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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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thut, ist nicht eine Redensart oder eine geschriebene Maßregel.
    Es ist Brot, und dann wieder Brot; es ist der Wohlstand deiner Kinder, die süße Ruhe deiner Frau. Wer wird dir dies alles geben? Ein König von festem Charakter, von jugendlichem Geist, von edlem Herzen. Dieser König ist nicht Ludwig XV l., der unter seiner Frau regiert, unter der Österreicherin mit dem ehernen Herzen; es ist... suche wohl um den Thron; suche dort denjenigen, welcher Frankreich wieder glücklich machen kann, und den die Königin mit Recht haßt, weil er Schatten auf das Gemälde wirft, weil er die Franzosen liebt und von ihnen geliebt wird.
    So gab sich die Meinung in Versailles kund, so entfachte man überall den Bürgerkrieg.
    Gilbert zog bei einigen von diesen Gruppen Erkundigungen ein; als er sodann den Zustand der Geister erkannt hatte, ging er gerade auf das Schloß zu, das zahlreiche Posten bewachten.
    Trotz aller dieser Posten durchschritt Gilbert ohne alle Schwierigkeit die ersten Höfe und gelangte bis zu den Vorzimmern, ohne daß irgend jemand ihn fragte.
    Als er in den Saal des Oeil-de-Boëuf kam, hielt ihn ein Garde-du-corps an. Gilbert zog aus seiner Tasche den Brief des Herrn von Necker und zeigte die Unterschrift. Der Edelmann warf einen Blick darauf. Das Verbot war streng, und da die strengsten Verbote gerade diejenigen sind, welche am meisten der Erläuterung bedürfen, so sagte der Garde-du-corps zu Gilbert:
    Mein Herr, der Befehl, niemand zum König einzulassen, ist förmlich; da man aber offenbar den Fall eines Abgesandten des Herrn von Necker nicht vorgesehen hat, da Sie aller Wahrscheinlichkeit nach Seiner Majestät einen wichtigen Rat bringen, so gehen Sie hinein, ich nehme die Übertretung auf mich.
    Gilbert trat ein.
    Der König war nicht in seinen Gemächern, sondern im Beratungssaal; er empfing hier eine Deputation der Nationalgarde, die von ihm die Entfernung der Truppen, die Bildungeiner Bürgergarde, und seine Gegenwart in Paris verlangt hatte.
    Ludwig hatte kalt angehört, und dann geantwortet: die Lage der Dinge bedürfe der Aufhellung, und er werde diese Lage mit seinem Rate in Überlegung ziehen.
    Während dieser Zeit warteten die Abgeordneten in der Gallerie und sahen durch die mattgeschliffenen Gläser der Thüren das Spiel der wachsenden Schatten der königlichen Räte und ihre drohenden Bewegungen.
    Durch das Studium dieser Art von Phantasmagorie konnten sie erraten, die Antwort werde schlecht sein.
    Der König beschränkte sich in der That darauf, daß er antwortete, er werde die Chefs für die Bürgermiliz ernennen und den Truppen vom Marsfelde Befehl geben, sich zurückzuziehen.
    Was seine Gegenwart in Paris betraf, so wollte er der aufrührerischen Stadt diese Gunst nicht eher gewähren, als bis sie sich völlig unterworfen hätte.
    Die Deputation bat, flehte, beschwor. Der König erwiderte, sein Herz sei zerrissen, aber er vermöge nicht mehr.
    Und zufrieden mit diesem augenblicklichen Triumphe, mit dieser Kundgebung einer Gewalt, die er schon nicht mehr besaß, kehrte der König in seine Gemächer zurück.
    Hier fand er Gilbert. Der Garde-du-corps war bei ihm.
    Was will man von mir? fragte der König.
    Der Garde-du-corps näherte sich ihm, und während er sich bei Ludwig XVI. entschuldigte, daß er gegen das Verbot gefehlt, betrachtete Gilbert, der seit langen Jahren den König nicht mehr gesehen, stillschweigend diesen Mann, den Frankreich im Augenblick des heftigsten Sturms, den es je erlitten, von Gott zum Lotsen erhalten hatte.
    Dieser dicke und kurze Leib, ohne Federkraft und Majestät, dieser in seinen Formen weiche und im Ausdruck unfruchtbare Kopf, diese mit einem frühzeitigen Alter streitende Jugend, dieser ungleiche Kampf einer mächtigen Materie gegen eine mittelmäßige Intelligenz, welcher der Rangstolz allein einenzeitweisen Wert gab: dies alles bedeutete für den Physiognomiker, der mit Lavater studiert, für den Magnetiseur, der mit Balsamo in der Zukunft gelesen, für den Philosophen, der mit Jean-Jacques geträumt, für den Reisenden, der alle menschlichen Rassen an sich hatte vorübergehen lassen, dies alles bedeutete: Ausartung, Verschlechterung, Ohnmacht, Untergang.
    Gilbert war also wie betäubt, nicht durch die Ehrfurcht, sondern durch den Schmerz, indem er dieses traurige Schauspiel betrachtete.
    Der König ging auf ihn zu und sagte: Sie sind es, der mir einen Brief von Herrn von Necker bringt?
    Ja, Sire.
    Ah! rief er, als ob er gezweifelt hätte, kommen Sie

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