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Ange Pitou, Band 2

Titel: Ange Pitou, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Seelen, den andern die Leiber gestohlen hat.
    Gilbert begriff abermals und erbleichte diesmal, statt zu erröten. Die Königin bebte darob vor Freude bis in die Tiefe ihres Herzens.
    Ah! Elender, murmelte sie, ich habe dich auch verwundet, und ich sehe das Blut.
    Doch die tiefsten Gemütsbewegungen blieben auf dem Angesicht Gilberts nicht lange bemerkbar. Er näherte sich der Königin, die ihn, erfreut über ihren Sieg, vermessen anschaute.Madame, sagte er, Eure Majestät würde sich sehr im Unrecht befinden, den gelehrten Männern, von denen Sie sprechen, den schönsten Gehalt ihrer Wissenschaft streitig zu machen, diese Macht, nicht Opfer, sondern Unterthanen durch den Magnetismus einzuschläfern; sie würde besonders im Unrecht sein, wenn sie ihnen das Recht nicht einräumen wollte, durch alle möglichen Mittel eine Entdeckung zu verfolgen, deren Gesetze, einmal anerkannt und geregelt, vielleicht berufen sind, die Welt zu revolutionieren.
    Während er sich der Königin näherte, hatte sie Gilbert ebenfalls mit jener Willensmacht angeschaut, der die nervöse Andree unterlegen war.
    Die Königin fühlte, daß bei der Annäherung dieses Mannes ein Schauer ihre Adern durchlief.
    Schande! sagte sie, Schande über die Menschen, die gewisse finstere und geheime Kunstgriffe mißbrauchen, um die Seelen oder die Leiber zu verderben ... Schande über diesen Cagliostro!
    Oh! erwiderte Gilbert mit einem gefühlvollen Ausdruck, hüten Sie sich, Madame, im Urteil über die Fehler der menschlichen Geschöpfe gar so übermäßig streng zu sein.
    Mein Herr!
    Jedes menschliche Geschöpf, Madame, ist dem Irrtum unterworfen; jedes Geschöpf schadet dem Geschöpfe, und ohne den individuellen Egoismus, der die allgemeine Sicherheit bildet, wäre die Welt ein weites Schlachtfeld. Diejenigen sind die Besten, die gut sind, das ist das Ganze. Andre würden Ihnen sagen: Diejenigen sind die Besten, die minder schlecht sind. Die Nachsicht muß größer sein, Madame, je höher der Richter steht. Von Ihrem Throne herab, haben Sie weniger als irgend jemand das Recht, streng gegen die Fehler andrer zu sein. Auf dem Throne der Erde sollen Sie die höchste Nachsicht sein, wie auf dem Throne des Himmels Gott die höchste Barmherzigkeit ist.
    Mein Herr, ich schaue meine Rechte und besonders meine Pflichten mit einem andern Auge an, als Sie: ich bin auf dem Throne, um zu strafen und zu belohnen.
    Ich glaube nicht, Madame. Meiner Ansicht nach sind Sie als Frau und Königin auf dem Thron, um zu versöhnen und zu verzeihen.
    Ich denke, Sie moralisieren nicht, mein Herr.
    Sie haben recht, Madame, und ich antworte nur Eurer Majestät. Ich entsinne mich dieses Cagliostro zum Beispiel, von dem Sie vorhin sprachen und dem Sie seine Wissenschaft streitig machten, -- und diese Erinnerung ist älter als die Ihrige aus Trianon, -- ich entsinne mich, daß er in den Gärten des Schlosses Taverney Gelegenheit hatte, der Dauphine von Frankreich eine Probe von seiner Wissenschaft, ich weiß nicht welche, zu geben, von der sie ein tiefes Andenken bewahrt haben muß; denn diese Probe hatte einen grausamen Eindruck auf sie gemacht, dergestalt, daß sie in Ohnmacht fiel.
    Das war nun auch ein Schlag von Gilbert; er schlug allerdings auf den Zufall, doch der Zufall bediente ihn, und er schlug so richtig, daß die Königin entsetzlich bleich wurde.
    Ja, sagte sie mit einer heiseren Stimme, ja, er hat mich im Traume eine abscheuliche Maschine sehen lassen; doch wüßte ich bis jetzt nicht, daß diese Maschine in Wirklichkeit existiert.
    Ich weiß nicht, was er Sie hat sehen lassen, Madame, erwiderte Gilbert, zufrieden mit der Wirkung, die er hervorgebracht: doch ich weiß, daß man den Gelehrtentitel einem Mann nicht abstreiten kann, der über andre, über Menschen seinesgleichen, eine solche Gewalt ausübt.
    Seinesgleichen ... murmelte verächtlich die Königin.
    Es mag sein, daß ich mich täusche, versetzte Gilbert; und seine Macht ist um so größer, als er den Kopf der Könige und Fürsten der Erde, unter dem Joche der Angst, zu seinem Standpunkt niederbeugt.
    Schändlich! schändlich sind diejenigen, sage ich Ihnen, welche die Schwäche oder die Leichtgläubigkeit mißbrauchen.
    Schändlich, sagen Sie, seien diejenigen, welche von der Wissenschaft Gebrauch machen?
    Schimären, Lügen, Erbärmlichkeiten!
    Was will das besagen? fragte Gilbert ruhig.
    Das will besagen, daß Cagliostro ein erbärmlicher Charlatan, und daß sein angeblicher magnetischer Schlaf ein Verbrechen

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