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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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zumindest hat er sich ehrenhaft verhalten und ist bei ihr geblieben. Warum sollte er jetzt die ganze Schuld auf sich nehmen?«
    Aurelia wollte antworten, aber Ellie fing an zu schluchzen. »Weil er ein Schwein war«, brachte sie hervor. »Ich habe ihn gehasst für das, was er getan hat. Mehr, als ich je irgendjemanden gehasst habe.«
    Claire sank wieder in ihren Sessel zurück. Ihre Augen waren von Schmerz überschattet, ihr Gesicht schreckensbleich. »Warum?« Es war keine Frage, sondern eine Forderung.
    Es waren unruhige Zeiten für sie alle. Mickey Maughan hatte einen schweren Malaria-Anfall bekommen, und sein geschwächtes Herz hatte versagt. Sie hatten ihn in der Erde seines geliebten Jarrah begraben und um ihn getrauert. Man würde ihn vermissen.
    Zwei Tage nach der Beerdigung saß Aurelia am Küchentisch. Ihr Gewehr lag griffbereit, und Jacky Jack wartete mit den Viehknechten auf der Veranda für den Fall, dass sie Hilfe brauchte. Sie hatte ihre Absicht mit Alicia erörtert und für das Zusammentreffen einen Zeitpunkt ausgewählt, an dem Ellie draußen beim Holzsammeln war. Sie wollten beide nicht, dass Ellie unterdessen nach Hause kam.
    Charlie öffnete die Fliegentür und schlenderte durch die Diele in die Küche. Er legte eine freche Selbstsicherheit an den Tag, die Aurelia nicht gefiel, und als sie seinen beinahe unverschämten Blick sah, hätte sie ihm am liebsten in die Augen gespuckt. »Setz dich«, befahl sie.
    Charlie setzte sich gemächlich auf den harten Holzstuhl auf der anderen Seite des Tisches und fing an, sich eine Zigarette zu drehen. »Ich weiß, worum es geht«, knurrte er. »Aber du verschwendest deinen Atem. Keiner von uns beiden wird es sich anders überlegen.«
    Aurelia ignorierte ihn. Sie breitete Papiere auf dem Tisch aus. »Das meiste davon hast du ja schon gesehen«, sagte sie kalt. »Aber gewisse Dinge sind geändert worden, seit du das letzte Mal in meinem Safe herumgeschnüffelt hast.« Sie sah ein banges Funkeln in seinen blauen Augen, und seine Hände erstarrten für einen Moment, ehe er sie um das Streichholz wölbte und seine Zigarette anzündete. Trotz seiner Gelassenheit wusste sie, dass sie seine volle Aufmerksamkeit besaß. »Gegen Ellies Entscheidung, dich zu heiraten, kann ich nichts unternehmen«, sagte sie. »Aber ich habe die Macht, ihr Erbe zu schützen.«
    »Wie meinst du das?« Seine Stimme war eisig, und sein kalter Blick fixierte sie durch den Zigarettenrauch.
    Aurelia funkelte ihn an. Sie hatte nicht vor, ihn auf der Stelle aufzuklären. Er konnte ihr keine Angst machen, und sie hatte die Oberhand. »Ich habe dir einen Vorschlag zu machen«, sagte sie kühl.
    Er nahm die Zigarette aus dem Mund. »Lass mich raten«, sagte er sarkastisch. »Du willst mich auszahlen.«
    »Genau. Ich wusste, du würdest mich verstehen.« Aurelia zeigte ihm einen Scheck, den sie bereits ausgestellt hatte. »Den hier gebe ich dir gleich nach der Trauung. Dafür erwarte ich, dass du Warratah verlässt und nie mehr zurückkehrst.« Sie sah, dass seine Augen sich weiteten, als er die Zahl auf dem Scheck sah. Zweitausend Pfund waren eine Menge Geld – genug, um ihn für sein Leben zu versorgen. Aber in seinen Augen schimmerte etwas Geheimnisvolles, und sie verspürte das erste Beben des Zweifels.
    »Gib mir jedes Jahr so einen Scheck, und ich könnt’s mir überlegen«, sagte er gedehnt.
    Aurelia hatte gewusst, dass so etwas passieren würde. »Das ist eine einmalige Zahlung, keine Lizenz zur Erpressung«, fuhr sie ihn an. »Ich habe mit meinem Anwalt ein verbindliches Dokument aufgesetzt, einen Vertrag, nach dem du dieses Geld bekommst und keine weiteren Ansprüche gegen meinen Besitz oder Ellies Erbe erhebst. Den wirst du unterschreiben, bevor du diesen Scheck in die Hand kriegst.«
    Langsam las er den Vertrag. Die Zigarette brannte zwischen seinen Fingern herunter, und die Asche fiel auf den Boden. Schließlich schob er das Papier über den Tisch zurück. »Und wenn ich nicht unterschreibe? Wie kommst du auf die Idee, dass ich das alles hier aufgebe – für ein paar lausige Kröten?«
    Aurelia schürzte die Lippen. Sie hatte gewusst, dass es schwierig werden würde, aber sie war entschlossen, es durchzufechten.»Zweitausend Pfund erscheinen dir vielleicht nicht viel, nachdem du dir solche hochfliegenden Hoffnungen darauf gemacht hast, ›das alles hier‹, wie du dich ausdrückst, in die Finger zu bekommen. Aber es ist immer noch besser als die Alternative.«
    Charlie rutschte auf

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