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Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Titel: Andular (Noirils Verrat) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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anderen Bögen. Zudem jedes Mal, wenn er einen Pfeil abschoss, dieser seltsame hohe Ton zu hören war. Ein Geräusch, das ich mit keinem anderem vergleichen konnte, das ich bis dahin vernommen hatte.“
    Jesta rieb sich die Augen. Seine Müdigkeit machte ihm nun doch zu schaffen, aber eines wollte er noch wissen. „Wie ist Renyan an den singenden Bogen gekommen? Varsil, ein Häftling, der mir unter Synus Gesellschaft leistete, sagte mir, es wäre Renyans Vater gewesen, der Noiril mithilfe eines Freundes gebaut hat. Ist das wahr?“
    „Varsil hat dir das erzählt? Hätte nicht gedacht, dass der alte Narr so viel über Noiril weiß. Aber ja, es stimmt. Renyan hat es mir selbst erzählt, denn auch ich habe ihn damals diese Frage gestellt. Oduryon, Renyans Vater und sein guter Freund Ybbon, ein Talani, haben den singenden Bogen gefertigt. Aus welchem Material er jedoch hergestellt wurde und welcher Zauber auf ihn liegt, weiß ich nicht. Tatsache ist aber, das Noiril nur von einem Mitglied aus Oduryons Familie beherrscht werden kann.“ Crydeol legte etwas Holz nach, da das Feuer nun schon fast niedergebrannt war.
    „Habt ihr jemals mit angesehen, wie ein Fremder mit Noiril geschossen hat?“ fragte Jesta und hatte die Worte mehr ausgegähnt als gesprochen.
    Crydeol antwortete nicht gleich. Erst als Jesta seine Frage noch einmal laut und deutlich wiederholte, tauchte der General aus seinen Gedanken auf.
    „Mein Bruder hat es einmal versucht“, antwortete er und starrte abwesend durch die Baumspitzen in den dunklen Himmel.
    „Ihr habt einen Bruder?“
    „Zwei, um genau zu sein. Sariol und Nomys sind ihre Namen. Meinem ältesten Bruder, Sariol, bist du sogar schon begegnet. Er war einer jener Männer, die dem Großen Rat angehören. Der Mann zu Malivs rechten, der ihm die Karte Talints überreicht hat, erinnerst du dich?“
    „Er ist euer Bruder? Aber er schien viel älter als ihr zu sein. So wirkte er jedenfalls auf mich.“
    „Er ist tatsächlich um einiges älter als ich. Vierzehn Jahre, um genau zu sein. Nach dem Tode meines Vaters war er es, der meinen kleinen Bruder und mich zusammen mit unserer Mutter aufzog.“
    „Und was macht euer jüngerer Bruder?“
    „Nomys befindet sich zurzeit in Antis, der großen Schneestadt auf Brahn.“
    „Lasst mich raten - er hat den gleichen Weg eingeschlagen wie ihr damals und hat vor ebenfalls ein General der vaskaanischen Armee zu werden, richtig?“
    „Genau“, antwortete Crydeol und lachte, als Jesta sich gleich darauf auf die eigene Schulter klopfte. „Und er war es auch, der mit Renyans Bogen schoss. Zu der Zeit hielten Renyan und ich uns in Vaskania auf. Nomys schenkte seinen Worten keine Beachtung, und übermutig, wie mein kleiner Bruder nun mal ist, nahm er einen von Renyans Pfeilen und schoss ihn ab. Ich werde nie den Ausdruck in seinem Gesicht vergessen, als der Pfeil nicht mal einen Meter vor seinen Füßen zu Boden fiel. Er konnte es nicht fassen und zog unter dem Gelächter von Renyan und mir wutentbrannt ab. Noch lange Zeit danach zogen wir ihn damit auf.“
    „Ihr habt ihn sehr gemocht, nicht wahr? Renyan meine ich.“ Jesta war nicht entgangen, wie die Augen des Generals aufgeleuchtet hatten, als er in den alten Erinnerungen schwelgte.
    Crydeols Miene verhärtete sich daraufhin wieder und ohne Jesta anzusehen, sprach er: „Mag sein. Damals vielleicht. Aber wie dem auch sei – du siehst sehr müde aus und solltest dich schlafen legen. Ich werde noch etwas am Feuer bleiben und mir Gedanken über den morgigen Tag machen.
    „Ich weiß, dass ihr ihn immer noch mögt! Man merkt es an der Art, wie ihr über die gemeinsamen alten Zeiten sprecht“, sagte Jesta, während er aufstand und sich zu seiner Schlafstelle begab. Und dort, die Decke bis zu den Augen hochgezogen, lag er noch eine Weile wach und dachte über den nächsten Tag nach. Dann schlief er ein.
    In seinem Traum sah er Crydeol und einen Mann, den er für Renyan hielt, lachend und vertraut nebeneinanderstehen, wieder in aller Freundschaft vereint und auch er freute sich und hoffte, nun endlich wieder nach Vaskaan zurückkehren zu können. Seine Aufgabe war erfüllt und alle Missverständnisse zwischen den beiden Männern schienen aus der Welt geschafft.

    Der Himmel am nächsten Morgen war wolkenverhangen und grau. Jesta fühlte sich schmutzig und ihm fröstelte, als er seine Decke zur Seite warf. Doch die Erinnerung an seinen Traum, den er in der Nacht zuvor hatte, ließen ihn darüber

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