Ange Pitou, Band 3
befiehlt, das Gitter geschlossen zu halten.
Doch eine Deputation kommt herbei, und vor dieser wird man wohl das Gitter öffnen müssen.
Maillard ist in der Nationalversammlung im Namen der Weiber erschienen; er hat es dahin gebracht, daß der Präsident mit einer Deputation von zwölf Weibern dem König Vorstellungen machen wird.
In dem Augenblick, wo die Deputation, Mounier an der Spitze, aus der Versammlung weggeht, kommt der König im Galopp beim Schloß an.
Charny hat ihn im Walde von Meudon getroffen.
Ah! Sie sind es, mein Herr? fragte ihn der König. Wollen Sie zu mir?
Ja, Sire.
Was geht denn vor? Sie sind sehr rasch geritten.
Sire, zehntausend Weiber sind zu dieser Stunde in Versailles, sie kommen von Paris und verlangen Brot.
Der König zuckte die Achseln, doch mehr mit einem Gefühle des Mitleids, als der Verachtung.
Ach! sagte er, wenn ich Brot hätte, so würde ich nicht warten, bis sie nach Versailles kämen und von mir verlangten.
Doch ohne eine andre Bemerkung zu machen, warf er nur einen schmerzlichen Blick nach der Stelle, wo sich die Jagd entfernte, die er zu unterbrechen genötigt war, und sprach:
Kehren wir nach Versailles zurück, mein Herr.
Er war, wie wir erwähnt haben, eben angekommen, als gewaltige Schreie auf dem Paradeplatz erschauen.
Was ist das? fragte der König.
Sire, rief Gilbert, bleich wie der Tod eintretend, es sind Ihre Garden, die unter der Anführung von Herrn Georges von Charny den Präsidenten der Nationalversammlung und die Deputation, die er zu Ihnen geleitet, angreifen.
Unmöglich! sagte der König.
Hören Sie die Schreie derer, die man ermordet. Sehen Sie, sehen Sie, alles flieht.
Lassen Sie öffnen, wiederholte Ludwig XVI. Ich werde die Deputation empfangen. Die Paläste der Könige sind Freistätten.
Ach! versetzte Marie Antoinette, ausgenommen vielleicht für die Könige.
Die Nacht vom 5. auf den 6. Oktober.
Charny und Gilbert stiegen die Stufen hinab.
Im Namen des Königs! ruft der eine.
Im Namen der Königin! ruft der andre.
Und beide fügten bei: Oeffnet die Thore!
Doch dieser Befehl ist nicht so bald vollzogen, als man den Präsidenten der Nationalversammlung im Hofe niedergeworfen und mit Füßen getreten hat.
An seiner Seite sind zwei Weiber von der Deputation verwundet worden.
Gilbert und Charny eilen hinzu; diese zwei Männer, der eine oben von der Gesellschaft, der andre unten von derselben ausgegangen, sind in einer und derselben Mitte zusammengetroffen.
Der eine will die Königin aus Liebe für die Königin retten der andre will den König aus Liebe für das Königtum retten.
Sobald die Gitter geöffnet waren, stürzten die Weiber in den Hof; sie warfen sich in die Reihen der Garden, in die Mitte der Soldaten des Regiments Flandern; sie drohen, siebitten, sie schmeicheln. Wie soll man Weibern widerstehen, die Männer anflehen im Namen ihrer Mütter und ihrer Schwestern?
Platz, meine Herren, Platz der Deputation! ruft Gilbert.
Und alle Reihen öffnen sich, um Mounier und die unglücklichen Weiber, die er dem König vorstellen will, durchzulassen.
Von Charny, der vorausgelaufen ist, benachrichtigt, erwartet der König die Deputation in dem Zimmer zunächst der Kapelle.
Mounier wird im Namen der Nationalversammlung sprechen.
Louison Chambry, die junge Blumenhändlerin, die den Appell geschlagen hat, wird im Namen der Weiber sprechen.
Mounier sagt ein paar Worte zum König und stellt ihm die junge Blumenhändlerin vor.
Diese macht einen Schritt vorwärts, will sprechen, kann aber nur die Worte stammeln: Sire, Brot!
Und ohnmächtig fällt sie nieder.
Zu Hilfe! ruft der König, zu Hilfe!
Andree eilt hinzu und reicht dem König ihren Flacon.
Oh! Madame, spricht Charny mit dem Tone des Vorwurfs zur Königin.
Die Königin erbleicht und zieht sich in ihre Gemächer zurück.
Lassen Sie die Equipagen bereit halten, sagte sie, der König und ich gehen nach Rambouillet ab.
Während dieser Zeit kam die arme junge Person wieder zu sich; als sie sich in den Armen des Königs sah, der sie an Salzen riechen ließ, stieß sie einen Schrei der Scham aus und wollte ihm die Hand küssen.
Doch der König hielt sie zurück.
Mein schönes Kind, sagte er, lassen Sie mich Sie küssen, Sie sind es wohl wert.
Oh! Sire, Sire, da Sie so gut sind, so geben Sie den Befehl, erwiderte das Mädchen.Welchen Befehl? fragte der König.
Den Befehl, Korn kommen zu lassen, damit die Hungersnot aufhöre.
Mein Kind, sprach der König, ich will wohl den
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