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Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Titel: Andular (Noirils Verrat) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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habt, könnte der alte Urca gewesen sein. Jedenfalls trifft eure Beschreibung ganz auf ihn zu, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er es wirklich gewesen ist.“
    Jesta verzog das Gesicht. „Der alte Urca?“
    „Ganz recht“, erwiderte Fegard. „Der alte Urca ist das älteste Geschöpf Andulars, so sagt man jedenfalls. Er ist ein Wolkenwal. Eine Kreatur, so groß und weise wie kein anderes Geschöpf unter der Sonne und ich habe niemanden mehr über ihn berichten hören, seit ich ein kleiner Junge war.“
    „Warum glaubt ihr, dass er es nicht gewesen sein kann?“, fragte Jesta interessiert. „Ich meine, was könnte es sonst gewesen sein?“
    Sein Gegenüber lehnte sich wieder zurück und kratzte sich am Hals. „Urca hat sich seit Ewigkeiten nicht mehr blicken lassen. Mein Vater, der alte Logard Knaudelmann, hat ihn einmal gesehen, in jungen Jahren, als er sich eine Weile auf Brahn aufgehalten hat. Damals erzählte man sich, dass der Wolkenwal in einer Höhle tief unten in den Gewässern des Jaraansees hausen würde. Einem See, der sich auf einer Insel südlich von Talint befindet, dort wo das südliche Ende des Rotschleier Waldes liegt. Und nur alle paar Monate, so sagte man, verließ er seine Höhle und überflog ganz Andular, um nach dem Rechten zu sehen. Mit den Jahren ließ er sich jedoch immer seltener am Himmel blicken und einige sind sogar der Meinung, dass der alte Urca inzwischen das zeitliche gesegnet hat und seine Überreste sich auf dem Grunde des Jaraansees befinden.“
    „Ich habe noch nie von diesen Geschichten gehört, die ihr mir soeben erzählt habt“, erwiderte Jesta erstaunt. „Aber ich weiß, was ich gesehen habe! Vielleicht lebt der alte Urca ja doch noch und jetzt ist er wieder aufgetaucht. Doch wenn dem so ist, was hat es zu bedeuten?“
    „Vielleicht hat irgendetwas seine Aufmerksamkeit erregt und ihn aus seinem langen Schlaf geweckt. Die letzten Jahre verliefen relativ friedlich und die Zeit der großen Kriege ist vorbei. Wenn es wirklich der alte Wolkenwal war, den ihr gesehen habt, so verheißt sein erneutes Auftauchen womöglich nichts Gutes. Vielleicht regt sich wieder etwas Übles auf Namagant“, sagte er und fügte mit einem gequälten Lächeln hinzu: „Aber wir sollten nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen, nicht wahr?“
    Jesta bemühte sich sehr, die Hoffnung des alten Wirtes zu teilen.
    „Wie dem auch sei“, sagte Knaudelmann und stand auf, „ich muss mich nun wieder um meine Kundschaft kümmern. Ich wünsche euch nun noch eine gute Nacht – und macht euch nicht zu viele Gedanken über das, was ihr gesehen habt.“ Er verbeugte sich und verschwand bald darauf wieder hinter seinem Tresen.
    Jesta dachte noch eine ganze Weile über das nach, was der alte Knaudelmann ihm erzählt hatte. In Winhol hatte er keinen der alten Durandi jemals über eine Kreatur namens Urca reden hören, geschweige denn über einen Wolkenwal. Aber weshalb? Die Durandi, das wusste er nur zu gut, waren naturverbundener als alle anderen Völker Andulars, jedenfalls hatte sein Stamm dies immer stolz von sich behauptet. Und dennoch schien niemand von ihnen dieses riesige Geschöpf jemals mit eigenen Augen gesehen zu haben. Vielleicht, so erklärte er es sich selbst, war der alte Urca in den letzten Jahrzehnten einfach nicht über Winhol hinweg geflogen, weshalb ihn auch niemand zu Gesicht bekommen hatte. Fegard erwähnte immerhin selbst, dass er seit Jahren niemanden mehr von ihm hatte reden hören. Ja, das musste der Grund sein.
    Schließlich stand er auf, stellte den leeren Krug auf den Tresen und stieg die Stufen zu seinem Zimmer hinauf.
    Nachdem er die Tür leise geschlossen hatte, verriegelte er das Fenster und legte sich in sein Bett. Die Strapazen der letzten Tage hatten ihn sehr gefordert und nun war er einfach nur froh, dass er sich wenigstens diese eine Nacht etwas mehr Schlaf gönnen konnte.

Angriff aus der Dunkelheit

    Crydeol hielt den Atem an. Der Hirsch, der sich etwa vierzig Meter vor ihm befand, hob nun seinen Kopf und hielt inne. Er spürte die Gefahr, die ihn umgab, aber noch hatte er den Jäger nicht bemerkt, der ihn aus einem dichten Busch heraus beobachtete. Plötzlich fuhr das Tier zusammen und einen Moment später schlug sein mächtiger Körper regungslos auf den harten Waldboden auf. Crydeols Pfeil hatte sein Ziel nicht verfehlt und so trat der Schütze aus seinem Versteck hervor und ging auf die Beute zu.
    Mit dem Hirsch im Schlepptau machte sich Crydeol wieder

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