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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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vernichten.
    Es hatte also auch Vorteile, ein Dämon zu sein. Nicht viele, aber ein paar. Und Nethru würde das Beste daraus machen.
    Er ging schnell, aber natürlich war sein überirdisches Tempo verschwunden, und selbst die schnellste Fortbewegung kam ihm vor wie das Kriechen einer gestrandeten Schildkröte. Sein früherer Feuerschein war von ihm abgefallen; er hatte das Licht abgestreift und war nun in Dunkelheit gehüllt.
    Die Straßen verwirrten ihn, und voller Frust bog er immer wieder falsch ab, bis er schließlich an einem abgebrannten Kaufhaus vorbeikam, das er selbst angezündet hatte. Hier würde es keine anderen Dämonen geben, denn der Ort stank nach dem Tod von einem von ihnen. Er fand eine Stelle in der feuchten Asche, wo er vor den Augen der Welt verborgen war und sich ausruhen konnte. Dort, in dem durchweichten Müll und dem Dreck, wo die Ratten freie Bahn hatten und die Kakerlaken zu Hause waren, weinte er um seine frühere Pracht.
    Er konnte nicht mehr mit Engelszungen sprechen, und so schrie er nach Vergeltung, mit der rauen Stimme eines Dämons, immer wieder, die ganze Nacht hindurch. Seine innere Schönheit war verschwunden, und an ihre Stelle war eine Hässlichkeit getreten, die er abstoßend fand. Wo einst sein lieblicher, fantastischer Geist gewesen war, hatte er nun ein verschrumpeltes Ding, wie eine uralte Walnuss in der Schale. Es war hart, bitter und nutzlos.
    » Gib mir meine Herrlichkeit zurück«, schrie er.
    Doch es war niemand da, der ihn gehört hätte, nur die Straßenkatzen, die diese Kreatur der Finsternis aus sicherer Entfernung anspuckten, mit gesträubtem Fell und angewidert verzogenem Maul.
    » Du hast mir mein Licht gestohlen.«
    Das Licht war verschwunden – doch nicht gestohlen, sondern weggeworfen.

23
    Dannys Anruf riss Dave aus einem seltsamen Schlaf, der einerseits tief, andererseits aber immer wieder von Wachphasen unterbrochen war. Die beleuchteten Ziffern des Weckers auf seinem Nachttisch strahlten in der Dunkelheit. Es war drei Uhr einunddreißig. Er brauchte eine Weile, um richtig wach zu werden, aber endlich krächzte er: » Ja, ja, ich bin da. Was ist los?« Irgendetwas an dem kurzen Schweigen, das nun folgte, warnte ihn, dass etwas Schlimmes passiert war.
    Dann hörte er Dannys Stimme, rau und voller Anspannung: » Er hat … er hat Rita getötet.«
    Dave musste nicht fragen, wen Danny meinte. Er legte sich wieder aufs Bett und starrte an die Decke.
    » Danny«, sagte er dann vorsichtig, » das tut mir leid. Wie ist es passiert?«
    » Sie saß in einem Taxi. Es ist explodiert. Sie und der Taxifahrer sind komplett verbrannt. Hat auch einen Riesencrash gegeben. Dabei sind noch andere gestorben.«
    In Daves Kopf schwirrten noch einige andere Möglichkeiten umher.
    » Bist du sicher, dass er das war? Vielleicht war es eine ganz normale Brandbombe, die irgendein anderer Scherzkeks dort platziert hat. Vielleicht war es nur ein tragischer Zufall. So etwas gibt es, weißt du.«
    Danny klang angewidert.
    » Das war er, ich weiß, dass er das war. Zeugen haben von einer weißen Feuersäule gesprochen. Er hat Rita umgebracht, um es uns heimzuzahlen, da dürfen wir uns nichts vormachen. Wir haben es hier mit einem verdammt abgewichsten Engel zu tun, und es interessiert ihn einen Scheißdreck, wer dabei verletzt wird, solange nur alles so läuft, wie er das will.«
    Dave nickte, da er völlig vergessen hatte, dass Danny ihn nicht sehen konnte.
    » Danny, bist du okay? Ich meine …«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang dumpf, und Dave wusste, dass er genauso geklungen hatte, wenn er nach Celias Tod über seine Gefühle gesprochen hatte. Irgendwie bleiern, und wenn man diesen Ton hörte, konnte man meinen, dem Sprecher sei alles, wirklich alles, völlig egal. Wenn man ihm sagte, das Ende der Welt stünde bevor, würde er sagen, ja, okay, um welche Uhrzeit denn?
    » Ja, ja, mir geht es gut. Ich fühle mich innerlich nur irgendwie tot, weißt du. Ich meine, im Moment würde ich mich am liebsten einfach zusammenrollen und schlafen, einfach alles vergessen. Ich habe einmal was über diese Typen gehört, die eine Expedition gemacht haben, ich glaube, in die Antarktis. Die Kälte hat sie so angegriffen, dass sie einfach nur noch einschlafen und wegdriften wollten, um nie wieder aufzuwachen. Ungefähr so fühle ich mich. Sehr kalt und sehr müde. In solchen Momenten wünschte ich mir, ich würde Crack rauchen. Dann hätte ich einen Ort, an den ich gehen könnte.

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