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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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blickte ungläubig auf. »Was   …? Wie bist du   …?«, stammelte sie.
    »Konnte nicht schlafen. Da hab ich den Vormann angerufen und ihn gebeten, mich rüberzufliegen. Ich hatte das Gefühl, dass hier etwas schief läuft.« Sie beugte sich zu Ellie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann ließ sie sich neben sie auf die Couch fallen.
    Ellie nahm ihre Hand. »Danke«, sagte sie mit schlichter Aufrichtigkeit. »Ich habe wie immer ein großes Durcheinander angerichtet, und ich weiß nicht, wie   …« Sie ließ den Satz in der Schwebe.
    Claire und Leanne gingen einander in eisigem Schweigen aus dem Weg, als sie die Gläser in Empfang nahmen. Angel versuchte Leanne zu überreden, sich zu beruhigen, und wurde einfach ignoriert. Ellie rang sichtlich um Fassung. Claire kehrte zu ihrem Platz am Fenster zurück; sie konnte nicht still sitzen. Die Vorstellung, dass Ellie Missbilligung in ihrem Blick lesen könnte, war ihr unerträglich.
    Sie saßen alle in der Falle – und es gab kein Entrinnen.
    Ellie schaute ihre Töchter an. Im Stillen flehte sie um Verzeihung und Verständnis, aber sie wusste, dass sie kein Recht darauf hatte. Zu viele Jahre lang hatte sie gelogen – gelogen, indem sie die Wahrheit verschwiegen hatte. Sie hatte nicht den Mut zur Wahrheit gehabt und hatte nicht gewollt, dass ihr Mann ihr die Bürde abnahm und den Mädchen reinen Wein einschenkte. Nun sah sie sich mit ihrem schlimmsten Albtraum konfrontiert. »Ich habe schon gesagt, dass die Geschichte nicht so einfach ist«, begann sie. »Und damit ihr verstehen könnt, wie es kam, dass Jarrah treuhänderisch an Claire und ihre künftigen Kindervererbt wurde, muss ich noch einmal in die Kriegsjahre zurückkehren.«
    Als sie sah, wie misstrauisch ihre Töchter sie anschauten, hätte der Mut sie fast wieder verlassen. Wie konnte sie ihnen die Wahrheit sagen – die ungeschminkte, nackte Wahrheit, die am Ende beide vernichten konnte? Ellie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, und Aurelia drückte ihr aufmunternd die Hand. Sie hatte gehofft, sich diesem Dilemma niemals aussetzen zu müssen, nachdem die Hauptbeteiligten tot und begraben waren – aber so sollte es nicht sein. Denn dafür hatte Mickey Maughan gesorgt. »Du erinnerst dich, dass ich dir erzählt habe, Claire, dass Mickey für den Fall, dass er nicht aus dem Krieg zurückkommen sollte, gewisse Vorkehrungen für Jarrah getroffen hatte?«
    Claire nickte. Sie stand vor dem schwarzen Hintergrund der Nacht am Fenster, und das blonde Haar umwehte ihr Gesicht. »Er setzte Alicias Namen in die Urkunden und vertraute darauf, dass sie sie zurückgeben würde, wenn er oder Seamus heimkäme. Wenn nicht, sollte Jarrah dir gehören.« Sie machte ein verständnisloses Gesicht. »Aber du hast gesagt, es hat dir nicht gehört. Wie konnte das sein?«
    Ellie erkannte, dass Claire den springenden Punkt nicht verstanden hatte. »Mickey kam zurück«, sagte sie leise. »Er bekam die Urkunden zurück, und sie blieben bei ihm, bis er starb.«
    »Aber Mickey ist sechs Monate vor meiner Geburt gestorben. Ich habe seinen Grabstein gesehen   …« Claire kam vom Fenster herüber. Die Dunkelheit kehrte in ihren Blick zurück, und sie schaute Ellie an. »Du hast gesagt, ich war drei Jahre alt, als ihr von meinem Erbe erfahren habt. Hat das etwas mit dem anderen Mann zu tun, der da auf dem Friedhof liegt?« Ihre Stimme war ein Flüstern – und doch hatten ihre Worte einen angespannten Klang, der die Wahrheit forderte.
    Eine beklemmende Stille erfüllte das Zimmer. Ellie erwiderteden Blick ihrer Tochter. »Ja.« Es war, als sei ihr eine schwere Last von den Schultern genommen.
    Claire schwankte und musste sich setzen. »Das solltest du erklären – und keine Geschichten mehr. Nur die schlichten, harten Fakten.«
    Ellie befeuchtete sich die Lippen und griff nach einer Zigarette. Leanne stand der Schock ins Gesicht geschrieben, aber sie schwieg jetzt wenigstens, und dafür war Ellie dankbar. Angel hatte offensichtlich eine beruhigende Wirkung auf sie; sie saßen zusammen in einem Sessel und hielten einander umarmt. Sie schaute wieder Claire an, und ihr Herz war schwer. »Was ich zu sagen habe, wird dich verletzen, Claire«, sagte sie leise. »Aber du sollst wissen, dass dein Vater und ich dich lieben, und was immer nach diesem Abend geschehen wird, wir werden dich weiter lieben.«
    Tiefe Stille herrschte, aber der willkommene Druck von Aurelias Hand spornte sie an. »Hochzeiten haben eine merkwürdige

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