Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
lange nicht, dass er sich gleich aufmacht, um uns in Talan anzukündigen. Woher sollte dieser jemand auch den Grund unserer Reise kennen? Meint ihr nicht, ihr seht die Sache ein wenig zu verbissen?“
„Verstehst du es denn immer noch nicht?“, rief Crydeol, so laut, dass alle Vögel in ihrer Umgebung aufgeschreckt aus den Baumwipfeln davonflogen. „Ich bin ein General der vaskaanischen Armee Vaskanias und unter den meisten Menschen hier sehr bekannt. Sie wissen, wie ich zu Renyan stehe. Unsere Aufgabe ist einfach zu wichtig, als dass ich sie wegen einer dummen Unachtsamkeit zunichtemache. Nach all den Jahren stehe ich nun endlich kurz vor Renyans Ergreifung! Wir sind nur noch zwei Tagesreisen davon entfernt!“
Jesta stand auf. Er hatte gehofft, dass Crydeol seine neuesten Erkenntnisse über Renyan mehr würdigen würde und war sichtlich enttäuscht. Die Rufe Crydeols ignorierend, setzte er sich auf einen großen Baumstamm, einige Meter von ihren Schlafplätzen entfernt, und starrte in den Himmel. Am liebsten hätte er es den Vögeln gleich getan und wäre davongeflogen, weit über das Meer und zurück zu seinem kleinen Haus am Ufer des Neng. Doch er konnte nicht fliegen. Ebenso wenig wie sein Esel und so fragte er sich insgeheim einmal mehr, was er in all diesem Ganzen nur zu suchen hatte.
Eine Hand legte sich plötzlich auf seine Schulter und gleich darauf hörte er Crydeols Stimme hinter sich. „Es tut mir leid, Jesta!“, sagte er und es war ihm ernst. „Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angefahren habe. Ich weiß, wenn du nicht wärst, hätte ich niemals herausgefunden, wo sich Renyan befindet, und was du getan hast, rechne ich dir hoch an. Und ja, ich weiß, dass ich es bin, der auf dich angewiesen ist und nicht umgekehrt.“
Da drehte sich Jesta zu ihm um und erhob sich. „Danke, Crydeol. Ich werde es euch nicht länger übel nehmen. Besser eine späte Einsicht als gar keine.“
Crydeol lächelte und hielt ihm seine Hand hin. „Du bist wirklich ein guter Kerl!“
„Ich nehme euer Friedensangebot an, Herr General“, sagte Jesta und schlug ein.
„Nun, wie wäre es dann, wenn ich dir ein paar weitere Lektionen im Umgang mit dem Schwert erteilen würde, hm?“, fragte Crydeol und grinste, als er in Jestas lustlose Miene blickte.
„Na schön“, gab er schließlich nach, „aber nehmt euch in Acht! Noch einmal werdet ihr mich nicht vorführen!“
Einige Zeit später standen sich Mensch und Durandi wieder auf der Anhöhe gegenüber. Jesta zeigte sich dabei weit geschickter als das letzte Mal, als sie miteinander geübt hatten und so befand Crydeol, dass es nun an der Zeit sei, in einem leichten Übungskampf gegeneinander anzutreten.
„Du leistest dir zwar noch einige Schnitzer“, sagte Crydeol und parierte im gleichen Moment einen kräftigen Hieb von Jesta, „aber ich muss zugeben, dass du heute in weit besserer Form bist als das letzte Mal. Hatte mein Durandi etwa Nachhilfe in Panjan? Von einem freundlichen Bauern vielleicht?“
Jestas Augen blitzten auf und er stürmte auf Crydeol zu. Blitzschnell drehte der sich jedoch zur Seite und ließ ihn ins Leere laufen. Dann holte er zum Streich aus und stoppte die Bewegung seines Armes kurz vor Jestas Nacken. „Du verschwendest deine Kraft, mein Freund!“, sagte er ernst. „Du solltest lernen ausdauernder zu kämpfen, um deine Kraft nicht schon in den ersten Minuten des Kampfes zu verbrauchen!“
Immer wieder stichelte Crydeol seinen Schützling mit solchen Bemerkungen an, bis dieser sich erschöpft und schnaufend den Rücken stützte.
„Ich denke nicht, …dass ich das heute noch lerne. Was haltet ihr davon…wenn wir es für heute… gut sein lassen?“
Crydeol steckte den Zweihänder wieder in die Scheide. „Aber nur, damit du mir morgen nicht vom Pferd fällst! Vom Esel meine ich natürlich!“, korrigierte er und lachte. „Ist es dir eigentlich gelungen deine Finger bei dir zu behalten, als du dich in Panjans Straßen herumgetrieben hast?“
„Was? Wie kommt ihr denn jetzt darauf?“
„Na, komm! Glaubst du wirklich, mir ist der große Beutel entgangen, den du umgehangen hattest, als du heute Mittag wieder gekommen bist? Und ich meine nicht die Tasche, die du sonst immer bei dir trägst.“
Jesta schüttelte beleidigt den Kopf. „Wenn ich mich recht erinnere, so habe ich euch versprochen, meine Finger zukünftig bei mir zu behalten! Und da ihr mir für meinen Aufenthalt ausreichend Gold mit auf den Weg gegeben habt,
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