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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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sie in deutschen Balladen trifft, hervor, und dieses höhnische Ungeheuer sei Gilbert, der gekrümmte Finger gegen sie ausstreckte. Sie stieß einen Schrei aus.
    Ein Schrei antwortete auf den ihrigen, der sie aufweckte.
    Frau von Tourzel hatte ihn von sich gegeben; sie war bei der Königin eingetreten und hatte, als sie Marie Antoinette entstellt und röchelnd auf einem Lehnstuhl sah, den Ausbruch ihres Schmerzes und ihrer Bestürzung nicht zurückhalten können.
    Die Königin ist krank! rief sie, die Königin leidet! Soll ich einen Arzt rufen?
    Die Königin öffnete die Augen; die Frage von Frau von Tourzel war just eine Antwort auf das Verlangen ihrer Neugierde.
    Ja, einen Arzt, erwiderte Sie, den Doktor Gilbert, rufen Sie den Doktor Gilbert.
    Wer ist der Doktor Gilbert? fragte Frau von Tourzel.
    Ein neuer Quartalarzt, der, wie ich glaube, gestern bei seiner Ankunft von Amerika ernannt worden ist.
    Ich weiß, wen Eure Majestät meint, bemerkte schüchtern eine von den Damen der Königin.
    Nun? fragte Marie Antoinette.
    Der Doktor ist im Vorzimmer des Königs.
    Sie kennen ihn also?
    Ja, Eure Majestät, stammelte die Dame.
    Woher kennen Sie ihn denn? Er ist vor acht bis zehn Tagen von Amerika angekommen und hat gestern erst die Bastille verlassen.
    Woher kennen Sie ihn? fragte gebieterisch die Königin.
    Die Dame schlug die Augen nieder.
    Werden Sie sich wohl entschließen, mir zu sagen, woher Sie ihn kennen?
    Madame, ich habe seine Werke gelesen, und da mich seine Werke auf den Verfasser neugierig gemacht hatten, so ließ ich ihn mir heute morgen zeigen.
    Ah! versetzte die Königin mit einem unbeschreiblichen Ausdruck zugleich von Hochmut und von Zurückhaltung, ah! es ist gut -- da Sie ihn kennen, so sagen Sie ihm, ich sei leidend, und ich wünsche ihn zu sehen.
    Die Königin ließ mittlerweile ihre Frauen eintreten, zog ein Morgenkleid an und brachte ihren Kopfputz wieder in Ordnung.

Der Arzt des Königs.
    Einige Minuten, nachdem die Königin ihr Begehren ausgesprochen, erschien Gilbert, tief bewegt, doch ohne daß sichetwas auf der Oberfläche kundgab, was Marie Antoinette hätte bemerken können.
    Die edle und sichere Haltung, die ausnehmende Blässe des Mannes der Wissenschaft und der Einbildungskraft, dem das Studium eine zweite Natur schafft; die feine, weiße Hand des Operateurs; das so feine, so zierliche, so wohl geformte Bein, daß keiner am Hofe ein besser modelliertes den Kennern und sogar den Kennerinnen des Oeil-de-Boeuf zeigen konnte; -- bei alledem eine Mischung von schüchterner Ehrfurcht für die Frau, von ruhiger Kühnheit gegen die Kranke, nichts für die Königin; dies waren die raschen und deutlichen Schattierungen, die Marie Antoinette mit ihrem aristokratischen Verstand in der Person des Doktors Gilbert in dem Augenblick zu lesen wußte, wo sich die Thüre öffnete, um ihn in ihr Schlafzimmer einzulassen.
    Je weniger herausfordernd Gilbert in seinem Wesen war, desto mehr fühlte die Königin ihren Zorn wachsen. Sie hatte sich aus diesem Menschen einen widrigen Typus gemacht, sie hatte sich ihn natürlich und beinahe unwillkürlich einem jener Helden der Unverschämtheit ähnlich, wie sie solche häufig um sich sah, vorgestellt. Den Urheber der Leiden von Andree, diesen Bastard-Zögling von Rousseau, diese zum Mann gewordene Mißgeburt, diesen Doktor gewordenen Gärtner, diesen Philosoph und Seelenbändiger gewordenen Bäume-Abrauper, -- Marie Antoinette stellte sich ihn unwillkürlich unter den Zügen Mirabeaus, des Mannes vor, den sie nach dem Kardinal von Rohan und Lafayette am meisten haßte.
    Ehe sie Gilbert gesehen, hatte es ihr geschienen, er müßte auch dem Leibe nach etwas Kolossales sein, um seine kolossale Geisteskraft im Zaum zu halten.
    Als sie aber einen jungen, geraden, schlanken Mann mit ungezwungenen, eleganten Formen sah, schien ihr dieser Mann, das neue Verbrechen begangen zu haben, in seiner äußern Erscheinung eine Lüge zu sein, das heißt, ein sichtbarer Widerspruch mit seinem Innern. Gilbert, ein Mensch aus dem Volke, von dunkler, unbekannter Geburt; Gilbert, ein gemeinerBauer, war in den Augen der Königin des Verbrechens schuldig, sich das äußere Wesen des Edelmannes und des guten Menschen angemaßt zu haben. Die stolze Oesterreicherin, die geschworene Feindin der Lüge bei andern, entrüstete sich und faßte plötzlich einen wütenden Haß gegen das Atom, das so viele Belastungen zu ihrem Feinde machte.
    Ihre Vertrauten konnten leicht sehen, daß ein Orkan

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