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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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diese kleinen Rachgieren wenden sich der Königin zu, wie die Kompaßnadel dem Nordpol, wie das Eisen dem Magnet. Man hat gegen Sie komplottiert; man hat Sie von Leuten bespähen lassen. Die Königin hat Frau von Charny beauftragt, den Brief zu unterzeichnen, um den Verdacht zu entfernen, und damit ist das Geheimnis aufgeklärt.
    Gilbert dachte einen Augenblick nach.
    Dieser Augenblick des Nachdenkens rief das bei Billot in Pisseleux gestohlene Kistchen in sein Gedächtnis zurück, mit dem weder die Königin, noch Österreich, noch der heilige Stuhl etwas zu thun hätten, und diese Erinnerung brachte ihn wieder auf den rechten Weg.
    Nein, sagte er, das ist es nicht, das kann es nicht sein; doch gleichviel, gehen wir zu etwas anderm, zu Ihnen über.
    Zu mir? was haben Sie mir von mir zu sagen?
    Was Sie so gut wissen, als irgend jemand: daß Sie binnen drei Tagen wieder in ihre Funktionen eingesetzt sind, und daß Sie dann Frankreich so despotisch regieren werden, als Sir wollen.
    Sie glauben? versetzte Necker lächelnd.
    Und Sie auch, da Sie nicht in Brüssel sind.
    Nun wohl! das Resultat? denn zum Resultat müssen wir kommen.
    Vernehmen Sie es. Sie sind bei den Franzosen beliebt. Sir werden von ihnen angebetet sein. Die Königin war es schon lange müde. Sie geliebt zu sehen, der König wird es müde werden. Sie angebetet zu sehen; beide werden Popularität auf Ihre Kosten treiben, und Sie werden es nicht leiden. Dann werden Sie beim Volke unbeliebt. Das Volk, mein lieber Herr Necker, ist ein hungriger Löwe, der nur die fütternde Hand liebt, welche Hand dies auch sein mag. Hernach fallen Sie wieder in Vergessenheit zurück.
    Ich, in die Vergessenheit? Und was würde mich vergessen machen?
    Die Ereignisse.
    Bei meinem Ehrenwort, Sie sprechen als Prophet.
    Ich habe das Unglück, es ein wenig zu sein.
    Lassen Sie hören, was wird geschehen?
    Oh! was geschehen wird, ist nicht schwer vorherzusagen, denn was geschehen wird, steckt im Keime in der Nationalversammlung. Eine Partei wird sich erhellen, die in diesem Augenblick schläft, oder vielmehr, die wacht, aber sich verbirgt. Diese Partei hat zum Haupte ein Prinzip, zur Waffe eine Idee.
    Ich begreife. Sie sprechen von der orleanistischen Partei?
    Nein. Von dieser hätte ich gesagt, sie habe zum Haupte einen Mann, zur Waffe die Volksbeliebtheit. Ich spreche von einer Partei, deren Name nicht einmal genannt worden ist: von der republikanischen Partei.
    Von der republikanischen Partei? Ah! was denken Sie?
    Sie glauben nicht daran?
    Chimäre.
    Ja, Chimäre mit dem feurigen Rachen, der euch alle verschlingen wird.
    Wohl! ich werde Republikaner, ich bin es schon.
    Republikaner von Genf, ganz richtig.
    Mir scheint, ein Republikaner ist ein Republikaner.
    Das ist der Irrtum, Herr Baron; unsre Republikaner werden durchaus nicht den Republikanern andrer Länder gleichen; unsere Republikaner werden zuerst die Vorrechte, dann den Adel, dann das Königtum verschlingen. Ihr andern werdet mit unsern Republikanern abgehen, aber sie werden ohne euch ankommen, denn Ihr werdet nicht dahin gehen wollen, wohin sie gehen. Nein, Herr Baron von Necker, Sie täuschen sich. Sie sind kein Republikaner.
    Oh! wenn Sie es so verstehen, nein; ich liebe den König.
    Und ich auch, und alle Welt liebt ihn in diesem Augenblick, wie wir. Wenn ich das, was ich sage, einem minder erhabenen Geiste sagte, als Ihnen, so würde man mich auszischenund ausschelten; doch dürfen Sie sicher daran glauben, Herr von Necker!
    Das würde ich in der That auch thun, wenn die Sache irgend eine Wahrscheinlichkeit hätte; aber ...
    Kennen Sie die geheimen Gesellschaften?
    Ich habe viel davon sprechen hören.
    Glauben Sie daran?
    Ich glaube an ihre Existenz, aber nicht an ihre Allgemeinheit.
    Sind Sie Mitglied von einer?
    Nein.
    Wohl, Herr Minister, ich bin es, und nicht bloß von einer, sondern von allen. Herr Minister, geben Sie wohl acht, das ist ein ungeheures Netz, das alle Throne umschlingt. Es ist ein unsichtbarer Dolch, der alle Monarchien bedroht. Wir sind ungefähr drei Millionen Brüder, in allen Ländern verbreitet, in allen Klassen der Gesellschaft zerstreut. Wir haben Freunde im Volke, im Bürgerstand, im Adel, bei den Prinzen, unter den regierenden Fürsten sogar. Nehmen Sie sich in acht, Herr von Necker, der Prinz, vor dem Sie sich vielleicht als Gegner der geheimen Gesellschaften zu erkennen geben, ist möglicherweise ein Affiliierter derselben -- nehmen Sie sich in acht! Der Bediente, der sich vor Ihnen

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