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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Haare zu bekämpfen. Diners in einem schicken Hotel, Cocktails auf der Veranda – all die kleinen Luxusdinge, die ihr das Leben hier erträglich gemacht hatten. Und jetzt ging er fort – und vertraute darauf, dass sie ihm sein kostbares Jarrah erhielt, nur um es dann an Elspeth weiterzugeben.
    Sie zündete sich eine neue Zigarette an und blies den Rauchvon sich, während er und ihre Schwester die Unterlagen im Einzelnen durchgingen. Er war ein guter Mann, das musste sie zugeben. Aber er war auch naiv, wenn er sich einbildete, er könnte sie durch Erpressung dazu bringen, dass sie ihn heiratete. Mickey Maughan war lediglich jemand, der ihr Unterhaltung geboten hatte, und es hatte ihr Spaß gemacht, ihn am Nasenring herumzuführen. Aber weiter ging es nicht. Es schauderte sie, als sie über den Hof und an den Außengebäuden vorbei ins meilenweite Nichts schaute. Seine Abreise verurteilte sie zu monate-, vielleicht jahrelanger Langeweile und Einsamkeit, und das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war eine gottverdammte Rinderfarm, die sie hüten sollte. Wenn dieser verfluchte Krieg nur bald zu Ende wäre!, dachte sie missmutig. Dann wäre das alles nicht mehr nötig. Ich habe die Nase voll von Australien.
    Aurelia war angespannt. »Darum wird Wang Lee sich kümmern«, sagte sie schärfer als beabsichtigt, als Alicia Tasse und Untertasse klirrend auf den Holzboden fallen ließ. Sie wusste genau, warum ihre Schwester so geschäftig mit dem Geschirr hantierte: Sie hatte ein schlechtes Gewissen und versuchte es zu überspielen. »Wenn du etwas tun willst, dann leg das hier in den Safe!« Sie reichte ihr die Dokumente und das Testament.
    Es war einen Augenblick still, nachdem Alicia durch die Fliegentür gestürmt war. Sie hörten nur das Stakkato ihrer Schritte in der Diele. »Wann fliegst du?«, fragte Aurelia schließlich.
    »Heute Abend.« Er saß da, den zerknautschten Hut in der Hand, und zog ein jämmerliches Gesicht. »Ich schätze, es ist besser, wenn ich mich wegen Alicia nicht noch einmal lächerlich mache«, sagte er seufzend. »Aber ich hätte ihr gern auf Wiedersehen gesagt, bevor ich gehe.«
    Aurelia griff nach Jacke und Peitsche. »Ich muss nach Ellie sehen. Sie ist jetzt schon zu lange allein draußen«, sagte sie bärbeißig. Sie stand auf, das Monokel fest ins Auge geklemmt, und knöpfte sich die Jacke fest zu. So geht es in diesen Tagen allen,dachte sie müde. Man war angespannt, zugeknöpft, brachte alle Gefühle unter Kontrolle – denn alle hatten Angst, den schrecklichen Wahrheiten ins Auge zu blicken. Wenn sie das täten, würden die Dämme brechen, und alles wäre verloren.
    »Dann gehe ich jetzt besser«, sagte Mickey widerstrebend, und sein Blick wanderte zur Fliegentür.
    Aurelia schüttelte ihm die Hand, und sie fühlte eine Festigkeit und Wärme, die sie nur allzu machtvoll an ihren geliebten Jack erinnerte. Sie musste sich räuspern, bevor sie sprechen konnte. »Gib Acht auf dich«, sagte sie heiser. »Ich werde dafür sorgen, dass Jarrah keinen Schaden nimmt.«
    »Nutze das Land, wie du es für richtig hältst«, sagte er leise. »Ich habe immer noch gutes Wasser auf den Südweiden, die Bohrlöcher und der Fluss sind noch nicht ausgetrocknet; deshalb gibt es dort noch gutes Gras. Ich hab die drei Bullen und ein paar Kühe behalten, aber um die braucht man sich eine Weile nicht zu kümmern.«
    Aurelia nickte. Sie konnte nichts mehr sagen. Sie schaute ihm ins Gesicht und prägte es sich ins Gedächtnis ein, wie sie es mit so vielen anderen getan hatte. Dann wandte sie sich ab. »Ich schlage vor, du begleitest Mickey noch zum Flugzeug, Alicia«, sagte sie über die Schulter zu dem Schatten hinter der Fliegentür. »Könnte eine Weile dauern, bis wir ihn wiedersehen.«
    Alicias aristokratische Erziehung ließ nicht zu, sich unhöflich oder mürrisch zu zeigen; sie wusste zwar, dass sie darauf achten musste, keinen falschen Eindruck bei Mickey zu erwecken, aber sie konnte ihn nicht einfach gehen lassen, ohne sich gebührend zu verabschieden. Sie griff nach ihrem Hut, und gemeinsam traten sie von der Veranda in die brütende Hitze. »Wir können den Geländewagen nehmen«, bot sie steif an.
    »Ich möchte lieber zu Fuß gehen«, sagte er. »Dann kann ich deine Gesellschaft ein paar Minuten länger genießen.«
    Alicia bohrte die Hände in die Taschen; sie hatte sich dieHutkrempe absichtlich so tief heruntergezogen, dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Sie war plötzlich verlegen an seiner

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