Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
hinwegsehen und so hielt er sogleich nach Crydeol Ausschau, um ihm davon zu erzählen.
Er fand ihn bei der Stelle, die sie für die Tiere angelegt hatten und nachdem Jesta ihn und seinen Esel begrüßt hatte, berichtete er Crydeol von seinem Traum. Als er fertig war, sah Crydeol ihn nachdenklich an, wobei er sanft seine Hand auf Jestas Schulter legte.
„Träume entsprechen nun mal nicht der Realität, Jesta. Vieles von dem was wir uns erhoffen und wünschen spiegelt sich in ihnen wieder, aber wenn man dann aufwacht, hat man lediglich eine Vorstellung davon, wie es hätte sein können.“
Jesta war enttäuscht. Warum wollte Crydeol nicht glauben, dass sich vielleicht doch alles wieder zum Guten wenden würde.
„Aber es hätte doch auch jemand anderes getan haben können - damals“, sagte er und sah Crydeol mit hoffnungsvollem Blick an.
„Nein, denn diese Möglichkeit bestand damals schon nicht mehr. Als unser König starb, waren alle aus Renyans Familie bereits tot. Seine Eltern, Oduryon und Nylana, kamen einige Jahre zuvor bei einem Angriff der Garlan um. Eines Nachts fielen sie in das Dorf ein und schlachteten alle Einwohner ab, die es nicht mehr geschafft hatten sich in die Wälder zu flüchten. Ihre Häuser und Hütten steckten sie in Brand und Renyans Bruder hatten sie vermutlich erschlagen, als er sich gegen die Eindringlinge zur Wehr setzen wollte. Jedenfalls konnte Renyan seinen Leichnam in den Überresten ihres Hauses nicht finden, und die Leichen der anderen hatten die Garlan zu einem großen Haufen in der Dorfmitte zusammengetragen, wo sie sie alle verbrannten.“
„Das Dorf?“, fragte Jesta. Er hatte bis jetzt immer angenommen, das Renyan aus einer Stadt käme. „Stammt Renyan nicht aus Panjan? So wie ihr bisher über ihn erzählt habt, hörte es sich jedenfalls so an.“
„Die Jahre danach tat er es auch. Da Vellyf nun vollkommen niedergebrannt war, ließ er sich in Panjan nieder, so wie alle anderen Überlebenden aus dem Dorf auch. Und dort traf ich ihn dann ja auch einige Jahre später. Zur Zeit des Angriffs hielt er sich, wie so oft, hier in den Wäldern auf und sah das ganze Ausmaß der Katastrophe erst einige Tage später. Heute ist von Vellyf nichts mehr übrig. Dort wo das Dorf einmal stand, genau zwischen Panjan und diesen Wäldern hier, ist nun nichts mehr zu sehen, außer dem toten Boden, der noch daran erinnert was einst geschah. Du wirst es sehen, wenn du nach Panjan reitest.“
Jesta dachte eine Zeit lang über das nach, was Crydeol ihn soeben erzählt hatte. „Wann habt ihr gedacht, soll ich aufbrechen?“
„Schon bald. Doch vorher werde ich dich bei unserem Frühstück noch über einige wichtige Dinge informieren, die du berücksichtigen solltest.“
Als sie mit dem Frühstück fertig waren, packte Jesta seine Tasche, vergewisserte sich das Taykoo in ihr war und holte seinen Esel.
„Und merke dir, was ich dir soeben geraten habe!“, sagte Crydeol und hielt Jesta am Arm fest. „Lasse dich nicht dazu verleiten auch nur irgendetwas zu stehlen! Und erwähne weder Renyans noch meinen Namen! Am besten wird es sein, wenn du dich in den Gasthäusern umhörst.“ Er holte einige Goldstücke aus seiner Tasche und gab sie Jesta. „Hier. Das sollte einige der Kosten decken. Halte dich von hier aus in südöstlicher Richtung und nach einigen Stunden solltest du Panjan erreicht haben. Dort angekommen, dürftest du keinerlei Schwierigkeiten haben in die Stadt zu gelangen, aber falls dich trotzdem jemand auf den Grund deines Besuches ansprechen sollte, so antworte, dass du auf der Durchreise bist und vorhast in einem der Gasthäuser zu übernachten.“
„Und wann soll ich zurückkehren?“, fragte Jesta. Seine Stimme bebte jetzt vor Aufregung.
„Ich erwarte dich morgen gen Mittag. Ich werde von unserem Baum aus nach dir Ausschau halten, kurz bevor die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat. Solltest du nicht kommen, so gehe ich davon aus, dass dich irgendetwas davon abgehalten hat Panjan zu verlassen und werde sogleich mit Lago zu dir stoßen. Aber denke daran, dass dies zur Folge haben könnte, das ich dort erkannt werde und unsere Aufgabe sich dadurch erschweren wird.“
„Was sagt euch, das ich nicht flüchten werde?“
Der General lächelte und sprach: “Weil ich es weiß. Zu Beginn unserer Reise wollte ich in dir nur den Dieb sehen, doch ich musste schnell feststellen, dass du tief im Innern ein guter Kerl bist, Dieb hin oder her. Wahrscheinlich hatte der Große Rat
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