und du wirst sie sogleich wiederholen, verstanden? Wir beginnen mit einem geraden Stich auf den Gegner zu, gefolgt von einer Parade, um den Gegenangriff abzuwehren.“
Aufmerksam beobachtete Jesta die schnellen Bewegungen, die Crydeol mit seinem Schwert vollführte und ahmte sie währenddessen langsam nach, wobei er ein ziemlich verkrampftes Gesicht auflegte und seine Zunge wild über dieLippen gleiten ließ.
„So in etwa?“, rief er und fuchtelte mit seinem Schwert vor Crydeols Nase herum, worauf dieser einen schnellen Schwertstreich folgen ließ und die Klinge unsanft aus Jestas Händen beförderte.
Mit offenem Mund und leeren Händen sah Jesta dem Schwert nach, das sich nun einige Meter neben ihn in den Waldboden bohrte.
„Nein, nicht so!“, rief Crydeol zornig. „Du sollst erst zusehen und es dann wiederholen! Also noch einmal – und merke dir, dass das Parieren genauso viel Kraft erfordert wie der zuvor ausgeführte Schlag. Wenn du dein Schwert nur so locker vor dich hinhältst, kann dein Gegner es dir genauso leicht aus der Hand schlagen, wie ich es gerade getan habe.“
So verbrachten sie noch eine ganze Weile miteinander, bis Jesta sein Schwert kaum noch aufrecht halten konnte und die Sonne sich langsam ihrem Untergang näherte.
„Für heute soll es das gewesen sein, Jesta. Aber ab morgen werden wir jeden Tag etwas üben, damit du für den Ernstfall gewappnet bist. Und jetzt komm, wir sollten noch vor Sonnenuntergang ein Feuer entfachen“, rief Crydeol dem völlig ausgelaugten Durandi zu, der nur kurz nickte und sich langsam hinter dem General in Richtung Lagerplatz schleppte.
„Ihr habt mich ganz schön gefordert“, keuchte Jesta und ließ sich wie ein nasser Sack auf seine Decke fallen.
Crydeol lachte bei dem Anblick seines erschöpften Schülers laut auf. „Von mir aus kannst du dich eine Weile ausruhen, dann werde ich mich in der Zeit um das Feuer und unser Essen kümmern.“
„Zu gütig, Herr General. Ich habe einen unglaublichen Hunger. Schon seit unserer Ankunft auf Talint knurrt mir der Magen und ich denke, Nevur und Taykoo ergeht es genauso.“ Jesta sah zu Taykoo hinunter, der neben ihm auf der Tasche lag und die ganze Zeit, seit der Errichtung des Lagers, geschlafen hatte.
„Es ist noch genug da, aber spätestens übermorgen sollte unser Proviant aufgebraucht sein. In der Gegend hier kann man jedoch gut jagen, und während du dich in Panjan umhörst, werde ich etwas Rotwild für uns erlegen. Doch erst einmal werde ich jetzt Wasser holen, bleib du hier und pass auf“, sagte Crydeol, der gerade das Feuer entfacht hatte und sich nun mit ihren Wasserschläuchen und einem kleinen Topf zu dem Bach in ihrer Nähe aufmachte.
Nachdem er Crydeol zwischen den Bäumen nicht mehr ausmachen konnte und nur noch das Geräusch des zerbrechenden Unterholzes in der Ferne vernahm, fühlte sich Jesta ein wenig unwohl in seiner Haut. Die Dunkelheit, die sich nun wie ein schweres Tuch über den Wald legte, verstärkte sein Empfinden nur noch mehr und so kauerte er sich unter seine Decke, um auf Crydeols Rückkehr zu warten. Um sich abzulenken, summte er die Melodie von Crydeols Lied über Jaldor und Saneen und dachte dabei über die Pläne nach, die der General sich für seinen Aufenthalt in Panjan gemacht haben könnte. Sein Magenknurren nahm währenddessen immer weiter zu, und gerade als er nicht mehr länger an sich halten konnte und die Satteltaschen nach etwas Essbaren durchsuchen wollte, sah er die Umrisse Crydeols zwischen den Bäumen.
„Hier bin ich wieder. Alles in Ordnung, oder solltest du gar während meiner
Weitere Kostenlose Bücher