Angeklagt - Dr. Bruckner
schmeckt nicht einmal mehr meine Pfeife. Wenn das so weitergeht, bin ich ruiniert. Wir müssen uns um diesen Patienten ganz besonders kümmern, damit er so rasch wie möglich gesund wird und entlassen werden kann.«
»Sie können sich darauf verlassen, daß ich alles daransetzen werde – schon um die Alte zu ärgern. Erst redet sie groß daher – und wenn es darauf ankommt, ihren Mann zu pflegen, dann wird er ihr mit einemmal lästig!«
Siegfried Buhmann kam vom Treppenhaus her. Dr. Bruckner winkte ihm. »Kommen Sie doch bitte her!«
Es mußte irgend etwas in Dr. Bruckners Stimme gelegen haben, das den Pfleger zögern ließ. Er warf einen mißtrauischen Blick auf Schwester Angelika, dann auf Dr. Heidmann. Zögernd kam er der Aufforderung Dr. Bruckners nach.
Dieser deutete mit dem Kopf auf das Krankenzimmer, in dem der frisch Operierte lag. »Frau Wegener sagte mir eben, Sie hätten ihr erzählt, daß wir an unserer Klinik sämtliche Verstorbenen sezieren?«
Siegfried Buhmann nässte sich die Lippen. Unsicher schaute er von einem zum anderen. »So direkt habe ich das nicht gesagt.« Man merkte es ihm an, wie peinlich ihm diese Frage war. »Sie hat mich nur gefragt, ob an unserer Klinik seziert wird. Und da habe ich ihr natürlich von den Aufnahmebedingungen berichtet und daß die Sektionsgenehmigung mit unterschrieben wird. Das stimmt doch auch, nicht wahr?« Buhmann versuchte, sich zur vollen Größe aufzurichten, aber es gelang ihm nicht so recht.
»Es kommt immer darauf an, wie man etwas erzählt!« Schwester Angelika schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Sie sollten es vermeiden, Angehörigen Auskünfte über Klinikdinge zu geben. In solchen Fällen verweisen Sie die Frager an mich oder an Oberarzt Dr. Bruckner.«
»Es ist schon gut, Schwester Angelika!« Dr. Bruckner legte der alten Schwester begütigend die Hand auf die Schulter. »Wir werden auch diese unangenehme Geschichte bald überwunden haben. Passen Sie nur auf, daß unserem neuen Patienten nichts passiert.«
»Herr Professor?« Thomas Bruckner stand im Zimmer Professor Bergmanns.
»Ja – es geht um –«, der alte Herr nahm die Zeitung auf, die auf dem Schreibtisch lag, und reichte sie Dr. Bruckner, »diesen Artikel.« Er sah seinen zweiten Oberarzt erwartungsvoll an. »Was können Sie dazu sagen?«
»Nicht viel. Ich habe die Patienten alle legeartis operiert. Warum sie gestorben sind, weiß ich nicht.«
»Finden Sie nicht auch, daß es etwas seltsam ist, wenn drei Patientinnen hintereinander sterben?« Professor Bergmann nahm seine Brille auf, die auf dem Schreibtisch lag. Er wirbelte sie an einem Bügel hin und her, setzte sie schließlich auf und las noch einmal in dem Artikel. »Ich möchte Sie bitten, sich der Sache gründlichst anzunehmen. Irgendwo muß ein Versehen vorliegen. Es handelte sich doch bei allen diesen Frauen um Palliativ-Eingriffe, die –«, er deutete auf Krankengeschichten die auf dem Schreibtisch lagen, »relativ leicht durchzuführen waren. Ich habe mir die Unterlagen kommen lassen.«
Dr. Bruckner nickte. »Es war kein einziger schwerer Eingriff dabei. Es ist nur auffallend, daß es sich bei allen drei Patientinnen um Kranke handelte, die an sich nicht mehr operabel waren, bei denen wir nur eine gewisse Lebensverlängerung durch den Eingriff erzielen wollten.«
»Und heute haben Sie wieder einen solchen Eingriff vorgenommen, erzählte mir Dr. Wagner?«
»Ja, ich hatte Ihnen in der letzten Woche bereits von dem Patienten berichtet. Es handelt sich um ein inoperables Kolon-Karzinom. Ich habe eine Umgehungsanastomose angelegt. Noch befindet sich der Kranke wohlauf.«
»Hoffentlich auch weiterhin. Noch einen solchen Fall können wir uns nicht erlauben. Ich habe das Gefühl, daß dieser Journalist«, Professor Bergmann schlug mit der flachen Hand auf die Zeitung, die auf dem Tisch lag, »nun alles daransetzen wird, unsere Klinik zu verunglimpfen.«
»Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Thomas Bruckner stand mit hängenden Schultern vor seinem Chef. »Ich könnte kündigen, um Sie –«, Dr. Bruckners Stimme nahm einen bei ihm un gewöhnlichen, sarkastischen Ton an, »von mir zu befreien und damit die Klinik sozusagen zu rehabilitieren.«
»Das ist sicherlich das, was Ihr Kollege Wagner gern sehen würde. Er fürchtet, daß sein Ansehen leidet, weil in diesem Artikel kein Name genannt wurde. Man sprach nur von einem Oberarzt der Bergmann-Klinik.« Die Augen des Professors ruhten fragend auf Dr. Bruckners
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