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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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Seiten in dem Buch über tropische Fische gestopft hast – haben wir uns verstanden?«
    Der Junge wurde blass, und die feinen Haare an seinem Kinn bebten.
    » Ich habe nichts …«, setzte er an, aber sie unterbrach ihn beiläufig: » Hör zu, Koksnase, selbst wenn er nichts findet, wird er dir seine Aufmerksamkeit schenken, wenn er weiß, dass ich das will. Also, was soll es sein? Ein bisschen Kooperationsbereitschaft oder ein Knie in die Eier? Einfache Wahl.«
    Er nickte kurz, woraufhin sie auf ihren ursprünglichen Platz zurückkehrte.
    Was Fusselbart gesagt hatte, war durchaus relevant und ergab einen Sinn, aber die Art, wie er es gesagt hatte, sorgte dafür, dass sie am liebsten seinen Kopf gegen eine Ziegelmauer gerammt hätte. Er war zu selbstzufrieden, grinste dämlich und war einfach viel zu arrogant.
    Sie wandte sich mit einer neuen Frage an den Kurs: » In der Religion haben wir ein Problem mit dem Bösen. Denn wenn Gott omnipotent und allwissend ist und alles, inklusive sich selbst, erschaffen hat, dann muss er doch auch das Böse erschaffen haben, oder?«
    Fusselbart wollte anfangen zu diskutieren, doch dann erinnerte er sich offenbar an ihre Drohung, denn er ließ sich wieder in den Sitz fallen und spielte mit seinem Stift. Er vollführte diesen Trick, den sie scheinbar alle beherrschten, bei dem man den Stift wie einen Propeller kreisen ließ. Vanessa hatte es versucht und war gescheitert, woraus sie geschlossen hatte, dass die jungen Leute Stunden damit verbracht haben mussten, diese nutzlose Spielerei zu üben.
    Eine Studentin mit brauner Hornbrille sagte: » Vielleicht war es eine indirekte Schöpfung, eine Art Nebenprodukt? Vielleicht haben die Menschen das Böse erfunden? Okay, Gott hat den Menschen erschaffen, aber er hat ihn unvollkommen erschaffen, damit er Fehler machen und daraus lernen und seinen freien Willen einsetzen kann. Und indem er diese Freiheit nutzte, hat der Mensch das Böse erfunden.«
    » Gut«, lobte Vanessa, » noch andere Ideen?«
    Fusselbart nahm das als Einladung, es noch einmal zu versuchen.
    » Das Böse ist nichts, was erfunden wurde. Bei dir klingt das so, als wäre es ein greifbarer Gegenstand oder ein Gas, das durch die Luft fliegt. Das Böse bedeutet, böse Dinge zu tun.«
    Vanessa hörte mehr Respekt in seiner Stimme und ließ ihn wieder mitspielen.
    » Ach, ist es das wirklich?«, hakte sie nach. » Ist die böse Tat eines guten Mannes schlimmer als eine ähnliche Tat eines bösen Mannes?«
    » Das meine ich ja«, erwiderte der Junge mit gequälter Miene. » Sie nennen jemanden böse, ohne zu definieren, was böse ist.«
    » Okay, formulieren wir es anders: Da ist dieser Chorleiter, der sein Leben lang den Menschen geholfen hat, den Alten und Schwachen, den Armen und Bedürftigen, und dann rastet er plötzlich aus und überfällt eine Bank, wobei ein Kassierer getötet wird. Vor dieser Tat war er ein leuchtendes Beispiel an Anständigkeit und Güte und wurde von allen geliebt, die mit ihm in Kontakt kamen. Er sagt, diese böse Tat sei ein einmaliger Fehltritt, und so etwas würde nie wieder vorkommen. Sein Komplize bei dem Mord ist ein Mann, der sein Leben damit verbracht hat, die Ersparnisse seiner Mutter zu verspielen, bis sie am Hungertuch nagte. Er war in diverse Bandenkriege verwickelt, hat immer wieder gestohlen und verschiedene Sexualdelikte begangen, und er zeigt keine Reue, was all diese Taten angeht. Er lacht Richter und Gerichtsbeamten aus und droht den Geschworenen Gewalt an, falls er verurteilt werden sollte. Ist der zweite Mann böser als der erste? Sollte der Chorleiter eine geringere Strafe bekommen, wenn das Gericht beide Männer wegen der Tat verurteilt?«
    Fusselbart blieb hart.
    » Wenn sie beide für den Tod des Kassierers verantwortlich waren, wenn es eine Tat war, dann sollten sie gleich hart bestraft werden. Ihre Vorgeschichte, oder wie sie ihre Tat beurteilen, spielt keine Rolle. Nur die Tat zählt, nichts anderes. Handelt man böse, ist man böse.«
    » Ja, aber …«, setzte Vanessa an.
    Sie wurde von einer Stimme an der Tür unterbrochen.
    » Ich stimme dem Jungen zu. Eigentlich bin ich der Meinung, der gute Mann sollte sogar härter bestraft werden, weil er der bösere von den beiden ist.«
    Sie wirbelte herum, wütend über diese Unterbrechung, und entdeckte Dave, der am Türrahmen lehnte.
    Er sagte: » Da ist beispielsweise dieser Engel, der Amok läuft, auf die Erde kommt und anfängt, Menschen bei lebendigem Leibe zu verbrennen.

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