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Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Gesicht. Der nickte.
    »Das kann ich verstehen. Es würde mir wahrscheinlich ähnlich gehen. Aber ich kann ja die Zeitung anrufen und sagen, daß ich die Operationen durchgeführt habe …«
    »Unterstehen Sie sich!« Professor Bergmann erhob sich. Er trat auf Dr. Bruckner zu und legte ihm einen Arm um die Schultern. »Ich kenne Sie zu gut und weiß, daß Sie nicht gepfuscht haben. Aber irgendwie muß ein Wurm drin sein. Vielleicht gelingt es Ihnen, den herauszufinden! An irgendeiner Stelle muß ein Versager existieren. Hier –«, er nahm die Krankengeschichte, die als oberste auf dem Haufen lag, und öffnete sie, »dieser Operationsbericht ist einwandfrei. Sie haben den Eingriff durchgeführt. Die ersten beiden Tage nach der Operation hat die Patientin bestens verbracht. Die Erholung war sichtbar, steht hier. Warum haben Sie keine Sektion veranlaßt?« Professor Bergmann nahm seine Brille ab und schaute seinen Oberarzt fragend an.
    »Weil –«, Dr. Bruckner nahm die Krankengeschichte in die Hand, blätterte darin und deutete mit dem Finger auf einen Eintrag, »die Sektion ausdrücklich untersagt worden war. Hier steht es!«
    »Das ist merkwürdig.« Professor Bergmann nahm die Krankengeschichte noch einmal und schaute auf den Eintrag, auf den Dr. Bruckner hingewiesen hatte. »Komisch, das habe ich vorhin überlesen. Aber da steht es einwandfrei: Sektion wird von den Verwandten abgelehnt. Wie war es mit den anderen?«
    »Genau das gleiche! Ich hätte beim ersten Fall sicherlich keine Autopsie veranlaßt. Vielleicht beim zweiten Fall – obwohl der auch noch nicht so unnatürlich erschien. Aber hier wollte ich es tun, schon um mir selbst Klarheit zu verschaffen. Aber da waren mir die Hände gebunden. Ich darf nicht gegen den Willen der Angehörigen eine Leichenöffnung vornehmen lassen.«
    Professor Bergmann nickte. »Da wir in dieser Sache nichts weiter unternehmen können, wird es vielleicht das beste sein, Sie lassen die Angelegenheit auf sich beruhen – vorläufig jedenfalls. Betrachten wir es als eine Reihe unglücklicher Zufälle, die aus irgendwelchen Gründen sich kurz hintereinander ereignet haben. Und haben Sie ein gutes Augenmerk auf den vierten Patienten, den Sie heute operiert haben.«
    »Sie glauben doch nicht etwa«, Dr. Bruckner zögerte, das Wort auszusprechen, »daß ein Verbrechen dahintersteckt – ich meine, daß hier etwas manipuliert worden ist?«
    Professor Bergmann legte die Krankengeschichten wieder auf einen Haufen und ordnete sie. »Der Gedanke erscheint natürlich zunächst vollkommen absurd. Wer sollte an unserer Klinik ein Interesse daran haben, Ihnen zu schaden? Aber man sollte den Gedanken doch in unsere sozusagen differentialdiagnostischen Erwägungen aufnehmen.« Er gab Dr. Bruckner die Hand. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß Sie nicht glauben, ich nähme Ihnen etwas übel. Das sind Dinge, die jedem Arzt passieren können. Ein Chirurg, der sagt, daß er noch niemals einen Irrtum begangen hat, der hat niemals ein Skalpell in die Hand genommen.«
    Thomas Bruckner wollte sich gegen den Begriff ›Irrtum‹ wehren, aber dann zog er es vor, zu schweigen. Er nickte Professor Bergmann dankbar zu. »Es tut mir leid, daß unsere Klinik hineingezogen wird, aber ich kann wirklich nichts dafür. Ich habe mein Bestes getan …«
    »Das wissen wir! Ich habe Sie gebeten, zu mir zu kommen, um Sie zu beruhigen. Ich weiß, wie sensibel Sie sind und wie sehr Sie unter solchen Dingen leiden. Ich weiß daß Sie nicht von heute auf morgen abschalten können, aber Sie sollen wissen, daß ich voll und ganz auf Ihrer Seite stehe, was auch kommen mag. Und das mit der Kündigung –«, er begleitete Dr. Bruckner zur Tür und öffnete sie, »schlagen Sie sich mal rasch und vollkommen aus dem Kopf. Wenn alles schiefgeht, hören Sie halt eine Weile auf zu operieren.«
    Dr. Bruckner verließ das Chefzimmer. Irgendwie hatte er das ungute Gefühl, daß Professor Bergmann doch an seine Schuld glaubte, daß er ihn im Grunde für die Todesfälle verantwortlich machte.
    »Nun -?« Heidmann und Phisto saßen im Dienstzimmer und warteten auf ihn. »Was hat der Chef zu der Angelegenheit gesagt?«
    Thomas Bruckner setzte sich an den Schreibtisch, öffnete die Schublade, nahm seine Pfeife heraus und stopfte sie. Dr. Heidmann bemerkte, daß seine Finger zitterten, als er den Tabak in den Pfeifenkopf drückte.
    »Die Möglichkeit, daß unter Umständen die drei Todesfälle auf eine nicht ganz natürliche Weise

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