Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
aufzuklären.«
    »Und Charlie?« Aurelia klang bedrohlich. Etwas an Alicias Benehmen bereitete ihr Unbehagen.
    »Er kam ein paar Tage später zurück, und ich ertappte siebei einem hitzigen Wortwechsel hinter der Scheune. Sie hörten damit auf, als sie mich sahen, und ich weiß nicht, worum es ging. Charlie ging dann für drei Wochen auf einen Auftrieb. Danach war er ungefähr eine Woche zu Hause, und dann rief Mickey an und bat ihn, nach Jarrah zu kommen. Ich habe keine Ahnung, weshalb, Mickey war sehr wortkarg. Ellie brannte offensichtlich darauf, Charlie wiederzusehen, und als er von Jarrah zurückkehrte, ritten sie zusammen davon und blieben fast zwei Tage weg.«
    »Es wird Zeit, dass ich ein Wörtchen mit ihr rede«, befand Aurelia entschlossen. »Aber vorher werde ich mit Charlie reden.«
    Alicia hielt sie fest. »Tu nichts Unüberlegtes, Aurelia«, riet sie.
    Aurelia griff nach ihrem Hut. »Jack ist nicht da; also ist es an mir, die Sache zu klären. Typisch Mann«, schnaubte sie. »Nie da, wenn man ihn braucht. Aber ich dulde keine Geheimnisse in diesem Haus, und ich bin entschlossen, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen.«
    Charlie war dabei, Hufeisen zu sortieren; nur die heiße rote Glut des Feuers beleuchtete die Schmiede, als er sie zurechthämmerte. Er hatte sein Hemd ausgezogen, sodass die grausame Narbe an seiner Seite zu sehen war. Die breite Brust war schweißglänzend von der Arbeit in der Hitze.
    »Leg den Hammer hin!«, befahl Aurelia. »Ich will mit dir reden.«
    Er sah sie mit zusammengezogenen Brauen an, ließ den Hammer auf die gemauerte Feuerstelle fallen und trat von den Flammen zurück. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, zog die Lederhandschuhe aus und stopfte sie in die Taschen seiner Moleskins. »Was willst du?«, fragte er mit streitsüchtigem Unterton.
    Aurelia übersah seine schlechten Manieren. Sie gingen bissig miteinander um, seit er den Priester niedergeschlagen hatte. Sie beobachtete ihn nachdenklich. Irgendetwas an ihm war verändert, genau wie bei Ellie. Die beiden wirkten nervös – als ob sie auf etwas warteten. Sie holte tief Luft. »Ich will wissen, warum Ellie sich so sonderbar benimmt.«
    »Wieso fragst du mich?«, knurrte er, griff nach der Holzkelle und trank einen großen Schluck Wasser aus einem Eimer. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Aurelia machte zwei Schritte auf ihn zu, warf einen Blick auf den Hammer und besann sich anders. Charlie war angespannt, das erkannte sie in seinen Augen und an der Haltung seiner Schultern. Er war plötzlich sehr viel mehr als ein Mann mit einem Geheimnis: Er war ein Mann, der sich in die Enge getrieben sah. »Weil du der Anlass zu sein scheinst«, antwortete sie in ihrer unverblümten Art.
    Sein frecher Blick huschte über sie hinweg. »Ich sage doch, rede mit Ellie.«
    Aurelia verlor zusehends die wenige Geduld, die sie besaß. »Ich frage aber dich«, fuhr sie ihn an.
    Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. »Kommt mir nicht zu, es dir zu erzählen«, sagte er mit geheimnisvollem Lächeln.
    »Dann frage ich Ellie«, fauchte sie. »Ich bin entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen.«
    »Was willst du mich fragen?«, sagte eine Stimme von der Tür her.
    Aurelia fuhr herum. Ellie trat aus dem Sonnenschein ins Halbdunkel der Schmiede. Die grelle Sonne in ihrem Rücken umstrahlte ihre schlanke Gestalt. Aurelias Blick wurde sanft, und die Sorge um ihre Nichte durchströmte sie in einer großen Woge der Zuneigung. »Ich habe Charlie gefragt, wieso die Atmosphäre auf der Farm so merkwürdig ist«, sagte sie ruhig. »Deine Mutter und ich machen uns Sorgen.«
    »Ich hatte viel um die Ohren«, sagte Ellie. »Tut mir Leid, wenn ich euch beunruhigt habe.«
    »Vielleicht sollten wir ins Haus gehen und unter vier Augenmiteinander reden?« Aurelia warf einen Blick auf den schweigenden, wachsamen Charlie.
    Ellie schüttelte den Kopf und stellte sich neben ihn. »Es gibt nichts, was man nicht auch hier sagen könnte«, sagte sie fest. »Charlie und ich werden heiraten.«
    Diese Eröffnung verschlug Aurelia den Atem. »Sei nicht albern!«, stieß sie hervor.
    »Ich bin alt genug, um das selbst zu entscheiden«, sagte Ellie ruhig. »Und da ich über einundzwanzig bin, brauche ich deine Erlaubnis nicht.«
    »Aber du liebst ihn nicht«, stellte Aurelia fest und hoffte verzweifelt, dass sie Recht hatte. »Wie um alles in der Welt konntest du so schnell eine solche Entscheidung treffen – und so

Weitere Kostenlose Bücher