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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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war totenstill. »Holt die Landrover heraus und packt den Erste-Hilfe-Koffer ein. Mum ist irgendwo auf der Piste von Warratah hierher verschwunden.«
    Sie setzten sich wie ein Mann in Bewegung. Hüte wurden aufgestülpt, Mäntel übergeworfen, und alle folgten ihr zur Tür hinaus in den Regen. Sie teilten sich in Sechsergruppen auf und starteten die Landrover. Der Koch packte den Erste-Hilfe-Koffer und die Trage hinten in seinen Truck und zwängte sich mit einem Arm voll Decken und Kissen in die Kabine. Leanne rannte zum Geländewagen, dicht gefolgt von Angel, und nach zweimaligem Röhren sprang der Motor an. Die Leute in der Schlafbaracke hörten den Lärm und streckten die Köpfe aus den Fenstern. Bald darauf donnerten über zwanzig Leute vom Hof – in Fahrzeugen und zu Pferde.
    Die Nacht war schwarz, und der Regen fiel herab wie ein Vorhang. Leanne und Angel fuhren schweigend; der Wagen schaukelte und holperte, dass die Scheinwerferstrahlen über dieschlammige Piste tanzten; sie beleuchteten Bäume, schreckten grasende Rinder und Wallabys auf, und eine Herde Emus galoppierte im Wiegeschritt davon. Leanne umklammerte grimmig das Lenkrad; sie wischte über die beschlagene Scheibe und spähte hinaus in die Dunkelheit. Nie würde sie sich verzeihen, wenn Mum etwas zustoßen sollte.
    Langsam bewegte der Konvoi sich auf Warratah zu; die Stunden vergingen, und sie geriet in Panik. Von Mums Geländewagen war nichts zu sehen, und nichts wies darauf hin, dass Mum heute auf dieser Piste gefahren war. Sie musste hier irgendwo sein. Mum kannte die Regeln und wäre niemals weggefahren, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Das war viel zu gefährlich.
    »Hast du das gesehen?«, schrie sie gegen das Geräusch des Regens an, der auf das Wagendach trommelte.
    »Scheinwerfer«, rief Angel. »Jemand kommt uns entgegen.«
    »O Gott«, schluchzte sie. »Das ist Claire. Das bedeutet, sie hat sie nicht gefunden.«
    »Nein. Warte. Sie bewegen sich nicht. Sieh doch, die Innenbeleuchtung brennt. Claire muss etwas gefunden haben.«
    Leanne trat das Gaspedal durch, und der Wagen schleuderte durch den Schlamm, legte sich schräg und geriet beängstigend ins Schwanken, bevor er sich aufrichtete und voranschoss. Sie hörte, wie Angel schrie, sie solle langsamer fahren, wusste, dass sie halsbrecherisch fuhr. Aber sie musste sehen, was da vor ihr war. Der Allrad-Truck kam knirschend zum Stehen, als sie auf die Bremse trat. Sie sprang hinaus in den Regen.
    Das Licht der Scheinwerfer beleuchtete Claire. Sie kniete ohne Hut und Mantel neben etwas, das auf dem Boden lag. Etwas, das sehr still dalag.
    Leanne watete durch den Schlamm und stolperte über die Schieferfläche. »Mum? Mum?« Sie fiel auf die Knie, ohne auf die spitzen Steine zu achten, ohne sich um den alles durchnässenden Regen zu kümmern.
    Ellie lag zusammengekrümmt unter Claires Mantel. Sie war sehr bleich, und als Leanne sie berührte, fühlte sie sich eiskalt an.
    »Sie ist mit dem Kopf aufgeschlagen. Sie ist bewusstlos«, rief Claire. »Ich brauche Hilfe, um sie in den Wagen zu schaffen. Einer von euch muss sich ans Funkgerät setzen und den Arzt rufen. Er soll nach Jarrah kommen.«
    Leanne wurde rau beiseite gestoßen, und Angel übernahm das Kommando. »Wir müssen vorsichtig sein«, schrie er ihr in das wütende Gesicht. »Sie kann sich das Genick gebrochen haben oder das Rückgrat. Wir müssen dafür sorgen, dass sie stabil liegt, bevor wir sie hochheben.«
    »Du bist ein verdammter Tierarzt, kein Chirurg«, brüllte sie zurück.
    »Ich habe fünf Jahre Medizin studiert und fünf Jahre praktiziert. Und was hast du?«, schrie er zurück. »Geh die Decken holen, und bring mir etwas, das ich ihr um den Hals legen kann.«
    Leanne lief davon, während Claire und Angel sich um Ellie kümmerten. Cookie hatte die Plane vom Truck abmontiert, und er und drei andere hielten sie ausgespannt über die Verletzte, um sie vor dem Regen zu schützen. Leanne zerrte Decken und Kissen aus dem Wagen und kam damit zurück. Dann trat sie beiseite. Sie fühlte sich absolut hilflos, während ihre Schwester sorgsam das Kissen um den Hals ihrer Mutter schlang und es mit einer Schnur befestigte.
    »Jetzt sollten wir sie bewegen können, aber bemüht euch, keine ruckhaften Bewegungen zu machen«, sagte Claire und stand auf.
    Die Männer brachten die Trage, und unter lauten Anweisungen von Claire und Angel hoben sie Ellie darauf. Sie hüllten sie in Decken und beschirmten sie mit der Plane, und dann taumelten

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