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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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Nethru war immer noch der Meinung, dass das Ätherische dem Physischen vorzuziehen war. Das lag in seiner Natur.
    Und wenn man es genau nahm, arbeiteten Schusswaffen sehr simpel. Sie verliehen einem Geschoss hohe Geschwindigkeit, damit es in das Fleisch des Opfers eindringen konnte. Diese Geschosse waren nicht immer effektiv, sondern durchstießen manchmal den Körper, ohne eine tödliche Wunde zu hinterlassen. Das konnte Nethru auch erreichen, indem er einfach einen Stein schleuderte.
    Es war schwierig, sich etwas anderes vorzustellen als Feuer, denn das war schon immer seine Waffe gewesen. Verbrennung. Das war sauber. Es war auf künstlerische Art zerstörerisch. Das war die Art der Engel. Er liebte das reine Konzept von Feuer. Man fand sein Ziel und brannte es nieder. Asche zu Asche. Rauch im Wind. Er hatte die Legionen der Ungläubigen in Feuerregen ertränkt, hatte zugesehen, wie sie durch die Hitze seiner Flammen zu einem Nichts verglühten. Er hatte sie mit Tod überzogen, Licht zum Himmel geschickt und das Böse zurückgeschleudert in die qualmenden Regionen der Hölle.
    War das wirklich erst gestern gewesen, dass er die Macht des heiligen Feuers in seinen Fingerspitzen gehabt hatte? Er betrauerte seinen Verlust und fragte sich, wie er das ersetzen sollte. Neben der Fähigkeit, selbst Feuer zu erzeugen, würde jedes Gerät, das er benutzte, plump wirken.
    Der Feuersturm, den er erschaffen hatte, um einen Dämon in Tokio zu töten, hatte beispielsweise einen ganzen Landstrich verwüstet. Tausend oder mehr Sterbliche waren in diesem Feuer gestorben: ein sauberer, süßer Tod. Er hatte beobachtet, wie sie verbrannt waren, hatte sich dafür aber nicht weiter interessiert, da er nur die Faszination für das Feuer spürte, für die Flammen, die bis zu den Wolken aufstiegen. Feuer war Licht.
    Feuer war Feuer.
    Das Hilfsmittel, für das Nethru sich schließlich widerstrebend entschied, ähnelte dem, das er auch schon sehr erfolgreich bei Malloch eingesetzt hatte. Die Menschen nannten es einen Molotowcocktail: eine Flasche voller Benzin mit einem Lappen als Zündschnur. Für einen gefallenen Engel war diese Brandbombe eine primitive Waffe, aber sie war effektiv. Und irgendwie war sie auch ein Tribut an Luzifer, den Lichtbringer, nun Satan, Fürst der Finsternis.
    Er versteckte ungefähr ein halbes Dutzend Molotowcocktails in den Taschen seines Regenmantels.
    Er hatte sie aus kleinen Bierflaschen gemacht, deren Glas dünner war als das der meisten anderen Behältnisse, die man ganz leicht in Müllcontainern finden konnte. Das Benzin hatte er aus einigen Autos abgezapft, wobei er mit einer schnellen Drehung des Handgelenks die Tankdeckel abgerissen hatte. Das Mittel zur Zündung des Benzins schließlich hatte er einem Passanten gestohlen, der erst überrascht und dann wütend gewesen war, als ihm das Feuerzeug aus der Hand gerissen wurde, während er sich eine Zigarette anzünden wollte. Doch Nethru war so schnell, dass dem Opfer nicht genug Zeit blieb, um nach Hilfe zu schreien.
    Jetzt war er bewaffnet. Und er war bereit, seinen Feinden eine Nachricht zu schicken.
    Der uniformierte Polizist ging nach seiner Nachtschicht nach Hause und wählte eine Abkürzung durch eine Seitengasse.
    Binny Wilson, schwarz wie Teer und stolz darauf, war immer froh, wenn er die Nachtschichten hinter sich hatte. Der erste Teil war noch okay, wenn man sich warm und geborgen fühlte in einer schlafenden Welt, und auch ein bisschen besonders, weil man wach und wachsam war.
    Aber später, so gegen halb fünf, wenn die Dunkelheit sich langsam verdrückte und graues Licht sie durchzog wie träger Rauch, dann nahm die Welt die Farbe von Zigarettenasche an, und alles war anders. Der Blutzuckerspiegel sackte ab, die Müdigkeit wurde immer drückender, und man dachte, man würde es nie schaffen, ohne zusammenzuklappen. An diesem Punkt einer Schicht könnte man auch auf einer Rasierklinge schlafen.
    Gegen sechs überwand man dann die Trägheit und begann sich zu fragen, ob die Freundin wohl noch im Bett war, wenn man nach Hause kam. Man fing an, sich den Geruch der Laken vorzustellen, auf denen sie gelegen hatte, und den völlig anderen Duft ihres Parfums, der noch im Kopfkissen hing. Das eine der warme Geruch eines Körpers, das andere ein Duft, der einen in das Traumland der Fantasien schickte.
    Und danach Steak mit Eiern.
    Nach sechs kam einem die Nachtschicht schon nicht mehr so schlimm vor.
    Als er die Gasse halb durchquert hatte, rappelte sich

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