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Ange Pitou, Band 3

Titel: Ange Pitou, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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ausgestreckt. Ah! Madame, die Gefahren, von denen ich sprach, die Gelegenheit, für Eure Majestät zu sterben, ein Glück, das mein Bruder und ich zuerst in Anspruch nehmen, ich fürchte, diese Gelegenheit wird uns bald geboten sein.
    Die Königin wandte Charny mit einer Bewegung der Ungeduld den Rücken zu und lehnte ihre brennende, obgleich bleiche Stirne an die Scheibe eines Fensters an.
    Kaum hatte sie die tiefe Bewegung gemacht, als man sie beben sah. Andree, sagte sie, sehen Sie doch, wer der Reiter ist, der zu uns kommt; er scheint der Überbringer sehr dringender Nachrichten zu sein.
    Andree näherte sich dem Fenster; doch beinahe in demselben Augenblick trat sie erbleichend einen Schritt zurück.
    Ah! Madame, sagte sie mit einem Tone des Vorwurfs.
    Charny trat rasch ans Fenster, er hatte nichts von dem, was vorgegangen, verloren.
    Dieser Reiter, sagte er, indem er nacheinander die Königin und Andree anschaute, dieser Reiter ist Doktor Gilbert.
    Ach! es ist wahr, sprach die Königin.
    Ein eisiges Stillschweigen breitete sich sogleich über den drei Hauptpersonen dieser Szene aus, die nur noch fragen und antworten konnten mittelst Blicken.
    Es war wirklich Gilbert, der mit den unglücklichen Nachrichten ankam, die Charny vorhergesehen hatte.
    Von seiten der drei Personen fand nun ein ängstliches Warten von einigen Minuten statt.
    Plötzlich wurde die Thüre geöffnet, ein Offizier trat ein und meldete: Madame, Doktor Gilbert, der soeben angekommen ist, um den König in sehr wichtigen, dringenden Angelegenheiten zu sprechen, bittet um die Ehre, von Eurer Majestät empfangen zu werden, da der König seit einer Stunde nach Meudon abgegangen ist.
    Er trete ein! rief die Königin, einen bis zur Härte festen Blick auf die Thüre heftend, während Andree, als müßte sie einen natürlichen Beistand in ihrem Manne finden, rückwärts ging und sich auf den Arm des Grafen stützte.
    Gilbert erschien auf der Thürschwelle.

Der Abend des 5. Oktober.
    Gilbert warf einen Blick auf die anwesenden Personen, ging ehrerbietig auf Marie Antoinette zu und sprach: In Abwesenheit ihres erhabenen Gemahls, wird mir die Königin erlauben, ihr die Nachrichten mitzuteilen, die ich bringe.
    Sprechen Sie, mein Herr, erwiderte Marie Antoinette. Als ich Sie so rasch kommen sah, rief ich meine ganze Stärke zu Hülfe, denn ich habe vermutet, daß Sie eine herbe Kunde bringen.
    Würde es die Königin vorgezogen haben, wenn ich sie hätte überrumpeln lassen? In Kenntnis gesetzt, wird die Königin mit dem sie charakterisierenden gesunden Verstande und sicheren Urteil der Gefahr entgegengehen, und dann wird die Gefahr vielleicht vor ihr zurückweichen.
    Lassen Sie hören, mein Herr, was für eine Gefahr ist es?
    Madame, sieben bis achttausend Weiber sind von Paris abgegangen und kommen bewaffnet nach Versailles.
    Sieben bis achttausend Weiber! versetzte die Königin mit einer Miene der Verachtung.
    Ja, aber sie haben wohl unterwegs angehalten, und werden ihrer fünfzehn bis zwanzigtausend sein, wenn sie hier ankommen.
    Und was wollen sie?
    Sie haben Hunger, Madame, und kommen, um vom König Brot zu verlangen.
    Die Königin wandte sich gegen Charny um.
    Ah! Madame, sagte der Graf, was ich vorhergesehen habe, ist geschehen.
    Was ist zu thun? fragte Marie Antoinette.
    Man muß den König von allem benachrichtigen, erwiderte Gilbert.
    Die Königin drehte sich rasch wieder um und rief:
    Den König! Oh! nein. Ihn in Gefahr setzen, wozu soll das nützen?
    Dieser Ausruf sprang mehr aus dem Herzen Marie Antoinettes, als daß er besonnen davon ausging. Es war die ganze Offenbarung des Mutes der Königin, ihres Bewußtseins von einer Schwäche, die sie ihrem Gatten weder hätte zutrauen, noch Fremden verraten sollen.
    Aber war Charny ein Fremder? oder war Gilbert ein Fremder?
    Nein! Schienen diese zwei Männer nicht im Gegenteil von der Vorsehung erwählt, der eine, um den König, der andre, um die Königin zu beschirmen?
    Charny antwortete zugleich der Königin und Gilbert, er gewann wieder seine ganze Selbstbeherrschung, denn er hatte seinen Stolz zum Opfer gebracht.
    Madame, sagte er, Herr Gilbert hat recht, man muß den König benachrichtigen, der König ist noch geliebt, er wird sich den Weibern zeigen, sie anreden und entwaffnen.
    Aber wer wird es übernehmen, den König zu benachrichtigen? versetzte die Königin. Der Weg ist sicherlich schon abgeschnitten, und das ist ein gefährliches Unternehmen. Der König ist im Walde von Meudon? Ja, und

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