Angel 01 - Die Engel
Jeder von ihnen hatte irgendeine Waffe in der Hand: der große Schwarze ein Jagdmesser mit breiter Klinge und einer Quaste am Griff; der Breitschultrige ein kurzes Metallrohr; der Letzte – weiß, langgliedrig, Gesicht wie ein Äffchen – eine kleine Pistole.
Äffchen, der offenbar der Anführer war, sagte: » Was machen Sie denn da?«
Nethru seufzte und wandte sich von ihnen ab, da er nicht einmal daran dachte, eine solche Frage mit einer Antwort zu würdigen.
» Hey!«
Nethru drehte sich zurück. » Geht weg, bevor ich euch wehtun muss. Ich habe keine Zeit für solche Sachen.«
» Keine Zeit?«, wiederholte Äffchen. » Scheiße, ey. Wirf uns einfach deine Brieftasche und die Uhr rüber.«
» Ich besitze keins von beidem.«
Mr. Rohrstück trat vor und schwenkte seine stumpfe Waffe. » Ich werde Ihnen einfach die Arme brechen, Mister.«
Jetzt verlor Nethru die Geduld mit ihnen. Er packte den schwingenden Arm seines Angreifers und brach ihn. Dann, noch bevor der Junge schreien konnte, krallte sich Nethrus Hand um seinen Kiefer und drückte zu, wobei seine krallenartigen Nägel sich tief ins Fleisch gruben. Als die starke Hand weiter zudrückte, brach der Unterkiefer. Weiße Knochensplitter stachen durch das Fleisch wie Nadeln.
Mit einer Hand hob Nethru den Jungen vom Boden auf und warf ihn über die Kante ins Wasser. Er schlug klatschend auf dem Wasser auf, versank, trieb wieder an die Oberfläche, aber mit dem Gesicht nach unten. So blieb er liegen und würde wohl früher oder später aufs offene Meer hinaustreiben.
Äffchen rannte hin und starrte hinunter ins Wasser, wo sein Freund von der Strömung davongetragen wurde.
» Heilige Scheiße, du hast ihn umgebracht!«, schrie der Junge mit brechender Stimme. » Du verdammter Wichser, du hast Joey kaltgemacht. Er war ein echt guter Kerl, und du …«
Der Junge brachte nur noch schluchzende Laute hervor. Vielleicht waren es Worte, aber sie waren so verzerrt, dass Nethru sie nicht verstand.
» Ich habe euch doch gesagt, ihr sollt weggehen.«
» Fick dich.«
Äffchen drehte sich um und schoss noch aus der Bewegung heraus. Die Kugel traf Nethru an der Wange und trat an der Rückseite seines Schädels wieder aus. Unwillkürlich riss er die Augen auf. Das gefiel ihm nicht. Blitzartig steigerte sich seine Wut noch weiter.
Innerhalb eines Augenblicks stand er neben Äffchen, hatte ihm die Waffe aus der Hand gerissen und die Finger zerquetscht. Er schlug dem Jungen mit der Faust gegen die Schläfe, so dass der Schädel des Jungen zersplitterte und in sich zusammenfiel. Sein Kopf nahm die Farbe und Konsistenz von pürierten Erdbeeren an. Äffchen war bereits tot, als sein Körper auf dem Boden aufschlug.
Der verbliebene Teil des Trios, der Große, drehte sich um und nahm die Beine in die Hand. Nethru bückte sich, riss eine Gehwegplatte aus dem Boden und warf sie hinter dem fliehenden Jungen her, als wäre sie ein Frisbee. Sie traf ihn knapp unter dem rechten Ellbogen und riss ihm den Unterarm ab. Klugerweise lief der Junge einfach weiter. Er schrie und blutete unkontrolliert, aber er rannte trotzdem weiter.
Nethru ließ ihn gehen, hob aber die zweite Leiche auf und warf sie ebenfalls in den Fluss.
Als er sein Gesicht abtastete, hatte sich die Wunde bereits geschlossen.
» Gewalttätiges Volk«, murmelte Nethru. » Warum sind diese Menschen immer so gewalttätig?«
Nethru machte sich auf den Weg in ein Viertel, wo er die Art von Gesellschaft zu finden hoffte, die bisher die Dämonen beschützt hatte, die vor ihm geflohen waren. Er machte sich keine Gedanken darüber, dass er vielleicht erkannt werden könnte. Selbst wenn er ein Racheengel gewesen war, jetzt war er ein Dämon. Sein Duft war verschwunden: Das Aroma, das er als Engel verströmt und das ihm dabei geholfen hatte, den ekelerregenden Gestank der Welt zu bekämpfen, in die er gekommen war, war nun nicht länger notwendig, denn der Geruch der Welt war nun zu seinem geworden. Die Dämonen, die er gejagt hatte, würden ihn nicht so leicht erkennen, denn sie hatten ihn bisher nicht an seinem Aussehen, sondern an der Aura erkannt, die ihn umgeben hatte. So oder so wären sie erleichtert, dass er seine Jagd auf sie eingestellt hatte, und würden ihn genauso hassen, wie sie alles andere hassten, aber sie würden es nicht darauf anlegen, ihn zu vernichten. Die meisten von ihnen waren ziemlich phlegmatische Wesen, die sich lieber in ihrem eigenen Dreck suhlten, als herumzulaufen und ihre Feinde zu
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