Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
recht mit seiner Einschätzung. Lord Maliv war schon immer sehr gut in solchen Dingen, deshalb ist er ja auch das Oberhaupt des Rates. Also nutze die Gelegenheit und beweise ihm und mir, dass er sich tatsächlich nicht in dir getäuscht hat. Wenn er dir vertraut, werde ich es auch tun.“
„Danke, Crydeol!“, erwiderte Jesta lächelnd und ritt los.
Ein aufschlussreicher Aufenthalt
Nachdem Jesta den Wald hinter sich gelassen hatte, kam er an ein weites Feld und über ihm erstreckte sich der weite graue Himmel. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut, war er doch nun zum allerersten Mal ohne die Begleitung Crydeols in diesem für ihn fremden Land unterwegs. Nach einer Weile setzte auch noch der Regen ein und so dauerte es nicht lange, bis er vollkommen durchnässt war.
„Wenn ich mich doch nur irgendwo unterstellen könnte, bis der Regen nachgelassen hat“, sprach er zu sich selbst, aber um keine Zeit zu verlieren, und in der näheren Umgebung auch nichts zum Unterstellen einlud, ritt er zügig weiter. Mit lauten Rufen forderte er Nevur dazu auf sein Tempo zu erhöhen und so galoppierten sie durch den peitschenden Regen über das Feld.
Fast eine Stunde war er nun schon unterwegs und die Landschaft um ihn herum hatte sich kaum verändert. Die weiten Felder hatte er hinter sich gelassen, aber nun tat sich vor ihm eine nicht minder weite und karge Gegend auf. Bei genauerer Betrachtung erkannte Jesta dunkle Flächen unter Nevurs Hufen, und nun wusste er, wo er sich befand. Er ritt gerade über den Boden hinweg, auf dem einst Vellyf erbaut worden war. Jenem Dorf, das einst die Garlan überfallen und niedergebrannt hatten - Renyans Heimatdorf. Ein Schauer jagte ihm über den Rücken und so forderte er seinen Esel noch mehr, damit sie diesen trostlosen Ort so schnell wie möglich hinter sich lassen würden. Zu Jestas wohlwollen zogen die dunklen Regenwolken nun allmählich vorüber und vor ihm erhellten wieder die warmen Strahlen der Sonne seinen weiteren Weg.
Zu seiner linken erhob sich in der Ferne ein großer Hügel am Horizont und über diesem, kaum zu erkennen, schwebte etwas in der Luft. Etwas Großes und Dunkles. Zuerst verharrte es ruhig an einer Stelle, aber nach einer Weile bewegte sich das rätselhafte Wesen, sofern es denn lebendig war, weiter in Richtung Osten. Jesta riss die Zügel an sich und rief Nevur zu stehen zu bleiben. Der Esel gehorchte, und während er schnaufend nach etwas Gras Ausschau hielt, starrte Jesta dem seltsamen Wesen hinterher. Dieses war jetzt fast schon aus seinem Blickfeld verschwunden, doch für einen Moment hatte Jesta den Eindruck, als hätte das Ding die Umrisse eines gigantischen Fisches gehabt. Er war sich sicher, zwei große Flossen erkannt zu haben, aber konnte das sein? Ein Fisch, zudem noch ein so großer, hoch oben am Himmel?
Vielleicht die Anstrengungen der letzten Tage und der wenige Schlaf, dachte er und beließ es dabei. Um seinen Esel etwas Ruhe zu gönnen, führte er ihn unter eine nahe gelegene Nadelbaumreihe und nahm einen großen Schluck aus seinem Wasserschlauch.
„Verdammt!“, rief er zornig. „Ich hätte mich vorher vergewissern sollen, ob er auch ausreichend gefüllt ist!“ Nevur hingegen stand völlig erschöpft an einer Pfütze und trank hastig das wenige Wasser, das der Regen in ihr zurückgelassen hatte.
„Esel müsste man sein“, sagte Jesta und tätschelte seinen Kopf. „Aber du hast es dir auch redlich verdient, alter Junge. Trotzdem sollten wir uns nicht zu lange hier aufhalten und bald weiter reiten, hörst du?“ Nun kam auch Taykoo aus seiner Tasche, die natürlich völlig durchnässt war, und schüttelte sein feuchtes Fell.
„Na du, auch schon wach?“, rief Jesta und wuschelte mit einer Hand durch das nasse, graue Fell. Zappelnd befreite sich das Wullom aus seinem Griff und schleuderte Jesta einige Krümel aus dem Tascheninneren entgegen.
„Hm, sag bloß du hast nichts mehr übrig gelassen, alter Vielfraß.“ Jesta griff in die Tasche. Sie war leer. „Das Fräulein Inoel hat dir so viele Körnerbällchen in die Tasche gesteckt und du hast alle aufgefuttert? Nun, dann musst du dich eben gedulden, bis wir in Panjan angekommen sind.“
Daraufhin zog sich das Wullom schlecht gelaunt wieder in die Tasche zurück, wo er noch einige Zeit lang seine üblichen Beschwerden von sich gab.
„Schimpf du nur“, rief Jesta und schaute nachdenklich in Richtung Süden. Er hoffte, dass es nicht mehr allzu weit sein würde und so schwang er
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