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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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wirklich nicht nötig sein. Du und dein Sohn, ihr werdet nach Jarrah zurückkommen. Das weiß ich einfach.« Ihr Lächeln war spröde.
    Mickey wusste, dass die Chancen für seine Heimkehr gering waren, aber es hatte keinen Sinn, die Sache schwerer zu machen, als sie schon war. Er betrachtete Alicias Gesicht, als sie sich wieder eine Zigarette anzündete, und flüchtig fragte er sich, ob er vielleicht doch eine Chance hatte. Aber der gesunde Menschenverstand sagte ihm, dass dies nicht der richtige Augenblick war, sich noch einmal zu erklären – nicht, wenn er heute Abend abreiste. Eine weitere Zurückweisung würde ihn nur noch trauriger machen, und er musste sich auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren.
    Aurelia brach das verlegene Schweigen und räusperte sich. »Du hast gesagt, es gibt noch andere Dinge zu berücksichtigen.«
    Dankbar sah er sie an, aber er wusste, dass sein Lächeln niemanden täuschen konnte. »Erinnerst du dich, dass die Regierung nach dem letzten Krieg ein Gesetz über Zwangsenteignungen erließ? Wir mussten Parzellen unseres Landes praktisch verschenken, damit sie billig an die heimkehrenden Soldaten verkauft werden konnten.«
    Aurelia nickte. Sie hatte damals selbst über fünftausend Hektar verloren. »Aber ich habe das Land zurückbekommen, als der junge Mann Pleite ging und in die Stadt zurückkehrte. Das ging vielen so, weißt du noch?«
    »Aber einigen auch nicht«, erinnerte er sie. »Meine Eltern haben auch nahezu fünftausend Hektar verloren, das meiste davon mit gutem Wasser, und die Farmen dort arbeiten heute noch.« Er nagte an der Lippe. »Ich wette, die Regierung wird das Gleiche noch mal tun, wenn alles vorbei ist. Aber diesmal sind die Farmen viel größer, viel ausgedehnter, und die Erfolgreicheren unter uns werden am meisten verlieren.«
    Aurelia begriff sofort. »Statt Jarrah und Warratah zusammenzulegen, indem du mir die Eigentumsurkunden vermachst, ist es deshalb viel vernünftiger, die beiden Farmen klein und bei verschiedenen Eigentümern zu belassen.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Er war erleichtert. Er hatte gewusst, dass sie verstehen würde, aus welchen Beweggründen er Jarrah nicht ihr vermachen wollte, auch wenn ihm klar war, dass sie viel besser geeignet war als Alicia und alles viel besser in den Griff bekommen würde. Alicia mochte seinen Pulsschlag beschleunigen, aber wenn es um Jarrah ging, war es wichtig, dass sein Kopf über sein Herz regierte und nicht umgekehrt.
    »Warratah ist viel größer als Jarrah, und wahrscheinlich wirst du einen Teil deines Landes verlieren, aber nicht so viel wie in dem Fall, wenn beide Farmen vereinigt wären«, sagte er leise. Er bemerkte, dass Alicia glücklicher aussah, nachdem nun alles erklärt war – und das stimmte ihn traurig. Er hatte gehofft, sie würde sein Vertrauen in sie als nächsten Schritt in ihrer Beziehung begreifen.
    »Dann ist das Ganze also nur ein geschäftlicher Plan?«, fragte Alicia nachdenklich.
    Sie schenkte ihm ein reizendes Lächeln, und Mickey erstickte den Hoffnungsfunken, der nur allzu leicht in ihm zu entfachen war. »Es hätte mir gefallen, wenn es mehr als das gewesen wäre«, sagte er in gleichmütigem Ton und verdrängte seine Gefühle für sie. »Aber da ich nicht alles haben kann, was ich will, schien mir dies die ideale Möglichkeit zu sein, Jarrah für die Zukunft zu erhalten.«
    Er atmete tief bei dem Gedanken an die neunzig Quadratmeilen Weideland, das Farmhaus und den winzigen Friedhof, umgeben von einheimischen Bäumen und Büschen. »Fünf Generationen meiner Familie liegen auf Jarrah beerdigt. Ich fände es furchtbar, wenn es in fremde Hände geriete.« Er schaute Alicia mit festem Blick ins Gesicht und wünschte, sie würde verstehen, wie viel ihm das alles bedeutete. »Wenn ich nicht zurückkomme, behalte es in deiner Obhut – wenn nicht für Seamus, dann für Ellie. Ich habe einen Treuhandfonds eingerichtet.«
    Alicia empfand leise Verlegenheit wegen der Art und Weise, wie sie ihn behandelt hatte, aber sie war auch verärgert. Bis heute war Mickey Maughan für sie eine Möglichkeit gewesen, die Monotonie des Outback zu durchbrechen; er hatte ihr eine erträgliche Gesellschaft geboten und dazu ein Flugzeug, um nach Cloncurry zu kommen, wann immer sie von hier fort wollte. Er hatte sie mit teuren Geschenken überhäuft, wenn sie ihn wissen ließ, dass sie deprimiert war, und er hatte ihr geschmeichelt, wenn sie in Curry beim Frisör gewesen war, um die grauen

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