Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
hatte ich es nicht nötig zu stehlen, sondern habe uns Proviant für die nächsten Tage gekauft!“
Crydeol sah verlegen zu Boden und zog etwas Luft durch die Zähne. „Tja“, sagte er kleinlaut, „da hab ich wohl etwas zu vorschnell gehandelt, hm? Aber glaub ja nicht, dass du das restliche Gold behalten kannst“, stichelte er und eilte in Richtung der Feuerstelle.
„Na das ist doch…“, aber Jesta fielen die passenden Worte nicht ein, als der General ihn einfach auf der Anhöhe zurückließ. So kehrte er trotzig zu seiner Schlafstelle zurück, legte sich auf eine Hälfte seiner Decke und deckte sich mit der anderen zu. Der Wind rauschte sanft durch die Wipfel der Bäume und unter dem heiteren Singsang der Vögel schlief er bald darauf auch schon ein.
Es war bereits dunkel, als Jesta wieder erwachte. Er stand auf, warf die Decke zur Seite und sah zur Feuerstelle hinüber. Das Feuer brannte, aber Crydeol konnte er weder sehen noch hören. Leise machte er sich zu der Stelle auf, wo Lago und Nevur standen, wobei er sich ständig umsah, da ihm die dunkle Umgebung und das Verschwinden Crydeols nun doch ein wenig Angst einjagten. Die Tiere waren jedoch noch dort, wo sie sein sollten, aber wo konnte der General nur sein? Jesta ergriff das Kurzschwert unter Lagos Sattel und schlich sich wieder zurück an den hellen Schein des Feuers. Ein Rest des Hirschfleisches, aufgespießt an einen langen Stock, lag in der Glut. Es war bereits schwarz. Jesta spürte den zunehmenden Kloß in seinem Hals, denn nun bekam er es richtig mit der Angst zu tun.
Plötzlich durchriss ein grauenhafter Schrei die Nacht. Jestas Herz raste. Der Schrei, der sich angehört hatte als hätte ihn eine Frau ausgestoßen, war aus nördlicher Richtung gekommen. Kurz darauf ertönte wieder einer und noch einer, dieses Mal jedoch aus nordwestlicher und östlicher Richtung. Jesta sah sich panisch um, umklammerte fest das Schwert in seiner Hand und rannte so schnell er konnte zu ihrem Aussichtsbaum. Er zögerte kurz, doch dann machte er einen raschen Satz auf den Felsen hinauf, wobei er notgedrungen sein Schwert fallen lassen musste, um sich mit beiden Händen an den großen Ast klammern zu können. Doch so sehr er sich auch bemühte, es gelang ihm einfach nicht, seinen schweren Körper empor zu wuchten. Da ergriff plötzlich etwas seinen Fuß. Noch bevor Jesta sehen konnte, was da an ihm hing, wurde er auch schon hinuntergerissen, worauf er umgehend mit dem Rücken auf den harten Boden schlug. Wie gelähmt lag er dort, doch ehe er sich versah, schnellte über seinem Gesicht eine Hand hervor und hielt ihm den Mund zu.
Dann beugte sich Crydeols Gesicht über ihn. Er hielt sich den Zeigefinger vor den Mund, um Jesta zu signalisieren, ruhig zu bleiben. Einen Moment horchte er noch in die Dunkelheit, dann löste er die Hand.
„Wo seid ihr gewesen und was waren das für Schreie?“, flüsterte Jesta hastig und griff schnell nach dem Schwert, das neben ihm am Boden lag.
Crydeol antwortete nicht. Er packte ihn am Arm, half ihm hoch und sah sich nach allen Richtungen um. „Komm, wir sollten zurück zum Feuer!“, sagte er schließlich und zog den völlig verängstigten Durandi hinter sich her. Das Feuer war fast niedergebrannt, als sie wieder am Lager angekommen waren. „Schnell!“, rief Crydeol, „schür das Feuer, wirf mehr Holz hinein!“ Wieder ertönte ein schrecklicher Schrei, und dieses Mal schien er direkt aus dem nahen Dunkeln vor ihnen zu kommen. Crydeol zog seinen Zweihänder und griff rasch ein brennendes Holzscheit aus den Flammen, sodass die Glut knisternd aufwirbelte.
Jesta fuhr erschrocken zusammen. Ihm war, als hätte er vor ihnen in der Dunkelheit eine geduckte Gestalt gesehen, die sich hinkend zwischen den Bäumen hin und her bewegte. Langsam schnürte seine Angst ihm die Kehle zu. Was war das nur? Seine Augen starrten unruhig in die Dunkelheit, als wieder ein Schatten durch die Bäume huschte. Jesta suchte nach Crydeol, doch er war verschwunden. Warum ließ Crydeol ihn jetzt allein? Hatten ihn die Angreifer bereits erwischt? Den Schein des Holzscheits konnte er in der Dunkelheit auch nicht mehr ausmachen und wo war die Frau, die gerade noch so grässlich geschrien hatte? Wieder raschelte es im Unterholz. Und jetzt sah Jesta ganz deutlich die Umrisse einer Gestalt. Sie stand nur wenige Meter vor ihm in der Dunkelheit. Sah ihn an, wie er sie ansah, kam langsam näher und hielt plötzlich wieder inne. Dann duckte sie sich und kam mit
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